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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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begriff ihre Ängste. Der Schrecken war auch zu seinem ständigen Begleiter geworden und bohrte sich wie ein Splitter kalten Stahls immer tiefer in sein Herz.
    Rachel stützte sich an der Wand ab, als sie sich erhob, und schob dann die Hände in die Taschen. Zögernd berührte Aktariel ihren Ellbogen und war dabei auf ihre Abwehr gefaßt. Als sie jedoch nicht reagierte, geleitete er sie sanft den Berg Gulgolet hinauf. Warum er ausgerechnet diesen Hügel wählte, hätte er selbst nicht zu sagen vermocht. Vielleicht, weil dort die Erinnerung an die Niederlage noch so stark war, daß Rachel möglicherweise den letzten Rest des Glaubens ablegte, an den ihr Herz sich so unbelehrbar zu klammern schien.
    »Setzen wir uns dort oben in die Nähe des Abbruchs«, schlug Aktariel vor, und Rachel ließ sich ohne Widerspruch in den Schatten des überhängenden Felsens geleiten.
    Aktariel lehnte sich gegen den rauhen Felsen und sog die von Olivenduft geschwängerte Luft ein. Rachel nahm neben ihm Platz und preßte sich an seine Schulter. Aktariel empfand diese Nähe als sehr angenehm. Er streckte den Arm aus und ergriff ihre Hand. Rachel erstarrte, doch er ließ sie nicht los, sondern zog sie zu sich herüber und streichelte sie sanft, während sein Blick über die Landschaft glitt. Fast auf jeder Hügelkuppe waren uralte Ruinen zu erkennen.
    Rachel brach als erste die Stille. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Es war nicht leicht. Du bist sehr geschickt darin geworden, deine Farben im Teppich der Schöpfung zu verbergen. Ich mußte jedem Ort nachspüren, der deinen Schatten trug. Warum hast du das getan, Rachel?«
    Rachel strich die Haarsträhnen zurück, die der Wind ihr immer wieder ins Gesicht trieb. »Ich mußte das alles hier sehen – um meinetwillen.«
    »Hast du befürchtet, ich würde deine Suche nicht verstehen?«
    »Was weißt du denn schon von meiner Suche?« fragte Rachel bitter.
    »Oh, sehr viel mehr, als du ahnst«, lächelte Aktariel. »Auch ich habe einst die Leere durchsucht, habe Ausschau gehalten nach einem Grund zur Hoffnung, nach einem anderen Ausweg, nach irgendeinem Zeichen, daß Gott wirklich die Versprechen halten wird, die er deinen Vorfahren gegeben hat.«
    Rachel zupfte an den spärlichen Grashalmen, die hier im Schatten des Überhangs wuchsen. »Aber du hast es nie gefunden?«
    »Weil es nicht existiert, Rachel.«
    »Es bricht mir das Herz, Aktariel.« Rachel biß sich auf die Lippen und schaute über die Hügel hinweg, wo die Vögel in raschem Flug durch die Lüfte schossen. »Unser Universum mag entsetzlich sein, doch es gibt soviel Schönheit und Heiterkeit in manchen der anderen. Ich hatte gehofft, irgendwo dort würde die Saat der Erlösung schlummern.«
    Und darauf warten, daß jemand die Krume pflügt und sie aufweckt? War es das, was sie getan hatte? Hatte sie die Universen durchsucht, um jene Welt zu finden, in der die größte Wahrscheinlichkeit bestand, daß Nathan den Verlauf der Geschichte ändern konnte? Ja, natürlich. Aber welches Universum hatte sie ausgewählt?
    Aktariel drängte die Panik zurück, die ihn zu überwältigen drohte. »Aha, wir sind also wieder bei unserem alten Streit angelangt. Also gut, Rachel, selbst wenn die Saat zum Sprießen gebracht werden kann, wieviel Schönheit würde dann ausreichen, um die Angst und den Schmerz aufzuwiegen? Wenn Gott uns wirklich liebt, weshalb macht er es uns dann so schwer, das Gute zu finden? Warum versteckt er sein allgegenwärtiges Licht unter so vielen Scheffeln?«
    »Vielleicht versteckt er es gar nicht. Vielleicht ist das Böse eine Illusion. Und vielleicht ist unsere Wahrnehmung nur zu begrenzt, um das alles durchdringende Gute zu erkennen.«
    Aktariel führte ihre Hand an seine Lippen und küßte sanft ihre Fingerspitzen. »Doch was für ein armseliger Schöpfer wäre er, uns so zu schaffen, daß wir Leid sehen, wo keines ist, und daß wir uns von seinem Licht abgeschnitten fühlen, obgleich es uns doch allgegenwärtig umgibt? Du und ich, wir haben doch beide Millionen sterben sehen, während sie Gott um Gnade anflehten. Welches Schicksal könnte schrecklicher sein, als inmitten eines Ozeans von Liebe, Güte und Schönheit zu verdursten? Wenn Gott allmächtig ist, könnte er unseren Mangel doch mit einer Bewegung seiner Hand beseitigen. Aber er tut es nicht. Warum nicht?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Rachel leise.
    »Epagael hätte ein perfektes Universum schaffen können, erfüllt von unendlichen Möglichkeiten. Doch er

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