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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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durch einen ausgeprägten Mangel an moralischen Vorstellungen auszeichnete. Er selbst hingegen hatte in den vergangenen zwölf Jahren so viele Skrupel entwickelt, daß diese Mission durchaus tödlich für ihn verlaufen konnte. Tagelang war er in seiner Kabine auf und ab gewandert, hatte sein Spiegelbild schief angegrinst und dabei gedacht: Du akzeptierst diese Mission wirklich? Was bist du doch für ein tapferer Schwachkopf!
    Jetzt konnte Tahn nur hoffen, daß sich wenigstens einer der Captains jener fünf Kreuzer, die über Horeb kreisten, an das Training letztes Jahr im Wocet-System erinnerte. War das nicht der Fall, könnte Jeremiels Plan sehr schnell scheitern.
    Baruch kam mit angespanntem Gesichtsausdruck quer durch den Hangar auf Cole zu. Der Kragen seines schwarzen Anzugs war schweißgetränkt. »Bist du bereit, Cole?«
    »Ich habe mich bereits gestern auf Harakiri umprogrammiert. Natürlich bin ich bereit.« Er zog die Pistole halb aus dem Holster und schob sie wieder zurück.
    Jeremiel betrachtete ihn prüfend und meinte: »Bist du ganz sicher, daß du es dir nicht noch anders überlegen willst?«
    »Sei nicht albern. Ich bin perfekt für diesen Job geeignet. Und wo willst du jetzt noch jemanden mit genauso wenig Verstand auftreiben?«
    Baruch lächelte schwach. »Denk daran, wenn alles gut geht, sitzen wir beide in etwa sieben Tagen in einem Schiff mit Kurs auf Palaia.«
    »Ja, genau dieser Gedanke hält mich aufrecht.« Tahn sah Jeremiel in die Augen und spürte einen Hauch von Verzweiflung unter der kühlen, berechnenden Oberfläche. Tief in seinem Innern empfand Cole ganz ähnlich.
    »Du hast die Pläne des Palastes und der Höhlen in der Wüste?«
    Tahn klopfte auf seine Brusttasche. »Die sind hier.«
    »Gut. Die Sargonid ist gerade in den Orbit um Horeb gegangen. Wir kennen ihre Befehle nicht, nehmen aber an, sie soll die Revolte beobachten, die Mikael anführt. Zweifellos hat Ornias bereits ein Treffen gefordert, um geeignete Unterdrückungsmaßnahmen zu besprechen …«
    »Und Amirah Jossel kommandiert die Sargonid? Ich hoffe, sie ist tatsächlich so dynamisch, wie ihre Personalakte vermuten läßt. Ein paar Tage angeregter Diskussionen würden mir schon zusagen. Aber selbst wenn sie nicht besonders helle sein sollte, sieht sie immerhin gut aus. Das wäre ja auch ein gewisser Trost.« Cole zupfte nervös an seinem Kragen. Es kam ihm plötzlich so vor, als hätte er den Kopf in eine Schlinge gesteckt.
    »Gibt es noch irgend etwas, das ich für dich tun kann?« fragte Baruch.
    »Nein.«
    Jeremiel betrachtete ihn mit einer Intensität, als würden sie sich zum letztenmal sehen. Cole beschlich dabei ein Gefühl, als hinge er an den Fingerspitzen über dem aufgerissenen Maul einer feuerspeienden arkturianischen Flammenkatze.
    Er lachte grimmig. »Schau mich nicht so zuversichtlich an, Baruch, sonst steigt mir das noch zu Kopf.«
    Jeremiel warf einen Blick zu den Soldaten neben dem Jäger hinüber. Im Hangar war es plötzlich sehr still geworden. Das Kommandoteam wartete angespannt, und Rivka, die Pilotin, trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Gib eine Funkmeldung an Rivka durch, sobald du Stufe eins erledigt hast. Sie wird die Nachricht an uns weiterleiten. Wir sind nicht mehr als einen Tag entfernt.«
    »Verstanden.«
    »Und geh keine unnötigen Risiken ein.«
    »Meine Ambitionen als Märtyrer habe ich schon vor Jahren abgelegt.«
    Baruch legte eine Hand auf Coles Schulter und gab weitere Instruktionen, doch Tahn hörte kaum, was er sagte, sondern konzentrierte sich mehr auf Jeremiels Gesicht. Der Commander war so bleich wie ein Mensch, der langsam an einer schweren inneren Verletzung verblutet. Kalter Schweiß brach Cole aus, als er die versteckte Furcht in Baruchs Stimme heraushörte. Jeden Tag waren die beiden gemeinsam die Funksprüche durchgegangen, stets auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, daß Carey noch lebte. Doch sie hatten nichts gefunden. Statt dessen schlichen sich in Tahns Träume Bilder von Carey, die einsam und tot in den kalten, unterirdischen Räumen von Palaia lag. Oder, noch schlimmer, lebendig, aber nicht mehr bei Verstand. Nacht um Nacht war er mit klopfendem Herzen und in verschwitzten Laken aufgewacht.
    »Ich kenne den Plan, Baruch«, unterbrach er den Freund schließlich leise. »Mach dir keine Sorgen. Niemand wird mich schnappen.« Mit bedeutsamer Miene klopfte er auf die Pistole an seiner Hüfte und schaute dann zum Jäger hinüber. Rivka hatte begonnen, vor der

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