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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Die Tür glitt auf, und schon drangen die strengen Gerüche von Antiseptika, Reinigungsmitteln und Anästhetika von der Krankenstation in die Kabine.
    »Denken Sie mal gründlich darüber nach, Lieutenant«, ermahnte ihn Jeremiel und verließ den Fahrstuhl. Er kannte auf Magistratenschiffen den Weg zu den Sonden-Laboren in- und auswendig, doch als er dem Raum näherkam, wollten seine Beine fast nicht mehr weiter. Cole und Woloc folgten ihm, und er hörte, wie die beiden ein paar knappe Unfreundlichkeiten austauschten.
    Tahn beschleunigte seine Schritte, um zu Baruch aufzuschließen. Der Lieutenant hingegen blieb etwas zurück, um ihnen mit seiner Waffe Rückenschutz zu geben. Cole sah Jeremiel an, verdrehte kurz die Augen und meinte: »Es hat mich immer schon fasziniert, miterleben zu dürfen, mit welch traumwandlerischer Sicherheit du Menschen auf deine Seite zu ziehen verstehst. Hast du lange üben müssen, um soviel Überzeugungskraft zu erwerben?«
    Baruch starrte ihn verständnislos an. »Wäre es dir lieber, daß ihm diese Fragen erst in den Sinn kommen, wenn wir mittendrin stecken?«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Tahn grinsend.
    Jeremiel sah ihn an. Cole wirkte grimmig, als hätte er in Gedanken bereits die Stunden durchlebt, die jetzt vor ihnen lagen. »Du hast nicht vor, den Turm wieder zu verlassen, oder?«
    »Nein«, antwortete Tahn mit einem leisen Lächeln.
     
    Rachel hockte auf dem Verbindungsstück zweier universaler Leeren und hatte Tränen in den Augen. Die Zeit wurde verdammt knapp. Sie mußte unbedingt nach Palaia, um sich mit Aktariel zu treffen, doch Furcht schnürte ihr die Kehle zu.
    Die Finsternis hinter ihr bewegte sich nicht mehr. Sie wirkte wie ein Raubtier, das darauf wartet, daß seine Beute sich rührt. Rachel schaukelte vor und zurück, um den Schmerz ihrer Magenkrämpfe zu lindern.
    Zu ihrer Linken bedeckte das Halbdunkel der Vordämmerung Gulgolet. Ein dunkelhaariger Mann hing mit zerschmetterten Beinen und blutverschmiertem Gesicht an einem großen Kreuz. Zu seinen Füßen hockte Nathan, hieb mit der Faust in den losen Sand und schluchzte würgend.
    Zu ihrer Rechten flammten die strahlend hellen Lichter an Bord der Sargonid. Sybil lag in ihrer Koje und las. Braune Locken umrahmten das Gesicht ihrer Tochter und betonten ihre braunen Augen sowie die unnatürliche Blässe ihrer Haut.
    Rachel hob die Hände ans Gesicht, um all diese furchtbaren Bilder zu verdrängen. »Steh auf, verdammt noch mal! Erheb dich! Du hast alles getan, was dir möglich war. Jetzt geh … brich auf, und erledige das, wozu Aktariel dich braucht – das, was du ihm zu tun versprochen hast!«
    Müde erhob sie sich.

 
KAPITEL 51
     
     
    Amirah schritt wie eine Königin durch die Brücke der Sargonid, doch ihre äußere Gelassenheit war nur vorgetäuscht. In ihrer Brust schlug das Herz so laut, daß sie schon fürchtete, es würde ihre Rippen sprengen.
    Sie hatten gerade den Lichtsprung beendet, und auf dem großen Bugmonitor zeigte sich Palaia. Aus der Ferne wirkte die Station wie ein wunderschöner gelber Gasball, der durch den pechschwarzen Ozean des Raums trieb. Rings um Amirah arbeiteten die Crewmitglieder fieberhaft – berechneten den Kurs, nahmen Funksprüche entgegen oder setzten sie ab und scherzten miteinander darüber, wie gut ihnen allen ein kleiner Urlaub tun würde, obwohl niemand ernsthaft damit rechnete, daß die Magistraten ihnen ein paar freie Tage gewähren würden.
    Amirah trat vor den reflektierenden Schutzschild über der Fahrstuhltür und blieb dort stehen. Sie zog die Ärmel ihrer makellosen Gala-Uniform gerade. Die goldenen Tressen an ihren Captain-Epauletten glitzerten wie Flitterkram. Sie drehte ihr blondes Haar zu einem Zopf zusammen und legte ihn auf den Kopf. Amirah mußte zugeben, daß sie viel zu dünn aussah. Alles an ihr wirkte abgemagert … alles, bis auf die Augen. Ihr Blick hätte dem racheerfüllten Gott gehören können, über den sie in ihrer Jugend so viele Geschichten gehört hatte. Eine Gottheit, die nur die Hand zu heben brauchte, um mit dem bitteren Feuer Seiner Feindschaft ganze Welten zu zerstören.
    Siehst du, Großmutter? Ich habe es nicht vergessen.
    Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Sie kämpfte dagegen an. Ach, Großmutter, vergib mir. Bitte, verzeih mir …
    Aus den Tiefen ihrer Erinnerung ertönte Sefers alte Stimme: »Du mußt nur glauben, Amirah! Mehr verlange ich nicht von dir. Denn am Tag des Jüngsten Gerichts werden die Himmel erbeben, und

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