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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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vermögen jemals genug vom Gesamtbild zu erkennen, um es neu zu weben, ohne dabei Gefahr zu laufen, noch mehr Leid zu schaffen, als Epagael bereits getan hat. Die wenigen Male, als ich es versuchte, habe ich die Dinge nur noch schlimmer gemacht.«
    »Aber …«
    »Kein aber. Der Tag des Gerichts ist nah. Laß uns so verfahren, wie wir es geplant haben. Das große Tor, das zum ewigwährenden Licht führt, ist schon fast …«
    »Wann?«
    »Wenn das Gericht in der Dunkelheit stattfindet.«
    »Was bedeutet das?« fragte Rachel aufgebracht. »Du erzählst mir niemals genug, damit ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann! Warum nicht? Traust du mir nicht?«
    »Ich traue niemandem, Rachel. Das kann ich mir nicht erlauben. Schon früher stand ich so dicht davor und war doch niemals in der Lage …«
    »Aber du hast mir erzählt, unser Schicksal sei miteinander verknüpft, unsere Wege hätten sich seit Jahrtausenden gekreuzt und wieder getrennt. Und du hast gesagt, wir wären jeder ein Teil des anderen, und keiner von uns könne vollständig sein, solange wir nicht beisammen sind. Wie ist es dann möglich, daß du mir nicht traust?«
    »Wenn die Zeit kommt und sich das große Tor öffnet, dann werde ich dir trauen. Und warum vertraust du mir nicht? Wo ist Nathan?«
    Rachel erhob sich mit einer raschen Bewegung und blickte auf ihn hinab. »Wenn du die Zeit hättest, würdest du jedes einzelne Universum durchsuchen, um meinen Enkel zu finden und zu töten, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte Aktariel aufrichtig. »Das würde ich. Denn er kann es nicht tun, Rachel. Nathan kann uns nicht das neue Yerushalaim bringen!«
    »Das weißt du doch gar nicht!« rief Rachel wütend. »Du kannst es nicht wissen! Wenn wir …«
    »Rachel, hör mir zu! Wenn du und ich Erfolg haben, können wir vielleicht – vielleicht – das neue Yerushalaim schaffen!« Aktariel stützte eine Hand auf den Sand und erhob sich, um ihr Auge in Auge gegenüber zu stehen. »Wir, Rachel, doch niemals Nathan selbst. Es ist zu kompliziert! Denk darüber nach! Wo immer du Nathan auch verborgen hast, inzwischen hatte er genug Zeit, um einen Funken ins Gewebe der Schöpfung zu schleudern. Deine unbedachte Handlung hat vielleicht sogar unsere Chance zunichte gemacht, das neue Yerushalaim zu schaffen!«

 
KAPITEL 30
     
     
    Jason Woloc ging mit raschen Schritten durch den langen weißen Korridor auf Deck sechs. Sein Ziel war die Krankenstation. Die Beleuchtung war auf Nachtbetrieb umgestellt und verbreitete nicht mehr Licht als der Vollmond. Überall dort, wo zwei Gänge aufeinander trafen, gaben Chronometer die Zeit in hellen blauen Ziffern an. Woloc wandte sich nach links und drängte sich durch eine Gruppe dienstfreier Offiziere. Er schnappte ein paar Gesprächsfetzen auf – jemand verfluchte die bunt zusammengewürfelte Truppe von Gamanten auf Ingle 7, die es geschafft hatte, dreitausend magistratische Soldaten einzukesseln; ein anderer machte das gnadenlose Vorgehen der Magistraten für dieses Ereignis verantwortlich. Ein Streitgespräch entbrannte. Lis Sherwood, Sergeant der Sicherheitsabteilung, verteidigte die Gamanten. Jason machte sich im Geist eine Notiz, dieses Thema ihr gegenüber anzuschneiden. Offensichtlich bedurfte sie einer Erläuterung der Gründe, die die Regierung zum Einsatz von Gewalt bewogen.
    Vor ihm, am Ende des Gangs, wurden die breiten Doppeltüren des Lazaretteingangs sichtbar. Woloc stieß einen unterdrückten Fluch aus, als er an das Problem dachte, mit dem er sich zur Zeit herumschlug. Als er Slothen direkt nach der Übernahme von Mikael und Sybil Calas über Funk informiert hatte, daß Captain Jossel noch immer vermißt wurde und auch noch keine Lösegeldforderung eingegangen war, hatte der Magistrat erstaunlich unbekümmert reagiert. Er hatte zwar versprochen, sich sobald wie möglich um Amirahs wenig erfreuliche Lage zu kümmern, doch es sei absolut vorrangig, Mikael Calas sofort nach Palaia zu bringen. Zudem hatte Slothen von Jason verlangt, er solle Calas die ungewöhnliche Halskette abnehmen, die der Mann trage. Das Schmuckstück, eine kleine graue, an einer Goldkette befestigte Kugel, befand sich jetzt in Jasons Kabine.
    All diese bizarren Befehle verursachten Woloc Bauchgrimmen. Es war ihm noch nie besonders leicht gefallen, all die Unterströmungen zu begreifen, die die galaktische Politik beeinflußten. Wenn doch nur Amirah hier wäre. Sie würde diese Dinge bestimmt verstehen. Ja, sie hatte ein ausgeprägtes Gespür …

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