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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht einmal, ob der Täter den Nationalpark sofort verlassen will oder sich vorerst hier versteckt hält. De Hoge Veluwe ist fünfeinhalbtausend Hektar groß. Wir könnten hier tagelang nach ihm suchen, ohne ihn zu finden.«
    Vor Darwins innerem Auge erschien eine lange Warteschlange bei der Arbeitsagentur, und er stand mitten drin. Cadwell würde ihn in der Luft zerreißen, egal wie halbherzig die holländische Polizei oder wie unaufmerksam der schottische Terrier gewesen war.
    Wie auf Stichwort näherte sich Blackwater dem Kabinett. »Haben Sie kurz Zeit, Darwin?«
    Der Detektiv bedankte sich bei dem Polizisten und trat mit seinem Kollegen einige Schritte zur Seite. »Was gibt’s?«
    »Mir hat die Show heute Abend keine Ruhe gelassen.«
    »Das will ich in Ihrem Interesse auch hoffen.«
    »Sie haben sich genauso täuschen lassen, Darwin«, gab der Sicherheitsexperte gereizt zurück. »Wollen wir uns jetzt gegenseitig die Schuld zuschieben oder den Fall aufklären?«
    »Ist ja schon gut. Was haben Sie herausgefunden?«
    »Wir hatten im Vorfeld nur die üblichen Stellen überprüft: die Kabelschächte, die Verteilerkästen, eben all die Orte, wo das › Gehirn ‹ auch bei den letzten Museumseinbrüchen die Überwachungs- und Alarmtechnik manipuliert hat. Das war ein Fehler.«
    »Wieso?«
    »Weil der Bursche sich direkt im Kontrollraum zu schaffen gemacht hat, und zwar auf so raffinierte Weise, dass selbst ein Servicetechniker die Manipulati on kaum entdeckt hätte. Dr. Bou mans ist fassungslos. Er kann sich das nicht erklären. Die Zentrale ist der einzige Bereich im Museum, der praktisch rund um die Uhr besetzt ist.«
    »Werden nie Wartungsarbeiten an der Technik durchgeführt?«
    »Musste ich natürlich auch gleich dran denken. Boumans hat nachgesehen. Die letzte Kontrolle war im Januar, also vor neun Monaten.«
    Ungefähr zu der Zeit, als Julian Kendish das Zeitliche gesegnet hat, dachte Darwin. Er fuhr sich mit den gespreizten Fingern der Rechten durchs Haar. »Das ist mir schleierhaft. Wenn sich ein falscher Techniker einschleicht, hätte der Schwindel doch spätestens auffliegen müssen, nachdem die beauftragte Firma den richtigen Mann geschickt hat.«
    »Man merkt, dass Sie mit Computern auf Kriegsfuß stehen, Darwin. Heutzutage wird das Dispatching, die Einteilung der Kundendienstkräfte, von Programmen erledigt. Der Gauner muss sich nur in das System gehackt und einen gefälschten Arbeitsbericht eingegeben haben. Dann hätte das Museum sogar ordnungsgemäß eine Rechnung bekommen, und alle wären froh und glücklich gewesen.«
    In Darwins Kopf bauten sich die Puzzlesteine zu einem Szenario zusammen. Im Zuge der ArtCare-Abnahme wurden grundsätzlich die Unternehmen geprüft, die solche Dienstleistungen abwickelten. Nur entsprechend zertifizierte Firmen erhielten den Unbedenklichkeitsstatus. Julian Kendish hatte Zugriff auf alle diese Informationen gehabt. Und mit ihm vermutlich auch sein Sohn. Wenn Kevin – oder Theo – das nötige technische Know-how »geerbt« oder einen entsprechend vorbelasteten Komplizen gehabt hatte, dann wäre eine derartige Manipulation ein Kinderspiel gewesen.
    »Leider kommt Ihre Entdeckung ein bisschen zu spät«, sagte Darwin, sehr darum bemüht, es nicht wie einen neuerlichen Vorwurf klingen zu lassen.
    Blackwater zog eine Grimasse. »Niemand kann an alles denken. Beim nächsten Mal sind wir schlauer.«
    Darwin seufzte. »Ich fürchte, für mich wird es kein nächstes Mal geben.«
     
     
    Der Gedanke überfiel ihn mitten im Schlaf. Wie von der Tarantel gestochen fuhr Darwin aus dem Bett hoch. Einen Moment lang war er völlig orientierungslos. Hatte er geträumt? Oder nur über das Bild vom Bowler nachgedacht? Erst allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Er war im Rijnhotel in Arnheim. Im Dunkeln tastete er nach seinem Handy und drückte eine Taste, um die Beleuchtung einzuschalten. Es war drei Uhr achtundfünfzig.
    Er konnte höchstens eine halbe Stunde geschlafen haben. Davor hatte er sich im Bett hin und her gewälzt, die Vorgänge im Museum ständig vor Augen. Aber dann musste die Anspannung der letzten Tage doch ihren Tribut gefordert und ihn ins Reich der Träume geschickt haben. Oder auf eine andere Ebene der Wahrnehmung?
    Darwin schaltete das Leselicht ein, schwang sich aus dem Bett und holte seine Notizen vom Schreibtisch. Die Telefonnummer der Arnheimer Polizei war schnell gefunden. Er tippte sie ins Handy ein und lauschte auf das Läuten.
    Es klingelte zum

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