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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ersten Mal.
    Wieso war ihm das nicht früher eingefallen! Dabei hatte er schon von Anfang an dem Gesicht, das so verführerisch dem von Alex Daniels ähnelte, nicht trauen wollen.
    Es schellte zum zweiten Mal.
    Er war auf ein Trojanisches Pferd hereingefallen! Niemand von all den versammelten Polizisten und Museumsleuten hatte gefragt, wie das gestohlene Gemälde nach dem Alarm aus dem Museum herausgekommen war. Die Meldung von dem Flüchtigen mit dem Paket hatte alle geblendet.
    Es läutete zum dritten Mal.
    Weil das »Gehirn« mit ihnen Hase und Igel gespielt hatte. Wenigstens ihm, dem in den Fall eingearbeiteten Versicherungsdetektiv, hätte das klar sein müssen. Der Bau des Turms von Babel hatte das Gebäude überhaupt nicht verlassen, bis…
    »Politie Gelderland-Midden, inspecteur Janwillem Loo, goedenavond«, sprach eine leiernde Männerstimme mitten in Darwins Selbstanklage hinein.
    »Ich muss dringend Inspecteur Gaemers sprechen«, sagte er, nachdem er sich erklärt hatte.
    »Inspecteur Gaemers ist noch nicht wieder in die Dienststelle zurückgekehrt«, erwiderte der Beamte in flüssigem Englisch. Darwin dankte dem holländischen Fernsehen, das amerikanische TV-Serien grundsätzlich in Originalsprache ausstrahlte.
    »Dann geben Sie mir bitte den Diensthabenden.«
    »Der ist am Apparat.«
    »Gut. Wie war Ihr Name, bitte?«
    »Inspecteur Janwillem Loo.«
    »Ah ja! Inspecteur Loo, in Ihrer Asservatenkammer sind vor ein paar Stunden zwei Gegenstände aus dem Kröller-Müller-Museum eingeliefert worden.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, entgegnete der Beamte mürrisch.
    Darwin verdrehte die Augen. »Ich bin der zuständige Detektiv von ArtCare, dem Unternehmen, bei dem das heute Abend vermeintlich geraubte Gemälde versichert war.«
    »Wieso vermeintlich? Es wurde geraubt.«
    »Wenn wir etwas nicht haben, Inspecteur Loo, dann ist es Zeit. Lassen Sie mich Ihnen diese ziemlich komplizierte Geschichte später erklären. Jetzt müssen Sie das Bild mit der Melone zunächst an einen sicheren Ort bringen.«
    »Unsere Asservatenkammer ist sicher, Mr Shaw.«
    »Aber nicht sicher genug, Inspecteur Loo.«
    »Sie denken allen Ernstes, Sie können hier einfach anrufen und über die sichergestellten Beweisstücke verfügen?« Die Stimme des Inspektors bekam etwas Drohendes.
    »Rufen Sie Inspecteur Gaemers an. Der wird Ihnen sagen, dass auf mein Wort Verlass ist.« Darwin bluffte. In Wirklichkeit war er von der Einsichtsfähigkeit des Beamten weniger überzeugt.
    »Hat das nicht Zeit bis morgen Früh?«, brummte Loo.
    »Nein!«, zischte Darwin, nahm sich aber sofort wieder zurück. »Entschuldigen Sie, aber es ist wirklich dringend.«
    »Und die Asservatenkammer von Arnheim ist wirklich sicher«, erwiderte der Inspektor kühl.
    »Dann sehen Sie wenigstens nach, ob es noch da ist.«
    »Was?«
    Darwin glaubte, platzen zu müssen. »Das Bild mit dem Bowler, um Himmels willen. Wenn damit etwas passiert ist, dann mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich.«
    Aus der Leitung kam nur Stille.
    »Inspecteur Loo?«
    »Also gut«, knurrte dieser, »ich schicke mal jemand runter und lasse ihn nachsehen.«
    »Bitte tun Sie das.«
    »Legen Sie nicht auf.«
    Das Warten wurde für Darwin zur Geduldsprobe. Wie ein Leopard im Käfig lief er in seinem Hotelzimmer auf und ab. Das Ohr hinter dem Mobiltelefon war schon ganz heiß. Endlich hörte er hallende Geräusche. Aufgeregte Stimmen! Darwin schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Äh, Mr Shaw«, meldete sich Loo mit kleiner Stimme.
    »Ja, Inspecteur«, antwortete Darwin niedergeschlagen.
    »In unserer Asservatenkammer wurde heute Nacht eingebrochen. Das Bild, nach dem Sie gefragt haben, ist verschwunden.«
    Darwin ließ sich schwer aufs Bett sinken und holte tief Atem. »Gratuliere, Inspecteur Loo. Die Polizei von Arnheim hat soeben dem meistgesuchten Kunsträuber Europas einen Hendrick van Cleef auf silbernem Tablett serviert.«

 
    Kapitel 15
     
     
     
    »Der Mensch sollte sich niemals genieren, einen Irrtum zuzugeben, zeigt er doch damit, dass er sich entwickelt, dass er gescheiter ist als gestern.«
    Jonathan Swift
     
     
     
    IRGENDWO AUSSERHALB VON LONDON (ENGLAND),
    Montag, 15. Oktober, 12.00 Uhr
     
    Die Wirklichkeit hatte sich aufgelöst. Zeit existierte nicht mehr. Im Dahindämmern verlor Alex jeden Bezug zu ihrer Umgebung. Zu sich selbst. Schwach, so wie man einem flüchtigen Traum nachjagt, glaubte sie sich an kurze Lichtblicke zu erinnern. Hin und wieder war

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