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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sich wieder an dieses Ereignis erinnerte? Woloc mußte der Auslöser gewesen sein. Tahns Gedanken gelangten auf unangenehme Bahnen. Er fragte sich, ob Slothen sich eines sexuellen Fingerzeigs bedient hatte. Auszuschließen war das nicht. Unbarmherzige Kälte machte sich in Coles Eingeweiden breit. Jeremiels Bemerkung über Jossel kam ihm jetzt noch wahrscheinlicher vor. Sefer Raziel war verschwunden, nachdem ihre Kontaktleute auf Rusel 3 behauptet hatten, magistratische Soldaten seien auf dem Weg, sie und Amirah aufzunehmen und nach Palaia zu bringen. Was hatte Slothen nur angestellt? Amirah programmiert und dann seinen Zugriff an Raziel ausprobiert? Wer könnte ihm bei Amirah gelegener erscheinen als deren geliebte Großmutter? Wenn sie schon Raziel umbringen konnte, war sie in der Lage, wirklich jeden zu töten. Aber wer war Slothens wirkliches Ziel?
    »Lieutenant«, sprach er Woloc freundlich an, »Captain Jossel geht es jetzt wieder besser. Könnten Sie ihr aus dem Kleiderschrank etwas zum Anziehen holen? Amirah und ich müssen jetzt miteinander reden, und ich glaube, da möchte sie lieber nicht frieren.«
    »Ja.«
    Während der junge Offizier im Zimmer herumlief, rief Cole: »Amirah? Können Sie aufstehen?«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Amirah?« Er schob eine Hand unter ihr Kinn und drehte ihr wunderschönes Gesicht zu ihm. Die Frau schien sich in einer Art katatonischer Starre zu befinden, so, als habe sich ihr Gehirn einfach abgeschaltet. »Amirah? Können Sie mich verstehen?«
    Sie blinzelte nicht einmal. Er wischte blonde Locken von ihren Wangen und strich sanft über ihr Haar. O Herr, was nun? Ist das Bestandteil der Programmierung? Eine Sicherheitssperre, die sie daran hindern soll, gegen die Regierung vorzugehen, sollte sie jemals hinter die Wahrheit kommen? Sein Magen verkrampfte noch mehr. »Halten Sie durch, Captain, es dauert bestimmt nicht lange.«
    Woloc wühlte in den Uniformen und Freizeit-Overalls und entschied sich schließlich für eine magentarote Robe mit weißem Besatz. Er strich fast ehrfürchtig über das Stück, als er es vom Haken nahm. Cole verfolgte sein Tun mit neugierigem Interesse. Der Lieutenant kehrte zurück und reichte ihm das Gewand. Doch diese Geste war von soviel Zögern erfüllt, daß Tahn das Stück gleich wieder zurückgab.
    »Ziehen Sie ihr die Robe an«, erklärte er, »während ich die Decke anhebe.«
    »Ja, Sir.« Woloc kniete sich hin.
    Cole zögerte, weil das ›Sir‹ ihn doch ein wenig in Erstaunen versetzt hatte. Der Lieutenant schaute ihn an. Ihre Blicke trafen sich. Die Männer starrten sich an, als wollten sie sich abschätzen, und eine zerbrechliche Brücke des Vertrauens entstand zwischen ihnen. Beide wußten, daß etwas Gefährliches und Entschlossenes von Amirah Besitz ergriffen hatte und daß sie dringend Hilfe brauchte. Aber inwieweit mochte Woloc über ihre Programmierung informiert sein? Während Cole in die haselnußbraunen Augen blickte, spürte er, daß sein Gegenüber nicht einmal eine Vorstellung davon haben konnte, es sei denn, Amirah würde etwas anderes beschließen.
    Cole schob einen Arm unter die Decke und um den kalten Rücken der Frau. Dann zog er das Tuch zurück, bis ihre muskulösen Schultern im trüben Licht bloß lagen. Woloc zog hastig die Robe über ihre Nacktheit und ließ die Ärmel sanft an ihren Armen hinabgleiten.
    Als der Lieutenant Cole wieder ansah, zeigte sich Furcht in seinen Augen. »Haben Sie das früher schon einmal an ihr erlebt?« fragte er angespannt.
    Tahn schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube aber, daß derjenige, der ihr die Ermordung ihrer Großmutter ins Gedächtnis zurückgerufen hat, damit auch einen tiefsitzenden Verteidigungsmechanismus auslöste, um sie daran zu hindern, nach dieser Erinnerung loszuschlagen.«
    »Sie meinen Slothen …«
    »Genau den meine ich, Lieutenant. Slothen will sie nicht verlieren und geht deshalb kein Risiko ein. Ich vermute, daß Amirah sich an diesen Vorfall hier überhaupt nicht mehr erinnern kann … falls sie je wieder aus diesem Zustand erwacht.«
    Woloc schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich verstehe das alles nicht. Wozu soll die Programmierung gut sein? Wofür ist Amirah bestimmt?«
    »Soll das heißen, Sie wissen es nicht?«
    »Nein«, entgegnete der Lieutenant verbissen. Er sprang auf die Füße und breitete hilflos die Arme aus. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung! Sie etwa?«
    Tahn hob Amirah vorsichtig hoch und trug sie zu ihrem Bett, um sie dort hineinzulegen. Sie

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