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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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mit Glasmalereien geschmückt, die alle das Abbild des Gouverneurs in verschiedenen Posen zeigten. Amirah erkannte einige der Vorbilder: Washington bei der Überquerung des Delaware auf der Alten Erde, Colonel Sarah Mayers, die die erste Kolonie auf dem Mond gründet, Pleros von Antares 3 bei seiner infamen Forderung nach ›Eingeschränkten Rechten‹, die schließlich zu den Plerosianischen Revolten des dritten Jahrtausends geführt hatten. Der Captain schüttelte angewidert den Kopf. Ornias schien eine ausgesprochen hohe Meinung von sich selbst zu haben. Sie war dem Mann niemals persönlich begegnet, doch die Geschichten, die sie über ihn gehört hatte, reichten aus, um ihre Nackenhaare zu sträuben. Angeblich hatte Slothen eine Reihe von Datenfiles löschen lassen, die sich mit Ornias’ Vergangenheit als Dieb, Trickbetrüger und Mörder befaßten. Die Gründe für Slothens Vorgehensweise waren allerdings recht vage. Der Tilgungsvermerk auf den Files schützte ›galaktische Sicherheitserwägungen‹ vor.
    Tolemy und Richert marschierten hinter Amirah her und unterhielten sich dabei leise über die Verschwendungssucht und die politischen Fehlentscheidungen des Gouverneurs. Als sie um eine Ecke bogen und ein ähnlich ausgestatteter Gang vor ihnen lag, mußte Amirah ihnen beipflichten.
    Orillianische Samtteppiche mit geometrischen Mustern, die in verschiedenen Rottönen gehalten waren, bedeckten den Boden. Kostbare Spiegel säumten den Flur in seiner ganzen Länge. Amirah warf einen Blick auf ihr Spiegelbild. Sie war jetzt neunundzwanzig Jahre alt und besaß eine schlanke, durchtrainierte Figur. Ihre Arm- und Beinmuskeln spannten den Stoff der enganliegenden Uniform. Die breiten Schultern verjüngten sich zu einer extrem schmalen Taille. Ihr lockiges blondes Haar war vorn dicht über den Augenbrauen abgeschnitten und fiel hinten bis weit über ihren Rücken hinab. Auf ihrer Nase waren noch einige Sommersprossen zu erkennen, die Plage ihrer Jugend, die aber glücklicherweise weitgehend verschwunden waren, als sie zweiundzwanzig Jahre alt wurde. Allerdings spielte das zu jenem Zeitpunkt keine Rolle mehr. Männer mieden sie ohnehin wie eine Aussätzige. Sie hatte sich damals bereits ein eigenes Kommando verdient und war mit dem giclasianischen Eichenblatt in Gold, dem Ehrenkreuz des Mars und dem naassener Silberkreuz ausgezeichnet worden. Es gab nur wenige Männer, die selbstbewußt genug waren, um ihr den Hof zu machen.
    Aber sie hätte so oder so keine Zeit für Männer gehabt. Doch andererseits war die Einsamkeit zweifellos der eine, sehr hohe Preis, den man für ein Kommando bezahlen mußte. Zu oft wanderte sie in letzter Zeit schlaflos in ihrer Kabine auf und ab und wünschte sich, jemanden zu haben, mit dem sie reden könnte, dem sie von ihrer Heimsuchung erzählen könnte, die sie nicht schlafen ließ und in letzter Zeit auch am Tag quälte.
    Die »Rückblenden« hatten sich mittlerweile zu einer ständigen Erscheinung entwickelt. Glücklicherweise war Amirah stets nach wenigen Sekunden in der Lage, sie als irreal zu erkennen und sich davon zu befreien – doch des nachts, in ihren Träumen, wurden diese Visionen immer mächtiger und mächtiger, ohne daß sie sich dagegen zur Wehr setzen konnte.
    Doch es gab auch noch andere Probleme, die sie belasteten. Beispielsweise steckte mehr hinter dieser Mission auf Horeb, als Slothen zugegeben hatte. Ihre Befehle waren schlicht und dringend zugleich gewesen: Nehmen Sie Calas in Gewahrsam. Die Kosten spielen keine Rolle. Kehren Sie danach unverzüglich nach Palaia zurück. Höchste Priorität.
    Amirah runzelte die Stirn. Tatsächlich gab es jemand an Bord der Sargonid, dem sie vertrauen konnte – Jason Woloc, ihren Stellvertreter. Doch ihre berufliche Beziehung war zu diffizil, um ihm von ihren Ängsten zu berichten. Er liebte sie; das wußte Amirah seit über einem Jahr. Doch sie erwiderte seine Gefühle nicht. Davon abgesehen war es nicht statthaft, wenn ein Captain sich mit einem seiner Offiziere einließ. Das führte zu Gerüchten und dem Verdacht der Begünstigung, und es war ganz allgemein der Schiffsmoral nicht zuträglich. Allerdings mochte sie Jason durchaus. Vielleicht zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort …
    »Wir sind fast da«, erklärte Horner und deutete auf die große, mit Schnitzereien reichverzierte Flügeltür am Ende des Gangs. »Seien Sie vorsichtig, was Sie sagen, Captain. Der Gouverneur hat überall gute Beziehungen. Und mit den

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