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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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gegen ihn und zerkratzte ihm die Arme.
    »Amirah!« rief er. »Ich bin es, Jason. Wach auf. Du bist auf der Sargonid, nicht auf Palaia!«
    Sie schlug weiter nach ihm, und Jason mußte sich schließlich mit dem ganzen Gewicht seines Körpers auf sie legen, um sie zu bändigen. Langsam gingen ihre Schreie in Schluchzen über.
    »Amirah? Ich bin es, Jason. Kannst du mich jetzt hören?«
    Amirahs Augenlider flatterten. Mit rauher Stimme flüsterte sie: »Jason? Holen Sie Tahn.«

 
KAPITEL 47
     
     
    Carey schritt langsam durch Arabot, den siebenten Himmel. Michael hatte sie eilends durch das Tor geschleust, was Zadok bis ins Mark erschüttert hatte. Der Patriarch humpelte neben ihr her und konnte es offenbar kaum erwarten, endlich den Thron Gottes zu erreichen, auch wenn ihn seine alten Knochen nicht schneller tragen wollten.
    Carey glich ihre Schritte seinem Tempo an. Während der letzten halben Stunde hatte der Patriarch sie immer wieder besorgt und mitleidig angesehen, aber sie verstand nicht, weshalb. Schon bald würden sie den Thron Gottes erreichen, und dort würde sie die Antwort auf all ihre Fragen erhalten, falls Epagael tatsächlich Gott war.
    Sie erklommen einen Hügel und erreichten schließlich einen Weinberg, dessen Reben sich Reihe um Reihe hinzogen und die Luft mit ihrem süßen Duft erfüllten.
    »Carey?« sagte Zadok mit düsterer Stimme, »haben Sie sich schon überlegt, was Sie machen wollen, wenn Sie nicht wieder zurück können?«
    Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. »Was meinen Sie damit?«
    Zadok hakte sich vertraulich bei ihr ein. »Ich meine, was wollen Sie tun, falls die Magistraten Ihren Körper getötet haben und Sie kein Gefäß mehr besitzen, in das Sie zurückkehren können?«
    Sonderbarerweise hatte sie nie an diese Möglichkeit gedacht. Irgendwie war sie davon ausgegangen, Aktariel hätte sie in den Himmel geschickt, damit sie, wie Zadok ein Jahrhundert zuvor, mit Epagael sprechen und anschließend zurückkehren könne, um Gottes Ratschlag im Untergrund zu verkünden. Aber weshalb hatte sie das angenommen? Vielleicht sollte sie auch nur als Ablenkungsmanöver für Aktariels eigene Unternehmungen dienen. Und möglicherweise hatte Aktariel gar keine Verwendung mehr für sie …
    Carey umklammerte Zadoks Arm fester.
    Sie empfand plötzlich Sehnsucht nach Jeremiel. Erinnerungen an ein gemeinsam erlebtes Fest stiegen in ihr auf. Jeremiel hatte den Arm um sie gelegt, während um sie herum die Menschen fröhlich lachten und tanzten. »Ich liebe dich so sehr«, hatte Jeremiel geflüstert, »daß ich mich gar nicht mehr an eine Zeit erinnern kann, in der ich dich noch nicht geliebt habe.«
    Careys Kehle wurde eng. Würde es niemals wieder so glückliche Zeiten für sie geben? Würde sie nie wieder bei den Menschen sein, die ihr am meisten bedeuteten?
    »Ich weiß es nicht, Zadok«, sagte sie.
    Sie erreichten das Ende des Weingartens und traten auf eine Wiese hinaus. Carey hielt mitten im Schritt inne. Eine elektromagnetische Aura erfüllte die Luft, und die Spitzen ihrer Haare stellten sich knisternd auf.
    »Was ist das?« fragte sie.
    »Die Gegenwart Epagaels«, erwiderte Zadok. »Es ist nicht mehr weit. Gleich hinter dem nächsten Hügel erhebt sich der siebente Kristallpalast Gottes.«
    Carey ließ Zadoks Arm los und fiel in Laufschritt. Als sie die Hügelkuppe erreichte, blieb sie stehen. Unter ihr, am Fuß der schneebedeckten Berge, erhob sich der Palast wie ein riesiges Kunstwerk. Vier Türme erhoben sich bis zu den Wolken und reflektierten das Licht in allen Farben des Regenbogens. Eine Reihe pausbäckiger Cherubim huschten lachend über die Zinnen des Schlosses hinweg und spielten Verstecken. Und über allem erklang eine magische Sphärenmusik, die von überall und nirgends zu kommen schien.
    Das Tor des Palastes öffnete sich, und ein Engel trat heraus. Er legte schützend eine Hand über die Augen und blickte zu Carey hinüber. Bernsteinfarbene Locken fielen über seine Schultern herab, und sein Körper strahlte so prachtvoll, daß sein Licht von den Schloßmauern reflektiert wurde. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    »Carey Halloway, nicht wahr?« rief er. »Ich dachte schon, du würdest nie hier ankommen.«
    »Anapiel«, flüsterte Carey leise. Sie hatte in gamantischen Schriften von ihm gelesen – der Wächter des letzten Tores zu Gott. Der Engel vom Fluß des Feuers.
    Anapiel lachte leise, doch seine Stimme hallte von jedem Baum und jedem Grashalm wider. »Ja, Carey.

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