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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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einen Kreis. »Na ja, vermutlich irgendwo hier. Bei diesem Komplex handelt es sich um das Sicherheits-Krankenhaus. Amirah und ich verdrücken uns an diesem Punkt und bewegen uns in dieser Richtung. Wir müssen eine halbe Meile offenes Gelände überwinden, aber ich schätze, das dürfte uns gelingen. Und hier siehst du die Anlage der Kontrolleinrichtungen in den Türmen …«
    Woloc hob seine Pistole, als der Fahrstuhl zum Stehen kam. »Das muß jetzt reichen, Tahn. Geben Sie mir das Blatt zurück.«
    Cole stieß es ihm in die Hand und blickte zornig auf die Decknummer, die blau über der Tür aufleuchtete. Kurz bevor sie sich öffnete, fragte Baruch den Lieutenant: »Warum machen Sie dabei mit, Woloc? Was haben Sie dabei zu gewinnen?«
    Die Tür glitt auf. Dahinter zeigte sich ein hellerleuchteter Gang mit sechs Wächtern. Die Soldaten blickten wachsam in die Kabine. Als sie Woloc erblickten, nahm sie sofort Haltung an.
    »Rühren, Männer«, befahl der Lieutenant und richtete den Blick auf einen rothaarigen Corporal. »Tuler, wo hält sich Lieutenant Rad zur Zeit auf? Er sollte mich hier treffen.«
    Die Augen des Corporals wurden groß. »Da-das weiß ich nicht, Sir. Er sagte mir, er ginge hinauf zum Sondenraum in der Krankenstation, um dort mit Ihnen Tahn und Baruch zu verhören.«
    Woloc verzog erst unwillig das Gesicht, als wolle er explodieren, und winkte dann ab. »Da scheint es sich um ein Mißverständnis zu halten. Ich begebe mich sofort zur Krankenstation. Weitermachen, Männer.«
    »Aye, Sir.«
    Der Lieutenant kehrte in den Fahrstuhl zurück und lehnte sich an die Wand. Offenbar hatte er noch nicht viel Erfahrung damit, seine Untergebenen anzulügen. Er nahm die Pistole in die Linke und wischte sich die verschwitzte Rechte an der Uniformhose ab.
    Jeremiel verschränkte die Arme vor der Brust und baute sich vor Woloc auf. »Sie sind für mich immer noch der große unbekannte Faktor, Lieutenant. Welches Motiv sollten Sie für einen Verrat haben? Keines, oder?«
    Jason hob den Kopf und hielt Baruchs strengem Blick stand. »Ich denke doch. Schließlich habe ich die Holos von Tikkun, Kayan und Jumes gesehen. Und auch das, auf dem zu sehen ist, wozu die Regierung Amirah gezwungen hat. Aber das ist eine andere Geschichte. Dafür bleibt uns jetzt keine Zeit.« Er warf einen beziehungsreichen Blick auf Tahn. »Amirah ist vielmehr die große Unbekannte in unserer Rechnung. Jedenfalls weiß ich nicht, was uns bei ihr erwartet. Ich glaube, da kann man sich bei keinem Offizier sicher sein, von dem verlangt wird, sich alljährlich einer psychischen Untersuchung auf Palaia zu unterziehen. Ich für meinen Teil würde so etwas nie und nimmer ein zweites Mal über mich ergehen lassen.« Er leckte sich über die Lippen. »Und was das Allerwichtigste ist, Baruch, ich nehme an dieser Mission teil; weil mein Captain mich braucht.«
    Jeremiel nickte ihm anerkennend zu. Trotz des Umstands, daß ihm dieser junge Offizier auf Anhieb sympathisch gewesen war, konnte er es sich nicht erlauben, sich auf jemanden zu verlassen, dessen Motive ihm nicht klar waren. Er wußte allerdings nicht, ob Woloc sich des vollen Ausmaßes der Konsequenzen seines Tuns bewußt war.
    »Lieben Sie Amirah, Lieutenant?« bohrte Baruch weiter. »Oder kommen Sie deswegen mit, weil Sie sich bewußt sind, von welch strategischer Bedeutung Ihre Anwesenheit für das Gelingen unseres Plans ist?«
    Woloc verzog wütend das Gesicht und machte Miene, als wollte er um sich schlagen. Volle zwei Sekunden verblieb er in dieser Haltung, ehe er antwortete: »Jeder der beiden Gründe wäre für sich allein schon ausreichend, nicht wahr, Commander?«
    Aus den verschlossenen Regionen seines Gedächtnisses drang Careys trockenes, aber zugeneigtes Lächeln in sein Bewußtsein. Baruchs Hände fingen zu zittern an, und er schob sie rasch in die Overalltaschen. »Das kommt ganz darauf an. Lieben Sie Amirah so sehr, daß Sie um ihretwillen Ihr Schiff, Ihre Truppe und Ihr ganzes bisheriges Leben aufzugeben bereit sind? Für jemanden zu sterben, ist nicht schwer. Aber danach ohne den Betreffenden weiterzuleben, ist ungleich schwieriger. Wenn Jossel stirbt und Sie überleben – wobei ich natürlich zugeben muß, daß dieser Fall wenig wahrscheinlich ist –, bleibt Ihnen nichts mehr von Ihrem bisherigen Leben, Lieutenant. Sind Sie dazu bereit? Was wollen Sie dann ohne Jossel und ohne Ihre Heimat anfangen?«
    Woloc starrte ihn verwirrt an, so, als habe er das noch gar nicht bedacht.

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