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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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konnte sich niemand den Luxus einer Dusche oder einer Rasur leisten. Als er das letzte Mal in den Spiegel sah, hatte ihn das Gesicht eines Fremden angestarrt, dessen blauviolette Augen ausdruckslos wirkten.
    »Tahn«, bemerkte Rudy. »Es sind noch fünf Minuten bis zum Ende des Lichtsprungs. Bist du soweit?«
    Cole nickte, ohne seine Haltung zu verändern. Hinter ihm waren die leisen Stimmen der Mannschaft zu hören. Sie klangen so furchtsam, daß sie in seinen Gedanken Erinnerungen an andere verzweifelte Zeiten weckten.
    … Und wieder hörte er Careys Stimme an jenem schrecklichen Tag vor so langer Zeit, kurz bevor sie den gamantischen Planeten Kayan abgefackelt hatten: »Was, zum Teufel, tun wir da eigentlich, Cole? Was, zum Teufel, tun wir … was, zum Teufel …«
    Rudys Sessel knirschte. Tahn öffnete die Augen und starrte wieder in die unerbittliche Schwärze hinaus, die sie umfing. Der Weg, dem er und Carey seit jenem Tag gefolgt waren, war verschlungen und steinig gewesen. Sie hatte Baruch geheiratet. Cole war Captain eines Schiffes der Untergrundflotte geworden. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen, als er seine Regierung verriet – denn sie hatten ihn zuerst betrogen! In den vergangenen zwölf Jahren hatte er das wahre Ausmaß des Krieges erkannt, den die Magistraten gegen die Gamanten führten, und jetzt konnte er kaum mehr den Gedanken ertragen, daß er so viele Jahre freiwillig daran teilgenommen hatte.
    Carey … Carey … nur sie hatte alles durchschaut.
    »Austritt wird eingeleitet«, meldete Rudy.
    Cole drehte sich mit seinem Sessel zur Kontrollkonsole. Dabei glitt sein Blick über die weit aufgerissenen Augen von Franzia, Uro und Rangor, die schweigend auf ihren Plätzen im hinteren Teil des Jägers saßen. Tahns Herz klopfte. Er empfand die Ängste der anderen stärker als seine eigenen. Die drei Reihen der Computerschirme verkündeten ihre Botschaften in verschiedenen Farben. Cole überflog rasch die Daten. Rudy warf ihm einen besorgten Blick zu. Sein lockiges braunes Haar war schweißnaß und klebte an seiner Stirn.
    Rudy tippte die Austrittssequenz ein. »Bist du einsatzbereit, Tahn? Ich kann das Schiff nicht allein steuern, wenn wir in Schwierigkeiten geraten. Soll ich …«
    »Alles klar. Ich bin bereit.«
    Rudy nickte, warf aber trotzdem von Zeit zu Zeit einen forschenden Blick auf Tahn.
    Cole starrte auf den Chronometer. Die Zahlenanzeige blinkte grün – die Farbe von Careys Augen. Er sah sie deutlich vor sich, warm, abschätzend, ein verborgenes Lächeln in den Augenwinkeln. Er spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Verdammt. Cole riß sich zusammen. »Welche Position haben wir, Kopal? Wie nahe bei der Zilpah kommen wir heraus?«
    »Falls Jeremiel sich den Luxus leisten konnte, an Ort und Stelle zu bleiben, sind wir ziemlich dicht dran. Aber wenn er den Standort wechseln mußte und diese magistratischen Jäger noch immer hinter uns sind …«
    »Damit müssen wir rechnen«, unterbrach ihn Cole. Er warf einen Blick nach vorn durch das Sichtfenster. Ein leuchtend gelber Tunnel kündete das Ende des Lichtsprungs an. Purpurne Lichter tanzten an den Rändern. »Ich glaube, wir sollten uns alle auf ein Gefecht vorbereiten.«
    Kurz herrschte Unruhe in der Kabine, als alle sich so gut wie möglich an den Sitzen festklammerten. Die verbliebene Energie der Trisagion reichte nicht einmal aus, um die elektromagnetischen Schutzvorrichtungen der Sessel zu aktivieren.
    »Es geht los, Leute«, verkündete Rudy.
    Der safrangelbe Tunnel verschwand, und die Sterne leuchteten auf. Vor ihnen schimmerte der Moran-Gasnebel wie weiße Watte vor dem schwarzsamtenen Hintergrund.
    »Wir sind an der richtigen Stelle«, murmelte Rudy. »Aber wo ist die Flotte?«
    Cole schluckte schwer, griff nach oben und drückte auf die Taste des Kommunikators. »Jäger Trisagion an Zilpah, hören Sie uns?« Er wartete einen Moment und wiederholte dann: »Trisagion an Zilpah. Mayday. Mayday. Hört uns jemand? Unsere Koordinaten lauten eins-vierzig, zwanzig-zwei zu drei … Baruch, um Gottes willen, kannst du uns hören? Wir stecken in Schwierigkeiten. Ich wiederhole die Koordinaten: eins-vierzig, zwanzig-zwei zu drei. Ende.«
    Auf dem Heckschirm tauchte ein einzelner Lichtpunkt auf. Coles Augen verengten sich. »Jetzt erzähl mir nicht, daß das dort ein Schlachtkreuzer ist, Kopal.«
    Rudy stieß die Luft aus. »Den Massedaten nach ist es einer unserer Jäger. Muß Zimmern sein.«
    Erleichterte Seufzer erklangen in der

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