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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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dann sogar die Dreistigkeit, laut aufzulachen. Die übrigen Gefangenen begannen zu kichern und lachten schließlich ebenfalls.
    Ornias lächelte, während er das Ende des Gelächters abwartete. Zu Siras Füßen hatte sich eine Blutlache gebildet, die größer wurde, je mehr sie sich bewegte. Interessiert bemerkte Ornias, daß Blut von ihrem rechten Stiefel herabtropfte. Ihre Wunden hätten mittlerweile längst verschorft sein müssen … es sei denn, Horner hatte sie gefoltert. Er warf einen argwöhnischen Blick auf den häßlichen kleinen Mann.
    Ornias bewegte sich zu Ibn Ezra hinüber – den Berichten zufolge Sira Bens Geliebter – und bedachte ihn mit einem milden Blick. »Ibn«, sagte er, während er mit seiner manikürten Hand auf Sira deutete, »sie weigert sich, auf mein Angebot einzugehen. Was ist mit Ihnen? Wo ist Calas? Hmm? Wir hatten gedacht, er befände sich bei Ihrem Bataillon, aber das war offensichtlich eine Falschmeldung. Wo ist er? Beantworten Sie mir nur diese eine Frage wahrheitsgemäß, dann lasse ich Sie und alle Ihre Freunde frei.«
    Ezra, ein schwarzhaariger, muskelbepackter Riese, warf ihm einen eisigen Blick zu. Die Fetzen seines Tarnanzugs enthüllten tiefe, blutverkrustete Wunden. »Die Wahrheit, Gouverneur?« flüsterte er. »Was wissen Sie denn von der Wahrheit?«
    »Versuchen Sie, tiefsinnig zu sein, Ibn? Ich fürchte, ich habe für derartige Abschweifungen wenig Verständnis.« Ornias nahm einen großen Schluck Sherry. Horner kicherte im Hintergrund. »Man sagte mir, Sira sei Ihre Geliebte, Ibn. Ist das richtig?«
    Ezra schaute erschreckt zu der Frau hinüber. »Nein.«
    Ornias grinste sardonisch und winkte zu den Wächtern hinüber. Horner schob sich zwischen seinen Kameraden hindurch und trottete zum Gouverneur hinüber. Der bösartige kleine Mann leckte sich dabei eifrig über die Lippen.
    »Ja, Gouverneur? Was kann ich für Sie tun?«
    Ornias legte den Kopf schief und lächelte Ezra an. »Töten Sie die Frau«, befahl er.
    »NEIN!« schrie Ezra, als Horner abdrückte. Violettes Licht blitzte auf und erleuchtete den Raum. Ezra schnappte nach Luft, als Siras heißes Blut auf ihn spritzte. Der Riese schloß die Augen, und seiner mächtigen Brust entrang sich ein Schluchzen.
    »Gouverneur!« brüllte Midgard. Sein Gesicht war totenblaß geworden, und sein Unterkiefer zitterte. »Ich kann einfach nicht glauben …«
    »Nein, das können Sie sicher nicht. Schließlich sind Sie ein Mann von sehr beschränkter Vorstellungskraft, Fenris.«
    »Ich werde nicht hier stehen und zusehen …«
    »Dann gehen Sie bitte. Sie werden ohnehin lästig.«
    Midgard stürzte zur Tür und schlug sie hinter sich zu. Ornias seufzte und schlenderte die Reihe der Gefangenen entlang. Sein leises, amüsiertes Lachen drang in jeden Winkel des Raumes. Die meisten der Gefangenen bissen die Zähne zusammen und wandten sich von ihm ab.
    Ornias blieb vor der Jüngsten der Gefangenen stehen, einem hübschen Mädchen von fünfzehn oder sechzehn mit großen schwarzen Augen und dichtem braunem Haar. Der Gouverneur legte bewundernd den Kopf schief, während er sie betrachtete. Wenn man sie gründlich wusch und in teure Kleidung steckte, mochte sie durchaus brauchbar sein.
    »Wie heißt du?« fragte er sanft.
    Sie schwieg.
    »Mein liebes Mädchen, ist dir klar, daß dein Leben in meiner Hand liegt? Aber es wäre mir lieber, wenn ich dich nicht töten müßte. Hat sich Calas wieder in die Sicherheit der polaren Kammern zurückgezogen, oder hält er sich noch in der Wildnis auf?«
    Das Mädchen schloß die Augen und lehnte den Kopf gegen die graue Steinwand. Auf ihrer olivfarbenen Haut schimmerte ein zarter Schweißfilm.
    »Du glaubst doch an die Ankunft des Mashiah, nicht wahr, meine Liebe? Ja, ich bin mir dessen sicher. Ich glaube nämlich auch daran«, log er. Nur ein Idiot konnte an solche Ammenmärchen glauben. »Du mußt mir nichts über Calas erzählen, wenn du nicht möchtest. Du kannst dein Leben auch retten, indem du mir statt dessen etwas über den Erlöser berichtest, der hier geboren worden sein soll. Wir haben schon sehr viele Gerüchte über ihn gehört. Du kennst diese Gerüchte doch sicher auch, oder? Wie heißt dieses Kind?«
    Der Mund des Mädchens zitterte, als sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Ich weiß es nicht. Keiner von uns weiß das. Wir warten auf das Zeichen, das es uns sagen wird.«
    »Zeichen?« wiederholte Ornias und kicherte. »Wie heißt du, Mädchen?«
    »Ruth.«
    »Ruth? Na,

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