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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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»Was ist Wahrheit?«
    Yeshwah erwiderte mit lauter Stimme: »Ein jeder, der nicht taub ist, erkennt die Wahrheit, wenn er sie hört! Ich bin hier, um Zeugnis abzulegen für die Wahrheit!«
    Eine Mischung aus Stolz und Angst ergriff Nathan. Was dachte Yeshwah sich dabei, hier die Lehre der heiligen Männer von Qumran zu verkünden? Diese ungebildeten Barbaren würden doch nicht verstehen, was er ihnen sagte!
    Herodes runzelte die Stirn und trat näher an Yeshwah heran. »Was ist Wahrheit?« fragte er abermals.
    Yeshwah schüttelte die Hände der Soldaten ab, die ihn festgehalten hatten. »Wahrheit?« rief er mit volltönender Stimme. »Wahrheit ist das Wissen und das Licht! Niemand, der deine Gesetze befolgt, wird die Wahrheit erkennen! Es ist unmöglich, zwei Herren zu dienen. Flieht die Dunkelheit! Erkennt das Licht!«
    Nathans Hände zitterten. Diese Worte hatte ihnen der alte Paquid wieder und wieder eingehämmert, wenn sie am Ufer des Sees von Arabah saßen. Wahrheit ist Wissen. Wissen ist Licht. Licht ist Gott. Gott war die Wahrheit! Yeshwah hatte gerade nichts anderes getan, als die Menschen aufzufordern, sich auf die Suche nach Gott zu begeben. Doch keiner von ihnen würde das begreifen. Nicht einer!
    Herodes erzitterte am ganzen Körper und keuchte: »Du, Yeshwah Bar Abbas, bist nichts als ein störender Stein auf dem Weg zur Wahrheit. Du bist ein Stolperstein und eine Fußangel für alle Bürger Yerushalaims!«
    Yesu Kiefermuskeln spannten sich, doch er antwortete nicht.
    Herodes’ Gesicht lief rot an. Er wandte sich an die Menge und deutete mit zitternder Hand auf die Gefangenen. »Wer hat das blasphemische, verräterisches Verbrechen des mesith begangen, indem er behauptet, die Kräfte Gottes zu besitzen?«
    Die Menge bewegte sich unruhig. Die Menschen wogen Ben Pantheras kryptische Aussage, ein König zu sein, gegen Yeshwahs Worte über die Wahrheit und das Licht ab.
    Dann trat ein häßlicher kleiner Rab vor und schüttelte die Fäuste. »Kreuzige Panthera!« rief er wütend. »Tust du es nicht, bist du auch kein Freund Caesars!«
    Herodes’ Doppelkinn zitterte vor Wut. »Du armseliger Wurm! Du wagst es, mir vorzuwerfen, ich würde den großen und ehrenwerten Caesar hintergehen?« Er fuhr herum, warf den Gefangenen einen düsteren Blick zu und streckte dann seine Hand nach Yesu aus. »Wachen! Bringt diesen von Gott verlassenen Philosophen Yeshwah Bar Abbas hinaus und kreuzigt ihn!«
    Ein wütender Schrei drang aus Nathans Kehle. Er zog sein Messer und drängte sich durch die Menge.
    Vier Wachen in bronzenen Rüstungen traten vor und packten Yesu. Herodes verschwand rasch hinter dem purpurnen Vorhang, als die Menge durchdrehte. Die römischen Soldaten trieben ihre Pferde an und ritten jeden nieder, der in ihrem Weg stand, während die Männer zugleich mit ihren Schwertern auf die Menschen einhieben.
    Nathan versuchte vergeblich, sich durch die fliehende Menschenmenge zu drängen. Er sah, wie zwei seiner Freunde unter den blitzenden Klingen der Centurios fielen – und er sah, wie Yesu in den Palast geschleppt wurde!
    »Nein!« schrie er verzweifelt auf.
    Matthya drängte sich brutal durch die Menge und packte seinen Arm. »Warte! Uns bleibt noch eine weitere Chance! Auf Gulgolet, dem Hügel der Kreuzigung. Wenn wir es hier versuchen, werden sie uns alle töten!«
    Mühsam bahnten sie sich einen Weg, wobei sie immer wieder um sich schlugen und traten. »Hast du es auch gesehen, Matthya?« fragte Nathan. »Die Dunkelheit über Herodes’ Kopf?«
    Matthya starrte ihn mit gerunzelten Brauen an. »Nein, ich habe nichts gesehen. Aber ich glaube dir. Am heutigen Tag hat Herodes Dunkelheit über die ganze Welt gebracht.«
     
    Ramadhan, außerhalb von Mekka, im Jahr des Lehrers 4370.
     
    Muhammed lag schlafend in einer kühlen Höhle in den Bergen und träumte von Khadija, seinem schönen Weib, als eine Stimme erklang.
    »Verkünde!« befahl die Stimme.
    Muhammed runzelte im Schlaf die Stirn. »Was soll ich verkünden?«
    »Verkünde im Namen des reinen Lichtes!«
    »Aber … was ist das? Gott?«
    »Gib die Suche nach Gott und der Schöpfung auf! Sie sind böse. Suche nach dem Licht, indem du dich selbst als Ausgangspunkt nimmst. Finde heraus, was in dir steckt und sich alles zu eigen macht und sagt: ›Mein Gott, mein Verstand, mein Gedanke, meine Seele, mein Körper. ‹ Erkenne die Quelle des Leids – und du wirst das Licht in dir selbst finden. Höre auf diese Worte und gib sie an deine Kinder weiter,

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