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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Magistraten versteht er sich ganz ausgezeichnet.«
    Tolemy räusperte sich vernehmlich, hakte einen Daumen hinter den Griff seiner Pistole und warf Amirah einen fragenden Blick zu. Sie schüttelte den Kopf und bildete mit den Lippen das Wort: »Meiner.«
    Horner bemerkte den stummen Austausch. Seine Schweinsäuglein verengten sich. »Wenn ihr … Leuteschinder glaubt …«
    Amirah stieß ihn beiseite und schlug mit der Faust auf den Knopf der Sprechanlage. »Captain Amirah Jossel wünscht Gouverneur Ornias zu sprechen«, rief sie.
    Eine säuselnde Stimme antwortete: »Einen Moment bitte, Captain.«
    Amirah biß die Zähne zusammen, während sie wartete, und suchte derweil Wände und Decke nach versteckten Kameras ab. »Jim«, wies sie dann ihren Sicherheitschef an, »Sie bleiben hier. Meine Befehle lauten, allein mit dem Gouverneur zu sprechen.« Ja, es waren in der Tat sonderbare Befehle. Slothen hatte Amirah überdies aufgefordert, nicht mehr als zwei Offiziere als Sicherheitsbegleitung mitzunehmen. In Anbetracht des auf Horeb herrschenden Bürgerkriegs und angesichts der Möglichkeit einer Intervention durch die Untergrundbewegung erschien ihr dieses Kontingent höchst unangemessen.
    Tolemy und Richert stellten sich zu beiden Seiten der Tür auf, verschränkten die Arme und bedachten Horner mit finsteren Blicken. Dann schwang einer der Türflügel auf, und Amirah betrat die Ratskammer.
    Als die Tür sich hinter ihr schloß, wanderte ihr Blick unwillkürlich nach oben. Die überkuppelte, oktagonale Kammer durchmaß mindestens fünfzig Schritte. Säulen aus rosa und grauem Marmor erhoben sich längs der Wände und bildeten einen exotischen Rahmen für die seltenen Gemälde, die Ornias zusammengetragen hatte. Zwischen den altersdunklen Bildern standen Vasen von unschätzbarem Wert, cassiopanische Smaragduhren und andere Kunstwerke.
    Gouverneur Ornias stand genau unter der Kuppel, die mit dem Fresko einer alten Schlacht geschmückt war; Soldaten schossen aufeinander, und das Blut spritzte zum dunkelblauen Himmel empor. Ornias hielt ein Kristallglas in der manikürten Hand, das mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war. Er war großgewachsen, hatte sandfarbenes Haar, einen sorgfältig gestutzten Bart und kalte, limonengrüne Augen – Schlangenaugen, dachte Amirah. Die goldenen Säume seiner amethystfarbenen Robe schimmerten bei jeder Bewegung. Er lächelte sie bewundernd an.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, daß Sie so attraktiv sind, Captain«, erklärte er mit seidenweicher Stimme.
    »Und ich hatte keine Ahnung, daß Sie so inkompetent sind, Gouverneur«, erwiderte Amirah. »Offenbar habe ich Ihre Akten zu nachlässig studiert.«
    Ornias’ Lächeln verwandelte sich in eine Grimasse. Amirah legte die Hände auf den Rücken und nahm eine ›Rührt-euch-Haltung‹ ein. Der Blick des Gouverneurs wanderte auf unverschämte Weise über ihre schwellenden Brüste.
    »Tja, nun …«, meinte er leicht amüsiert. »Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Ich muß sagen, Ihr Ruf ist Ihnen vorausgeeilt, und ich fühle mich geehrt …«
    »Genug der Höflichkeiten, Gouverneur. Wir haben geschäftliche Dinge zu besprechen.«
    »Sie sind tatsächlich so subtil, wie man sich erzählt, Captain. Ich vermute, Kriegshelden neigen automatisch zu einer gewissen Arroganz. Doch trotz Ihrer Manieren würde ich Sie gern näher kennenlernen. Darf ich Ihnen ein Glas Sherry anbieten? Oder etwas anderes?«
    Amirah bedachte ihn mit einem angewiderten Blick. »Nein, Gouverneur. Ich erwarte, daß dieses Gespräch nicht lange dauert.«
    »Tatsächlich? Ich hatte eigentlich eine längere Diskussion über Horeb erwartet.« Ornias drehte sich abrupt um und ging zu einem der großen Fenster hinüber. Draußen hingen dunkle Wolken am Himmel, und der Regen fiel in Strömen. »Und was sollen Sie mir mitteilen, Captain?«
    »Magistrat Slothen will Mikael Calas haben, lebendig, unversehrt und sofort. Wenn Sie nicht in der Lage sind, Calas binnen der nächsten zwei Tage beizubringen, übernehme ich das Kommando über die Schlachtkreuzer, die sich im Orbit über Horeb befinden, und ergreife alle erforderlichen Maßnahmen, um seiner habhaft zu werden.«
    Ornias schlenderte gemächlich über den schwarzen, mit Rosen bestreuten Teppich. »Und warum will Slothen Calas lebendig haben? Mir scheint, es wäre erheblich einfacher, ihn in einem weniger gefährlichen Zustand nach Palaia zu schicken. Der Junge hat sich zu einem regelrechten Ärgernis

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