Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
sie alle den sicheren Tod bedeutet hätte. »Wo stecken Mikael und Sybil? Kannst du sie irgendwo ausmachen?«
Carey suchte fieberhaft auf ihrem Monitor. Von ihren Freunden war nichts zu sehen. »Ich weiß es nicht. Vielleicht sind sie gelandet … vielleicht aber auch getroffen worden …«
Rauch füllte die Kommandokabine, und Flammen leckten an der Tür. Carey konnte nichts mehr sehen. Sie sprang aus ihrem Sitz und rannte zum Notfallschrank. Doch statt sich dort eines Feuerlöschers zu bemächtigen, zog sie fünf Fallschirme und zwei Jet-Packs heraus. Erstere warf sie den Gamanten zu. »Wissen Sie, was das ist?«
»Ja!« antwortete die Frau mit Namen Arikha. »Ich zeige den anderen, wie man sie anlegt.«
Carey lief nach vorn zurück und versuchte, Jeremiel das Pack über den Rücken zu ziehen, während der sich bemühte, das ruckende Schiff in der Luft zu halten. Endlich zog sie den Riemen um seinen Bauch fest und machte sich anschließend daran, ihr eigenes Absprunggerät anzulegen.
»Arikha?« rief Baruch nach hinten. »Halten Sie sich bereit. Ich gehe jetzt in Tiefflug. Sie müssen rasch hintereinander abspringen.«
»Alles klar, Commander.« Die Frau führte die Gamanten zur Seitenluke.
Carey sah, wie die Pharaggen-Berge vor ihnen aufragten. Die felsigen Plateaus schienen sie wie zahnbewehrte Mäuler zu erwarten. Jetzt flog die Seitenluke auf, und die fünf Männer und Frauen sprangen ab. Ihre Fallschirme öffneten sich wie erblühende Blumen.
»Bist du soweit, Carey?«
»Ja, Jeremiel. Auf geht’s!«
Sie hielt den Atem an, als Baruch den Auslöser betätigte …
Carey purzelte kopfüber durch die Luft. Mal waren die gelben Wolken über ihr, mal die baumbestandenen Berggipfel. Irgendwo explodierte etwas, und ein heißer Gluthauch fuhr über ihr Gesicht. Keuchend aktivierte Carey die Düsen des Aggregats.
Die Strahlen erwachten mit einem Donnern, und Carey sauste wie ein geschleuderter Stein über die Höhen. Der brennende Jäger bohrte sich unter ihr durch die Felsen, zog eine tiefe Furche in den Westhang und brach auseinander.
Jeremiel? Carey suchte den Himmel ab, entdeckte dort aber bloß Schiffe, die sich zu einem neuen Angriff sammelten. Unten brannte ein Jäger aus. Sie konnte nicht erkennen, ob es sich um den von Sybil oder Mikael handelte. Ein zweites Schiff stand ein Stück weiter und war offensichtlich intakt.
Carey flog nach unten auf die Steuerungstürme zu, wo die Gamanten sich versammelt hatten.
Als sie gelandet war, stürmten Menschen freudig schreiend und mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Und obwohl Carey Mikael und Sybil seit zwölf Kriegsjahren nicht mehr gesehen hatte, erkannte sie die beiden auf Anhieb wieder. Sie standen ein Stück entfernt Hand in Hand.
Carey schob sich mit den Ellbogen durch die Menge. »Macht Platz! Geht mir aus dem Weg! Ich muß zu Mikael und Sybil!«
Der Boden unter ihren Füßen bebte gefährlich, doch Carey hielt keinen Moment inne, trat nur noch fester auf, als könne sie damit die Schwankungen besiegen.
Mikael hatte sie jetzt entdeckt. Er ließ Sybil los und lief ihr entgegen. »Lieutenant Halloway!«
»Mikael! Sie sind der Führer des Gamantenvolkes! Sorgen Sie dafür, daß die Menschen den Berg verlassen! Die Regierungstruppen haben Sie fast schon eingeschlossen, und immer mehr rücken heran!«
Als sie sich gegenüberstanden, zog sie ihn gleich zum höchsten Punkt, wo Sybil wartete und von wo aus man die Menge überblicken konnte.
»Sehen Sie nur! Da ist Jeremiel!« rief Sybil.
Halloway entdeckte Baruch, der soeben den Nordhang hinaufrannte. Ein Haufen schreiender Soldaten mit Gewehren folgte ihm.
»Carey!« rief er. »Geh in Deckung! Runter mit dir! Jäger sind im Anflug!«
Sie warf sich mit Mikael hinter einen Felsen, und schon sausten acht Schiffe über die Höhen heran und beschossen den Berg. Die Menschen liefen brüllend auseinander und suchten Schutz. Strahlen rissen die Hänge und Plateaus auf.
Dann folgte ein erstaunter Ruf, ein zweiter und immer mehr. Die Menschen starrten und deuteten auf die Türen zur unterirdischen Kontrollkammer. Carey rollte sich aus der Deckung, schirmte ihre Augen gegen das grelle Licht am Himmel ab und entdeckte Tahn und einen ihr unbekannten Magistraten-Captain.
»Cole!«
Rudy rollte sich hustend und nach Atem ringend zur Seite. Blut klebte dick auf seiner Gesichtsscheibe. Er suchte nach einer freien Stelle, um den Frontschirm sehen zu können. Dann wischte er über die Scheibe, und seine Seele
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