Die Galerie der Lügen
Gewalteinwirkung erinnern. Auch ihr Schwindelgefühl und das Erbrechen rühren von daher. Vermutlich wird sie einige Tage unter Kopfschmerzen leiden, aber wenn sie die strikte Bettruhe einhält, dann dürfte nichts zurückbleiben.«
Darwins Erleichterung drohte sich erneut in Form von Tränen Bahn zu brechen. »Danke, Doktor.«
Der Arzt hob die Augenbrauen. »He, he, he! Wie heißt das?«
»Danke, Lindsey.«
Er griente. »Schon besser. Und jetzt lasse ich Sie beide wieder allein. Vielleicht wollen Sie Ale x ja noch ein paar Dinge sagen – bevor sie wieder aufwacht, meine ich.«
Mit einem Augenzwinkern verschwand Dr. Lindsey Atkey aus dem Krankenzimmer.
Gegen zehn Uhr nachts ließ die Wirkung des Beruhigungsmittels nach, und Alex erwachte. Darwin war kurz weggenickt und merkte es erst, als ihre Hand in der seinen zuckte. Einem Impuls folgend, tätschelte er sie, weil ihm diese Geste der Fürsorge irgendwie unverfänglicher erschien.
»Hallo, wie geht’s, Partner?«
»Grauenvoll«, antwortete sie leise. »Könntest du mir etwas zu trinken besorgen.«
»Alles da. Warte, ich helfe dir.«
Er flößte ihr aus einer Tasse Kräutertee ein und fragte sich, ob der Geschmack sie das Gesicht verziehen ließ oder die Kopfschmerzen, die Lindsey angekündigt hatte.
»Du siehst übrigens auch zum Fürchten aus«, bemerkte sie, als ihr Haupt wieder in den Kissen lag.
Ihr Humor ist unverwüstlich, dachte er. Das ist gut. Er grinste. »Danke für das Kompliment. Ich soll dich von Lucy grüßen. Sie war nach der Arbeit hier. Morgen will sie wieder vorbeischauen.«
»Das ist lieb. Grüß sie bitte von mir zurück.«
Darwin nickte. »Dr. Atkey meinte, du bist in ein paar Tagen wieder auf den Beinen.«
»Wann fliegst du nach Florenz?«
Er zögerte.
»Was ist?«, fragte sie.
Darwin merkte, wie das Sprechen sie anstrengte. »Eigentlich wollte ich dich mitnehmen.«
»Wozu?«
»Ich verstehe die Frage nicht. Du bist doch meine Chefberaterin.«
»Wenn ich könnte, würde ich lachen. Du hast gelernt, wie das › Gehirn ‹ zu denken, und kommst ganz gut ohne mich klar.«
»Außerdem muss ich auf dich aufpassen«, fügte Darwin leise hinzu.
Ihre violetten Augen wanderten über sein Gesicht. Mit einem Mal lächelte Alex schwach. »Dann fang mal damit an, auf dich Acht zu geben. Ein Beschützer, der jeden Moment zusammenklappt, nützt mir nicht viel. Geh nach Hause und schlaf dich aus.«
Er hätte gerne widersprochen, aber einerseits hatte sie Recht, und andererseits waren sie beide zum Streiten zu erschöpft. Also gab er nach.
»Ich komme dich morgen Früh besuchen.«
Sie nickte schwach.
Er überlegte, ob es angemessen war, seinem Partner die Stirn zu küssen, entschied sich dann aber doch nur für ein weiteres Tätscheln der Hand.
Zwölf Stunden später war Darwin wieder im Bart’s. In der zurückliegenden Nacht hatte er immerhin sechs Stunden geschlafen. Nun fühlte er sich wie gesteinigt, aber trotzdem lebendig. Das morgendliche Briefing mit Martin Cadwell war zu einer anderthalbstündigen Besprechung ausgeufert, in der erstaunlich wenig über den glimpflichen Ausgang und die Hintergründe des Bombenanschlags, dafür aber um so mehr über die bevorstehende Operation in Italien geredet wurde.
Darwin verschonte Alex mit den Einzelheiten, als er an ihrem Krankenbett saß. Sie wirkte immer noch schwach, war aber in deutlich besserem Zustand als am vergangenen Abend. Ihr Humor begann wieder subtil zu werden, was er für ein gutes Zeichen hielt.
»Ich fange gerade an, die Vorzüge von Krankenhäusern zu entdecken«, erklärte sie ihm.
»Ach, und welche wären das?«
»Hier drin sind Handys verboten. Einige Leute halten sich zwar nicht dran, aber es ist immer noch besser als in jeder öffentlichen Bibliothek.«
Er studierte eine Weile ihre strengen und doch so ebenmäßigen Züge und versuchte darin den Isländer Thorgrim Gunnarsson zu erkennen, den sie als ihren genetischen Vater bezeichnet hatte, kurz bevor…
»Was geht dir durch den Sinn?«, fragte sie mitten in seine Gedanken hinein.
»Nichts.«
»Ich bin zwar auf den Kopf gefallen, aber nicht blöd. Nun red schon, Darwin.«
»Als du in Cadwells Büro unsere Theorie vom David als nächstes Ziel des › Gehirns ‹ verteidigt hast, ist dir etwas herausgerutscht. Du erwähntest Theos Kassiber, ohne jedoch seinen Namen zu nennen. Stattdessen sprachst du von dem Autor der heimlichen Nachricht, als wäre er die treibende Kraft hinter den
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