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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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an.
    »Ich denke, ich kann mich dreißig Sekunden lang gegen Ms Daniels wehren. Länger brauchen Sie nicht, um mir zu Hilfe zu kommen. Machen Sie die Dinger ab!«, verlangte Darwin von der Wärterin.
    Während die Handschellen aufgeschlossen wurden, zog er eine Visitenkarte aus der Jackentasche und hielt sie Daniels entgegen. Sie griff danach. Linkshänderin, notierte er im Geist. Überraschung spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Wenigstens irgendeine Regung, dachte er, fühlte sich aber doch veranlasst, der Reaktion auf den Grund zu gehen.
    »Hat man Ihnen nicht gesagt, dass ich von ArtCare bin?«
    Ihre ganze Antwort bestand in einem finsteren Blick.
    »Hieß nur, da kommt noch so ein Ermittler«, sagte die Wärterin.
    »Ist ja auch richtig«, antwortete Darwin, richtete das Wort jedoch direkt an die Gefangene. »Bei ArtCare waren die Kunstwerke versichert, die an den vergangenen drei Wochenenden gestohlen oder zerstört wurden.«
    Wieder schwieg die junge Frau.
    »Wir würden jetzt gerne unter vier Augen weiterreden«, erklärte Darwin der Vollzugsbeamtin.
    Sie grinste. »Kann ja eine anregende Unterhaltung werden.
    Wenn Sie fertig sind oder wenn Sie Hilfe brauchen, machen Sie sich bemerkbar. Neben der Tür ist ein Klingelknopf. Ich bin die ganze Zeit im Nebenzimmer und spitze die Ohren.«
    Der Detektiv bedankte sich und wartete, bis die Wärterin den Raum verlassen hatte. Danach deutete er zum Tisch. »Bitte setzen Sie sich, Ms Daniels.«
    Die Gefangene nahm Platz. Sie zupfte nervös an ihren Haaren im Nacken. Als sie Darwins Blick bemerkte, legte sie ihre Hände vor sich auf die Platte.
    Er setzte sich ihr gegenüber. Gesprächsbereitschaft kann man nur auf gleicher Augenhöhe einfordern. Ihm ging es weniger darum, Daniels der Teilnahme am Einbruch im Louvre zu überführen. Selbst wenn sie alles leugnete, wie Mortimer geschrieben hatte, musste sie sich in irgendeiner Weise zu den im Pariser Museum gefundenen Spuren äußern. Er beschloss, es zunächst auf die sanfte Tour zu versuchen.
    »Ich entscheide nicht über Ihr Strafmaß, Ms Daniels. Aber ich kann Ihnen helfen, es so gering wie möglich zu halten. Sind Sie an einem Handel interessiert? «
    Keine Antwort.
    »Die Toten im Louvre machen Sie mit einem umfassenden Geständnis natürlich nicht wieder lebendig, aber womöglich handelte es sich ja um einen Unfall. Können Sie vielleicht Licht in die Sache bringen? «
    Daniels’ Augen sch o ssen violette Blitze, denen er nicht lange standhalten konnte.
    Wider besseres Wissen erhob sich Darwin doch.
    »Warum machen Sie es uns so schwer, Ms Daniels? Vielleicht fangen wir bei etwas ganz Einfachem an, das für meine Firma jedoch sehr wichtig ist: Wie haben Sie die Sicherheitsvorkehrungen im Louvre ausschalten können? Ich meine, nicht technisch. Wir haben ja die Apparaturen gefunden, auf denen sich Ihre Fingerabdrücke befanden. Aber wie sind Sie überhaupt so weit gekommen?«
    Er ließ ihr Zeit, um die Fragen einwirken zu lassen. Aber auch das nützte nichts. Daniels sagte kein einziges Wort.
    Nachdem er ungefähr zwei Minuten lang wie ein Panther um sie herumgeschlichen war, beschloss er das Tempo ein wenig zu forcieren.
    »Es besteht der dringende Verdacht, dass Sie auch am Einbruch in der Tate Modern und im Kunsthistorischen Museum Wien beteiligt waren.« Das war ein Bluff. Seine Vorwürfe beruhten auf einer mehr als fadenscheinigen Theorie.
    Die Gefangene veränderte die Lage ihrer Hände. Auf dem grauen Kunststoff der Tischplatte blieben feuchte Flecken zurück. Während Darwin zusah, wie sie allmählich verblassten, fragte er sich, ob ihn sein Instinkt trog.
    Daniels wirkte beunruhigt.
    Fühlte sie sich ertappt? Oder hatte sie von den beiden Kunstrauben noch gar nichts gewusst? Letzteres hielt er für ausgeschlossen, obwohl die Beschuldigte gegenüber Mortimer behauptet hatte, ihre Wohnung wochenlang so gut wie nie verlassen zu haben. Das Alibi war so schlecht, dass es schon fast wieder gut war.
    Irgendetwas passte nicht.
    »Sie verschweigen etwas«, sagte Darwin unvermittelt.
    Auch mit dem Offensichtlichen konnte er sie nicht aus der Reserve locken.
    Also gut, dann noch einen Gang höher schalten, dachte er, ging um den Tisch herum und klappte den Aktendeckel auf. Aus einer Klarsichthülle suchte er mehrere Fotografien heraus und warf die erste in Daniels’ Richtung. Sie glitt auf einem Luftpolster über die Platte, bis sie von den sauber manikürten Fingern der Gefangenen abgebremst wurde.
    Unschwer war das

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