Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
Gang.
    »Lieber Gott«, rief Ari mit zitternder Stimme. »Was ist das?«
    Die Schwärze berührte die Wände, als sie davonraste – zu jenem Raum, wo Adoms Leiche lag.

 
KAPITEL
10
     
     
    Ornias marschierte mit mürrischer Miene durch den Palastgarten. Hinter ihm waren die dumpfen Schritte seiner Minister und der Soldaten zu hören. Die üppige Vegetation glänzte feucht. Regentropfen hingen an den smaragdgrünen Blättern der Bäume und glitzerten wie Tränen unter den Blitzen, die den Nachmittagshimmel zerrissen. Gab es auf Horeb denn niemals anderes Wetter? Er haßte den Regen. Tahns Feuersturmattacke vor mehr als einer Dekade hatte soviel Staub in die Atmosphäre geschleudert, daß die Wolkendecke nur selten für mehr als ein paar Minuten aufriß. Ornias legte den Kopf in den Nacken und schaute zum düstergrau verhangenen Himmel empor. Der Wind griff mit kalten Fingern nach der Kapuze seines amethystfarbenen Mantels und zerrte sie ihm vom Kopf. Der Regen prasselte in sein Gesicht. Fluchend zog er die Kapuze wieder hoch und hielt sie fest.
    Ornias war ausgesprochen übler Laune. Letzte Nacht hatte er praktisch keinen Schlaf gefunden. Ein Traum – ein machtvoller Traum – quälte ihn schon seit Tagen. Jedesmal, wenn er einschlummerte, tauchte er in einen warmen, golden schimmernden Teich ein, und ein fremdartiges Wesen erschien. Die bernsteinfarbenen Züge dieser Kreatur wirkten wie aus reinem Licht gemeißelt. Es bezeichnete sich selbst als Engel und drohte ihm, falls er nicht so handle, wie ihm aufgetragen wurde!
    Ein unwillkürlicher Schauer überlief Ornias. »Träume sind nicht real, du Narr. Sieh zu, daß du dich endlich wieder in den Griff kriegst. Das alles ist nichts weiter als die unterbewußte Bestätigung einer Entscheidung, die du schon vor Wochen getroffen hast.« Trotzdem warf er einen vorsichtigen Blick über die Schulter, nur um sich zu vergewissern, daß dort nicht etwa ein Mann aus reinem Gold stand und ihn stirnrunzelnd beobachtete.
    Die Botschaft des ›Engels‹ ging ihm nicht aus dem Sinn. Immer wieder tauchte sie in seinen Gedanken auf: Du mußt alle Kinder töten. Wenn dir auch nur ein einziges entkommt, wird sich der wahre Mashiah erheben und dich zerschmettern.
    »Dummes Zeug. Nichts als Träume.«
    Er wich einem Ast aus, der vom Wind über den Pfad gepeitscht wurde. Ein Stück voraus konnte er Sergeant Horner und ein Dutzend anderer Marines erkennen, die eine große Gruppe heulender Bälger umstanden. Auch ein paar Erwachsene waren dabei, die sich jedoch an den Rändern der Gruppe aufhielten. Die Kinder drängten sich aneinander, um Schutz vor dem Unwetter zu finden. Der Wind trug ihr Jammern mit sich, das wie die Klagen der Verdammten in der Grube der Finsternis klang.
    »Gouverneur«, rief Fenris Midgard, als er zu Ornias aufschloß, »wer sind diese Kinder? Und warum sind sie hier?«
    »Gefangene aus der letzten Schlacht, Minister.« Ornias grinste Midgard an, dem die durchnäßte purpurne Uniform am Körper klebte.
    »Und warum sind sie hier?« fragte Midgard.
    »Wir suchen nach dem Mashiah, Minister«, erklärte Ornias freundlich.
    »Sie belieben doch sicher zu scherzen, Gouverneur. Sie können doch nicht glauben …«
    »Nein, natürlich nicht. Aber sie glauben es. Verstehen Sie nicht? Wenn wir dieses Kind finden und töten, werden die abergläubischen Anhänger von Mikael Calas das für den Weltuntergang halten.« Ornias grinste triumphierend. Ja, Calas Anhänger würden den Mut verlieren. Ihr Vertrauen würde sich auflösen wie die Seiten eines tausend Jahre alten Buches.
    »Aber … aber …«, stotterte Fenris. »Woher sollen wir wissen, welches der Kinder der angebliche Mashiah ist? Diese Leute werden doch sicher nicht mit dem Finger auf ihn zeigen.«
    Ornias warf Midgard einen verächtlichen Blick zu und ging dann zum Kreis der Soldaten hinüber. Der Wind blähte seinen amethystfarbenen Mantel auf. Kinder weinten, streckten die Hände nach den Erwachsenen aus und wollten in die Arme genommen werden. Sie standen jetzt schon seit Stunden im Regen und sahen wie eine Schar ertrunkener Ratten aus.
    Ornias bedachte die wenigen erwachsenen Gamanten, die in seine Richtung starrten, mit einem drohenden Blick. »Wenn sie uns nicht sagen wollen, welches das richtige Kind ist, Midgard, dann sind wir gezwungen, weitergehende Maßnahmen zu ergreifen, um das Ableben des Babys sicherzustellen. Natürlich werden wir die Exekutionen vorher ankündigen. Es wäre doch ein Jammer, eine so

Weitere Kostenlose Bücher