Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
günstige Gelegenheit verstreichen zu lassen, ohne zu versuchen, dabei auch Calas und seine Sippschaft herzulocken.«
Fenris’ Züge verhärteten sich. »Die gamantischen Kinder werden durch den Vertrag von Lysomia geschützt, Gouverneur! Sie haben nicht das Recht …«
Ornias lächelte kalt. »Auf Horeb tue ich, was mir gefällt, Midgard. Wenn Ihnen das nicht behagt, können Sie gern eine Beschwerde einreichen.«
»Das werde ich auch auf der Stelle tun, Gouverneur!« erklärte Fenris mit tonloser Stimme. »Ja, das mache ich. Und ich werde die Magistraten genauestens über Ihr brutales, ungesetzliches Vorgehen informieren.«
Ornias lachte schallend. »Dann schlage ich vor, Sie sprechen direkt mit Slothen persönlich. Wie ich hörte, hat er gerade seine eigenen Probleme mit aufständischen Gamanten in dem Ring von Satelliten, den er über Palaia installiert hat.«
Midgards Mund verzog sich. »Haben Sie auch gehört, Gouverneur, daß Magistrat Slothen einen Schlachtkreuzer nach Horeb entsandt hat?«
Ornias wurde blaß. War das eine Art List von Midgard? Slothen hatte keinen Anlaß, einen weiteren Kreuzer zu schicken. »Aus welchem Grund?«
»Die Nachricht kam erst vor einer Stunde. Die Gründe des Einsatzes wurden nicht genauer spezifiziert. Es hieß nur, wir sollten uns darauf vorbereiten, Captain Amirah Jossel zu empfangen.«
»Jossel?« stieß Ornias hervor. Diese brutale und höchst effiziente Hexe galt allgemein als Slothens privates Killerkommando. Sie hatte den Ruf, plötzlich aufzutauchen, mit tödlicher Präzision zuzuschlagen und es dann jemand anderem zu überlassen, die Trümmer wegzuräumen.
Ein triumphierendes Grinsen schlich sich in Midgards Gesicht. »Genau. Und ich bin sicher, sie wird sich besonders für Ihre ungesetzlichen Aktivitäten interessieren!«
Fenris drehte sich um und ging. Ornias schaute ihm nach, wie er durch den Garten marschierte und eindeutig die Richtung zum Kommunikationszentrum einschlug.
Der Gouverneur gab Horner ein Zeichen. Sofort drängte sich der häßliche kleine Marine durch die Menge und salutierte nachlässig. »Was gibt’s denn, Gouverneur?«
»Erinnern Sie sich an den unglücklichen Unfall, den Major Winfield im vergangenen Jahr hatte?«
Horner grinste wölfisch und packte sein Gewehr fester. »Ja, Sir. Wer ist denn diesmal das Ärgernis?«
»Unser tapferer Minister Midgard möchte die Front persönlich in Augenschein nehmen. Es ist zu bedauerlich, daß er nicht zurückkehren wird.«
Horner kicherte und salutierte abermals. »Jawohl. Sehr bedauerlich.«
Ornias tat so, als würde er zu den Kindern hinübersehen, während er insgeheim beobachtete, wie Horner hinter Midgard hertrabte. Der Marine fing den übereifrigen Minister direkt vor dem Eingang zum Palast ab. Er packte Fenris’ Arm und führte ihn in die entgegengesetzte Richtung – zum Raumhafen.
KAPITEL 11
Cole stand mitten im Hangar, wischte sich die feuchten Handflächen an seinem schwarzen Kampfanzug ab und blickte sich geistesabwesend um. Stasisschränke reihten sich längs der Wand, die raschen Zugriff auf Notfallausrüstungen und Werkzeug boten. Am äußeren Rand des Hangars standen sechs schimmernde Jäger, die unter der starken Beleuchtung dreieckige, zinnfarbene Schatten über die weißen Wände warfen. Ein einzelner Jäger befand sich direkt vor dem Schleusentor. Neben ihm war Baruch zu sehen, der in angespannter Haltung und mit geballten Fäusten knappe Anweisungen an die Crew erteilte. Die beiden Frauen des Kommandoteams nickten nervös und schienen wegen des ungewohnten, fast schon feindseligen Untertons in Jeremiels Stimme besorgt zu sein. Rivka Leso, die Pilotin, eine kleine Frau mit kurzgeschnittenem rotem Haar und strahlend grünen Augen, blickte immer wieder zu Cole hinüber.
Tahn ignorierte die Vorgänge um ihn herum und prüfte abermals seine Ausrüstung. Wohl zum hundertsten Mal betätigte er den Schalter seines Gürtelkommunikators, um sicherzustellen, daß das Gerät auch tatsächlich funktionierte, und schaute sich dann den Ladezustand seiner beiden Pistolen an. Danach betrachtete er stirnrunzelnd die gefälschten Ausweispapiere. Sonny Flaum? Was war das für ein Name?
Cole kratzte sich den Bart und grunzte irritiert. Weshalb war er so verdammt nervös? Im Auftrag der Magistraten hatte er schließlich schon oft genug den Spion gespielt. Aber das war Jahre her. Außerdem war ihm bewußt, daß erstklassige Spionagearbeit im Grunde jemanden erforderte, der sich
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