Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
immer nur die braunen. Ist dadurch etwas Neues entstanden?«
    »Außer dem Speckröllchen am Bauch wohl nicht.«
    »Sehen Sie! Genau das wird auch in der Natur beobachtet. Hunderassen werden oft als überzüchtet bezeichnet, was nichts anderes heißt, als dass der Genpool bestimmter Arten, also die Gesamtheit ihrer Allele, ausgelaugt worden ist: je höher der Anpassungsgrad, desto niedriger die Variabilität.«
    »Die anfälligen Hunderassen sind eine Folge des menschlichen Züchtungswahns, nicht der natürlichen Auslese.«
    »Sicher, aber das bedeutet nichts anderes als gezielte Auswahl bestimmter Erbmerkmale oder genetischer Störungen.«
    »Wieso Störungen?«
    »Weil etliche Hunderassen ihre als Evolutionsbeweis bestaunten Besonderheiten so genannten Null-Allelen verdanken. Diese ursprünglichen Merkmalsausprägungen sind durch Mutationen eliminiert worden. Manchmal liegt auch nur eine Funktionseinschränkung oder -s törung vor. Nehmen Sie die Achondroplasie…«
    »Was, bitte schön?«
    »Ein erblicher Defekt der Knorpelbildung, der zu stark verzögertem Wachstum in den langen Knochen der Gliedmaßen und dadurch zu Zwergenwuchs führt. Tritt sowohl beim Menschen als auch bei Tieren wie dem Basset oder dem Dackel auf. Der Darwinist sieht’s, staunt über die Unterschiede zum Wolf und jubelt: › Das ist Makro evolution ‹ In Wirklichkeit steckt ein simpler Funktionsverlust dahinter. Damit lässt sich nun mal keine Aufwärtsentwicklung erklären.«
    »Mag sein, aber das ist doch wohl eher ein Beleg für die Fehlerträchtigkeit menschlicher Bemühungen, die Natur zu verbessern.«
    »Vorsicht! In freier Wildbahn treten ähnliche Phänomene auf. Auch die Natur kann einen hohen Selektionsdruck ausüben, wenn sich die Lebensbedingungen für eine Art innerhalb kurzer Zeit verändern. Ein schönes Beispiel ist der Gepard, das schnellste Säugetier der Erde.«
    »Ein Wunderwerk der Evolution.«
    »Wie man’s nimmt. Im Gegensatz zur Hauskatze ist seine genetische Variabilität praktisch null. Wie ein überzüchteter Windhund ist der Gepard sehr krankheitsanfällig, in vielen Fällen eingeschränkt fruchtbar und nach der Jagd oft so geschwächt, dass er nicht in der Lage ist, seine Beute gegen andere Konkurrenten zu verteidigen. Die natürliche Zuchtwahl hat ihn zwar zum Weltmeister gemacht, aber damit auch zum Verlierer.«
    »In der Evolution sind immer wieder Arten ausgestorben.«
    »Sicher. Nur zeichnen die empirischen Daten ein Bild, das die Darwinisten schönfärben wollen, obwohl es im Hinblick auf ihre Theorie ziemlich trist aussieht. Als das Leben auf unserem Planeten erschien, gab es einen schier überbordenden Variationsreichtum. Das wird durch Millionen von Versteinerungen belegt. Die Organismen sind von Anfang an sehr komplex gewesen und besaßen ein hohes genetisches Potenzial. Durch Mutationen könnten sich Allele ausgebildet haben, die den erstaunlichen Variantenreichtum erklären, auch beim Menschen. Soll ich fortfahren?« Alex hatte eine steile Falte auf der Stirn ihres Fahrers bemerkt.
    »Ich glaube, das genügt mir, um die Botschaft des › Gehirns ‹ zu verstehen. Danke. Was ist mit der Taube? Als Traumsymbol, meine ich.«
    Das war plumpe Überrumpelung. Alex musste sich mental erst neu orientieren. »Raten Sie mal.«
    »Ich kenne nur die Friedenstaube.«
    »Bravo. Damit liegen Sie genau richtig. Sie stellt die Freiheit im Denken und Handeln dar, insbesondere wenn es um die geistige Vereinigung zweier Menschen geht.«
    »Also ist sie eine Einladung, uns auf die Gedankenwelt des › Gehirns ‹ einzulassen?«
    »Das kann man so sehen. Übrigens wird die Taube auch als erotisches Symbol für das Sanfte, Weiche, Weibliche gedeutet.«
    »Interessant.«
    Alex fühlte sich immer unbehaglicher. Versuchte Shaw mit ihr zu flirten? »Die…« Sie musste unvermittelt schlucken, weil ihr Rachen wie ausgetrocknet war. »Die Taube ist ein sehr zartes Geschöpf.«
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Im Traum steht sie deshalb nicht für die harte Ratio, sondern für die weichen, die schöpferischen Gedanken, die sich entfalten möchten.«
    »Dann wäre also abzusehen gewesen, dass es beim Raub Nummer vier einerseits um Frauen, andererseits um eine Übereinkunft gehen würde, wie sie Paris mit Aphrodite geschlossen hat. Somit ist es doch möglich, den Unachtsamen Schläfer zu interpretieren.«
    »Im Nachhinein schon.«
    »Über Das Paradies von Cranach haben wir ja bereits gesprochen. Es ist sozusagen das kreationistische

Weitere Kostenlose Bücher