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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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mit ihr anstellen, wenn sie herausfanden, was für Blut durch ihre Adern floß? Sie ihres Kommandos entheben? Sicher. Und dann? Ein Krankenhaus? Ein neurologisches Zentrum? Bilder eines Sondierungsstuhls flackerten durch ihr Bewußtsein.
    Ihr Magen verkrampfte sich. Blut … überall Blut. Sie beugte sich vor und stöhnte.
    Cole legte unwillkürlich eine Hand auf ihre Schulter. »Amirah, was ist mit Ihnen?«
    Sie blickte ihn voller Schmerz an, flehte stumm, er möge irgend etwas tun, um diese Bilder von ihr zu nehmen. Bitte, Großmutter, laß den Schmerz aufhören! … Großmutter? Wo bist du? Warum bist du fortgegangen? Ich brauche dich!
    Und plötzlich erkannte sie, daß sie alles durch die Augen eines Kindes sah. Am interessantesten war der Klang Ihrer Stimme … Vielleicht wurden Sie und Ihre Großmutter ja nach Palaia gebracht … Sie waren noch sehr jung, sehr formbar … Es wird immer schlimmer, Captain! Täuschen Sie sich nicht selbst darüber hinweg!
    Amirah kämpfte darum, sich zu erinnern. Erinnern! Weitere Bilder des Sondierungsstuhls tauchten auf … Sind wir für heute fertig, Magistrat?
    Sie verkrampfte sich vor Schmerz und kippte mit einem heiseren Stöhnen aus dem Sessel.
    Cole sprang auf. Amirah lag zusammengekrümmt auf dem Teppich. »Amirah?«
    Sie streckte ihm die Arme entgegen wie ein Kind, das hochgenommen werden will, und flehte mit der Stimme eines kleinen Mädchens: »Halten Sie mich fest!«
    Cole deponierte die Pistole in Reichweite auf der Konsole, legte Amirah die Handfesseln wieder an und zog sie dann auf seinen Schoß. Schluchzende Laute drangen aus ihrer Kehle.
    Aus dem Heckbereich eilte Baruch herbei. Als er Tahn und Amirah auf dem Boden sah, zog er seine Pistole. Tahn hob abwehrend die Hand und strich dann Amirah über das Haar. »Ganz ruhig, Amirah. Ich bin’s, Tahn. Sie sind in Sicherheit. Sie können nichts dafür. Die Regierung hat Ihnen das angetan. Denken Sie nicht an diese Bilder. Versuchen Sie, sich an etwas anderes zu erinnern.«
    Amirah legte den Kopf an seine Schulter und weinte. Sie schien sich nicht von ihren Halluzinationen befreien zu können. »Erinnern Sie sich noch an die Höhlen auf Horeb?« fragte Tahn leise. »Damals habe ich Ihnen gesagt, Sie wären schön. Und das sind Sie auch, Amirah. Eine schöne, neunundzwanzigjährige Frau. Wissen Sie noch, wie wir die ganze Nacht miteinander geredet haben? Wir haben über die Orte gesprochen, die wir schon besucht hatten, und über die Blumen, die wir mögen. Sie haben viel gelacht. Und diese Amirah vermisse ich jetzt. Wo ist sie? Wo kann ich sie finden?«
    Ihr Weinen ging in lautloses Schluchzen über, und sie klammerte sich an seinem Hemd fest, als hinge ihr Leben davon ab.
    Cole schaukelte sie langsam. »Wissen Sie noch, wie wir uns über militärische Strategie unterhalten haben? Wir sprachen über Antares Minor. Sie meinten, ich hätte einen dummen Fehler gemacht. Und damit hatten Sie recht. Ich wette, Sie hätten nicht geglaubt, ich würde das jemals zugeben, was?« Er lachte leise. »Ich bin gar nicht so übel, wie Sie meinen. Im Grunde bin ich …«
    »Ich … ich weiß«, flüsterte Amirah schwach.
    Tahn umarmte sie fester und lehnte den Kopf auf ihr Haar. »Geht es wieder?«
    »Ich muß … schlafen.«
    »Ich bringe Sie in Ihre Kabine.« Er nahm sie auf die Arme, erhob sich und trug sie in ihr Quartier. Als er die Decke über sie legte, tauchte Baruch im Türrahmen auf und richtete die Pistole auf ihre Brust.
    »Die Fesseln reichen nicht. Wir müssen sie sedieren.«
    Cole zögerte und warf einen mitleidigen Blick auf Amirah. »Ja, ich glaube, du hast recht.« Er wollte das Zimmer verlassen, doch Amirah griff mit beiden Händen nach seinem Arm und hielt ihn fest. Sie sagte nichts, doch Tahn wußte auch so, was sie wollte – sie hatte Angst, allein zu sein, wenn der Schrecken zurückkehrte.
    »Ich hole das Medikament«, sagte Baruch und ging.
    Cole setzte sich zu Amirah auf das Bett und nahm ihre Hand. »Ich bin froh, daß Sie zurück sind, Amirah. Bleiben Sie hier. Hier bei mir.«
    Er redete weiter leise auf sie ein, bis Baruch mit der Spritze erschien und Amirah in einen tiefen Schlaf fiel.

 
KAPITEL 37
     
     
    »Verdammt, Merle! Er wollte nicht, daß wir es wissen!« rief Rudy wütend, während er im Konferenzsaal auf Deck eins der Orphica auf und ab ging. Auf dem ovalen Tisch ruhte ein Stapel Papiere, daneben stand eine Tasse mit längst kaltem Taza.
    Merle ignorierte seinen Wutanfall und betrachtete die

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