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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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eine Männerstimme. »Nicht laufen!«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!« kreischte sie und rannte mit aller Kraft weiter.
    Dann traf sie etwas Schweres von hinten und warf sie zu Boden. Amirah schlug blindlings um sich, als wäre sie nie in waffenlosem Kampf ausgebildet worden.
    »Hören Sie auf, Captain!« rief der Mann. »Zwingen Sie mich nicht, Sie zu töten! Für unseren Plan ist es gleichgültig, ob Sie leben oder nicht! Also hören Sie damit auf!«
    Der kalte Lauf einer Pistole drückte sich in ihren Bauch. Amirah blinzelte den Schweiß aus ihren Augen.
    Und plötzlich begriff sie, wo sie sich befand. Horeb.
    Ihr Sicherheitsteam war in einen Hinterhalt geraten. Und sie war entführt worden. Entführt … ja, aus ihrem Heim verschleppt und nach … ja, wohin verschleppt? Welcher Gedanke tauchte da verschwommen aus ihrer Erinnerung auf? Sie bemerkte, daß ihre Hände unkontrolliert zitterten.
    Eine tiefe Stimme flüsterte aus der Dunkelheit: »Nicht bewegen, Captain Jossel.«
    Eine Taschenlampe flammte auf, und Amirah blickte direkt in die Augen ihres Entführers. Er drückte sie zu Boden und zielte jetzt mit der Pistole auf ihren Kopf. Seine blauvioletten Augen funkelten dämonisch, als er sich unsicher erhob.
    Er umklammerte mit einer Hand sein verletztes Bein. »Vorwärts jetzt, Amirah. Gehen Sie! Wir haben schon sehr viel Zeit verloren. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie Amirah nenne, oder? Aber ich werde es so oder so tun, also können Sie sich Ihren Widerspruch schenken.«
    Amirah erhob sich mühsam. »Und wie soll ich Sie anreden?«
    »Im Moment gar nicht. Gehen Sie diesen Korridor entlang, und biegen Sie an der ersten Abzweigung links ab.«
    Amirah folgte seinen Anweisungen, während der Schein seiner Lampe über die Wände huschte, die das Geräusch ihrer Schritte als vielfaches Echo zurückwarfen. Ein trockenwürziger Duft schien den Steinen anzuhaften, eine Mischung, die an Zimt und Klee erinnerte. Hin und wieder kamen sie an Sackgassen vorbei, manchmal aber auch an zerschmetterten Türen und gezackten Löchern im Boden oder in den Wänden. Hatte hier früher einmal jemand versucht, sich gewaltsam einen Weg hinaus zu sprengen? Und wenn ja, warum? Um einer Bedrohung im Innern zu entkommen? Oder einem Feind, der von draußen eindrang?
    »An der nächsten Abzweigung rechts«, bemerkte ihr Entführer.
    Amirah folgte der Anweisung und blieb dann abrupt stehen. Der Korridor, in den sie gerade eingebogen war, teilte sich in drei weitere Gänge auf. »Welchen Weg jetzt?«
    Der Mann hinter ihr kam vorsichtig näher und schob sie beiseite, um besser sehen zu können. Dann trat er wieder ein paar Schritte zurück, lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und zog eine Karte aus der Brusttasche. Er studierte sie stirnrunzelnd, ohne dabei Amirah länger als einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen. Schließlich stieß er einen unterdrückten Fluch aus. »Verdammt, Baruch, was ist das hier?«
    »Baruch?« wiederholte Amirah abschätzig. »Ich hätte mir ja gleich denken können, daß Sie zu dieser dreckigen Mörderbande gehören.«
    »Tatsächlich? Und was hat Sie daran gehindert? Nur mein Charme oder noch etwas anderes?«
    »Ihr Charme hat völlig gereicht. Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Sein Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. »Wir sind Freunde«, sagte er langsam. »Sie können mich Cole nennen.«
    Eine Weile starrten sie sich schweigend an, und plötzlich setzte Amirahs Herz für einen Schlag aus. Cole …? Lichtgitter? Er war während der pegasianischen Invasion der Alten Erde in Gefangenschaft geraten. Gefangen und für mehrere Monate in einen Lichtkäfig gesperrt. Und die ganze Zeit über hatte man ihn gefoltert. Als die magistratischen Streitkräfte die Invasoren besiegt und ihn befreit hatten, war er aus seinem Käfig herausgekrochen, ohne sich seiner Umgebung wirklich bewußt zu sein. Die Magistraten hatten ihn als Kriegshelden bezeichnet und insbesondere seinen ›unbeugsamen Willen‹ herausgestellt. Wie eine Maschine reproduzierte Amirahs Verstand Szenen aus den Trainings-Holos, die sie während ihrer Ausbildung gesehen hatte – Szenen mit einem großgewachsenen, braunhaarigen Offizier, dessen Gesicht nicht von einem Bart verdüstert wurde, und auf dessen Stirn sich die Linien noch nicht so tief eingegraben hatten.
    Leise murmelte sie: »Cole Tahn.«
    Tahn durchbohrte sie mit seinen blauvioletten Augen. Amirah zuckte unter der Intensität des Blicks zusammen.
    »Hervorragend, Amirah.

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