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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Händen und betrachtete den Dampf, der von dem heißen Getränk aufstieg.
    Selbst wenn Tahn und er die Kämpfe auf Horeb überlebten, hatte doch keiner von ihnen auch nur die leiseste Vorstellung, wie sie das dichte Abwehrnetz von Palaia durchdringen sollten. Die Raumstation wurde von einer unendlichen Serie elektromagnetischer Hüllen geschützt. Seit mehr als fünfundzwanzig Jahren versuchte Jeremiel nun schon, das Rätsel von Palaia zu lösen. Wenn es ihnen jetzt gelingen sollte, war schon ein Wunder nötig.
    Doch das spielte keine Rolle.
    Er mußte herausfinden, ob Carey noch lebte.
    Jeremiel nippte am Taza und versuchte, den Schmerz in seiner Brust zu unterdrücken.

 
KAPITEL 6
     
     
    Der Gouverneurspalast auf Horeb
     
    Gouverneur Ornias und Fenris Midgard, sein neuer Verteidigungsminister, gingen mit raschen Schritten durch das lange Atrium, das den Palast mit dem Untersuchungsgefängnis verband. Fenster säumten beide Seiten des Gangs. Dahinter fiel leichter Nieselregen in silbernen Schleiern auf die Felsgrate herab, die den Palast wie Burgmauern umgaben, und färbte den rubinroten Stein dunkel. Ornias verabscheute diese primitive Wüstenei. Würden ihm die Magistraten nicht fünf Milliarden pro Jahr für seine Arbeit hier zahlen, wäre er schon längst irgendwo anders. An einem angenehmen Ort, weit weg von hier.
    Sie bogen um eine Ecke, und Ornias erblickte sein Spiegelbild in den Scheiben. Er betrachtete sich von oben bis unten und lächelte bewundernd. Ornias war ein großgewachsener Mann mit sandfarbenem Haar und limonengrünen Augen, dessen sorgfältig gestutzter Bart das perfekte Oval seiner Gesichtszüge unterstrich. Seine goldene Seidenrobe schimmerte in diesem trüben Licht wie eine Flamme. Mochten die anderen magistratischen Narren ruhig ihre häßlichen Uniformen tragen, er bevorzugte luxuriöse Stoffe wie Samt, Seide und Satin.
    »Gouverneur«, sagte Fenris, während er unruhig die Hände zu Fäusten ballte, sie wieder öffnete und schließlich in die Taschen seiner purpurnen Uniform steckte. Er war ein kleiner, schmächtiger Mann mit allmählich ergrauendem Haar und einer Nase, die so lang und dünn wie eine Speerspitze aus seinem Gesicht ragte. »Mir ist klar, daß Magistrat Slothen von uns erwartet, Calas so schnell wie möglich aufzutreiben, aber ich muß darauf hinweisen, daß die Rebellen, die wir beim letzten Kampf gefangengenommen haben, ein ausgesprochen dickköpfiger Haufen sind. Ich habe jede mir bekannte Verhörmethode angewendet, Gehirnsondierungen eingeschlossen, ohne dabei auch nur eine einzige verwertbare Information über den Aufenthaltsort von Mikael Calas zu erhalten. Allerdings habe ich in Erfahrung bringen können, daß sie in den nächsten Tagen versuchen wollen, sich in den nördlicher gelegenen Gebieten Nahrungsmittel zu beschaffen. Soll ich …«
    »Ich kümmere mich schon darum, Midgard. Für solche Aufgaben habe ich eine Sondereinheit aufgestellt.« Ja, das stimmte allerdings. Er hatte die Männer selbst ausgebildet und dabei die Gehirnsonden eingesetzt, um jegliches Gefühl von Mitleid oder Schuld aus ihren jungen Gehirnen zu tilgen. Die Soldaten der Waffenstaffel waren zwischen sechzehn und achtzehn Jahre alt und fühlten sich nur dann schuldig, wenn sie bei einem Auftrag versagten. Ornias lächelte voller Stolz über den guten Einfall, den er da gehabt hatte.
    »Jawohl, Sir. Ich muß um Vergebung bitten. Es ist mir selbst unbegreiflich, wieso es mir nicht gelungen ist, wenigstens einen der Gefangenen …«
    »Natürlich begreifen Sie das nicht«, erklärte Ornias gereizt. Midgard befand sich erst seit zwei Wochen auf Horeb und hatte noch keine Ahnung von den schmutzigen Realitäten auf dieser Welt. »Sie kennen Mikael Calas nicht. Er bildet seine Truppen hervorragend aus. Ihr Problem, Fenris, besteht darin, daß Ihre Methoden viel zu elaboriert sind.«
    Fenris beschleunigte sein Tempo, um mit Ornias Schritt zu halten. »Das verstehe ich nicht, Sir. Was soll ich denn …«
    »Warten Sie einfach ab, Midgard. Sie werden schon sehen. Ich habe die Gefangenen in einen isolierten Teil des Gebäudes schaffen lassen.«
    Fenris sah ihn fragend an, sagte aber nichts.
    Ornias schnaubte angewidert. Midgard enttäuschte ihn. Der Mann besaß nicht die geringste ethische Elastizität. Wie konnte jemand mit einem derart eingleisigen, geradlinigen Verstand so lange eine relativ wichtige Position im Dienst magistratischer Diplomatie einnehmen? Mißmutig bog er um die letzte Ecke und

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