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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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mit Schnitzereien verzierter Tür ankam, strich er seine blauschimmernde Robe glatt und fuhr sich mit der Hand durch das hellbraune Haar. Er klopfte und rief leise: »Adom? Hier ist Ornias. Du wolltest mich sprechen.«
    Er legte ein Ohr an die Tür und lauschte. Drinnen war kein Laut zu vernehmen. »Mist« fluchte er unterdrückt. »Du bist doch nicht etwa wieder in diesen verdammten Gebetsraum gegangen, oder?«
    Irritiert klopfte er fester und rief: »Adom, bist du da?«
    »Oh«, antwortete eine leicht geistesabwesende Stimme. »Ja, Ornias, ich komme.«
    Ornias kratzte sich an der Nase, seufzte gelangweilt und murmelte: »Ich bin ja so froh, Mashiah. Ich hatte schon befürchtet, du wärst wieder in dem Loch verschwunden.«
    Die Tür schwang auf und Adom starrte ihn an. »Ich, äh … habe ich dich rufen lassen?«
    »Ja, Adom. Shassy brachte mir die Nachricht, daß du deine Konferenz mit Milcom beendet hättest und mich sprechen wolltest.« Er kniff die Augen zusammen. Irgend etwas irritierte ihn, auch wenn er nicht zu sagen vermochte, was es war. So erging es ihm ständig bei Adom.
    »Oh. Na gut, komm herein.« Der Mashiah zog die Tür weit auf, wandte sich dann ab und ging in Gedanken versunken in seine Räumlichkeiten zurück, wobei er sich das glattrasierte Kinn rieb. »Ich frage mich, warum ich …«
    Ornias trat ein, schloß die Tür hinter sich und betrachtete Adom forschend. Der Mann sah schrecklich müde aus. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab, und das blaßblonde Haar hing in fettigen Strähnen bis auf seine Brust. Seine grüne Robe war das einzige an ihm, das frisch wirkte. Nach einem »Gespräch« mit Milcom sah er normalerweise aus, als hätte ein Boxer ihn in die Mangel genommen, doch diesmal schien es noch schlimmer als sonst zu sein.
    »Geht es dir gut?«
    »Hm?« Adom drehte sich halb um und schaute ihn fragend an. »Was hast du gesagt?«
    Ornias seufzte tief, durchquerte das Zimmer, legte eine Hand auf Adoms Rücken und führte ihn zu den mit karmesinrotem Samt bezogenen Sesseln, die am Fenster standen. »Setz dich, Adom. Ich hole dir Cognac.«
    »Oh, gut. Danke.«
    Ornias ging zum Barschrank hinüber und spähte durch die Glastür auf die Flaschen. Seine Wahl fiel auf einen hundert Jahre alten Cognac von Orillas Sieben. Auf dem Rückweg nahm er noch zwei Gläser mit und ließ sich dann in den Sessel gegenüber von Adom fallen.
    »Wie geht es Milcom?« erkundigte er sich beiläufig, während er den Korken herauszog und den Staub von der Flasche blies.
    »Gott ist besorgt.«
    »Tatsächlich? Weswegen? Etwas, das wir gemacht haben?« Ornias genoß das reiche Aroma des Alkohols, bevor er die Gläser mit dem kupferfarbenen Ambrosia füllte.
    »Nein, es ist nicht wegen uns. Es geht um das Universum. Der Stoff ist irgendwo zerrissen.«
    Ornias warf ihm einen gelangweilten Blick zu. Bitte, Gott, nicht noch mehr von diesem Unfug. Erspar mir das! »In der Tat? Und? Ist das schlecht?«
    »Ich … ich glaube schon.«
    Ornias zog mit der Stiefelspitze einen weiteren Sessel heran, legte die Füße auf die Sitzfläche, lehnte sich zurück und nippte an seinem Drink. Über Adoms Hirngespinste zu diskutieren, langweilte ihn stets, doch es hielt den Mashiah bei Laune und war daher unumgänglich. Am meisten haßte er allerdings Gespräche über die neuen »Tränen« im Universum. Sie schienen in letzter Zeit so häufig zu sein, daß er beinahe den Wunsch verspürte, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
    »Was bedeutet das? Eine ›Träne‹ im Stoff?« erkundigte er sich zum tausendsten Mal.
    »Ach, es … es bezieht sich auf das wachsende Muster von Singularitäten. Obwohl ich ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob ich das alles richtig verstehe. Milcom sagt, je mehr auftauchen, desto weiter streckt sich jeder Vortex aus und schluckt wie ein gewaltiger Tornado alles, was in seinem Weg liegt.«
    »Wirklich? Wie interessant.« Ornias seufzte leise und schaute aus dem Fenster. Von seinem Platz aus konnte er das Händlerviertel von Seir sehen. Menschen standen vor den Schaufensterauslagen und betrachteten neue Kleidung, Backwaren oder Möbel. Er lächelte. Ohne ihn gäbe es nichts von alledem auf Horeb. Natürlich war diese Welt eine zurückgebliebene Ödnis ohne Handelspartner, die er auch jetzt noch verachtete. Die Ignoranz der Bauern und der ganze schmutzige Planet nagten an seinem Selbstwertgefühl. Doch allmählich besserten sich die Dinge. Nicht mehr lange, und die Magistraten würden ihm geben, was

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