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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Emon die Bresche erreichte, sah er, daß tiefstes Schwarz am Osthimmel den Horizont zu verschlingen schien.

 
KAPITEL 52
     
     
    Rudy Kopal hockte am Rand des Kommandantensessels auf der Hammadi. Er hatte die ganze Zeit über so heftig geschwitzt, daß der Stoff seines Vakuumanzugs zu jucken begann. Sein Helm ruhte neben ihm auf dem Boden. Die braunen Locken hingen ihm verklebt in die Stirn. Sie hatten in den letzten Stunden wie die Verrückten geschuftet, um das Schiff wieder zusammenzuflicken. Und während die Hammadi jetzt durch die gelben und roten Flammen des Lichtsprungausgangs sauste, betete er darum, daß sie den Angriff durchstehen würde. Vor ihm machten seine beiden leitenden Offiziere ernste Mienen. Marji Boyle hockte müde über der Navigationskonsole. Luther Calvin saß mit zurückgezogenen Lippen vor der Kommunikations-Konsole. Sein Blick schien alles widerzuspiegeln, was die Mannschaft in diesem Moment empfand: vollkommene Erschöpfung, Verzweiflung, ohne Aussicht auf Hoffnung, aber dennoch zum Kampf fest entschlossen.
    Das Schiff bockte leicht, als sie den Lichtsprung verließen, und Rudy rief: »Helme aufsetzen. Wir wissen nicht, was uns jetzt gleich erwartet.«
    Überall auf der Brücke klapperten Helmverschlüsse. Die Orphica schoß wie ein Blitz vor ihnen her und tauchte in Richtung Palaia-Station ab. Sternensegler und Frachter erschienen wie eine Schrotladung Lichtkugeln in der Schwärze und formten sich zu einem komplizierten Muster. Die Schiffe nahmen rasch ihre Flankenpositionen hinter der Hammadi und der Orphica ein und warteten auf weitere Befehle bezüglich ihres anstehenden Einsatzes.
    Rudy studierte die Ansammlung von Schlachtkreuzern rings um die Station. Wie viele waren das denn? Zwanzig? Ein Schwarzes Loch tat sich in seiner Seele auf. Er hatte höchstens mit einem Dutzend gerechnet …
    »Captain!« schrie Boyle. »Sie nehmen Schlachtposition ein!«
    Die Kreuzer teilten sich in fünf Gruppen, flogen einen weiten Bogen und stürmten in Keilformationen heran.
    »Wie lange bis zum Kontakt, Boyle?«
    »Sechzig Sekunden, Sir.«
    »Befehl an die Kommandanten der Sternensegler: Flankenfeuer schießen. Die Frachter sollen ausschwärmen und die Segler so lange wie möglich sichern. Teilen Sie Captain Wells mit, daß wir den ersten Angriff fliegen.« Rudy schlug sich mit der Faust aufs Knie. »Und wünschen Sie ihr viel Glück.«
     
    Rom. Kathedrale der Dämmerungsbader, Jahr 5384.
     
    Die Menge der versammelten weißgekleideten Gläubigen verfiel in Schweigen, als der alte Patriarch in die gewölbte Kathedrale humpelte. Er preßte sein wertvolles Buch an die Brust und ließ einen wehmütigen Blick über die gewaltige Schar der Anwesenden wandern. Seit fünfundzwanzig Jahren schon ermutigte und unterstützte die Kirche seine ungewöhnlichen wissenschaftlichen Ziele. Er hatte ihre Nahrung zu sich genommen, sich an den von ihr zur Verfügung gestellten Gerätschaften und Geldmitteln bedient und seine Hände an den Feuern gewärmt, welche die ihm unterstellten Mönche entzündet hatten, damit er sich keine Erkältung holte. Dort unten in der Kathedrale gab es keinen Mann und keine Frau, die ihn nicht aus ganzem Herzen liebten.
    Der Patriarch seufzte tief und bewegte sich langsam auf den Altar zu. Die Gläubigen erhoben sich mit einem lauten Ruf, der wie das Gebrüll von hundert Löwen durch die Kirche hallte.
    Der alte Mann lächelte verlegen und zwang seine verbrauchten Beine die Stufen zum Altar hinauf. Als er oben angekommen war, hob er das Buch mit beiden Händen über seinen grauen Schädel.
    Mit einer Stimme, in der Ergebenheit und Dankbarkeit widerklangen, rief er: »Eppur si muove!«

 
KAPITEL 53
     
     
    Schwer atmend bog Amirah um die Ecke und blieb vor dem rechteckigen Fenster stehen, durch das man in den Sondenraum blickte. Mastema und seine beiden Wächter preßten ihre Gesichter gegen die Scheibe. Der Magistrat brüllte: »Bringt ihn zurück, ihr Narren! Er darf nicht sterben. Noch nicht!«
    In dem Raum hoben ein Giclasianer und ein Mensch Tahn aus dem Sondensessel und legten ihn auf eine Rollbahre. Coles muskulöser Körper war schlaff geworden, und seine Arme und Beine zuckten unkontrolliert.
    »Colonel Creighton!« schrie der Meister. »Wenn Tahn stirbt …«
    »Was ist denn geschehen?« fuhr Amirah ihn an.
    Erst nach Mastemas Schrei hatte sie Creighton bemerkt, und sofort hatte sich Entsetzen in ihr ausgebreitet. Sie hatte immer noch seine Stimme im Ohr, wie er ganz

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