Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
herum.
    Der Angreifer wehrte den Tritt ab, indem er den Arm hochriß, ihn unter ihrem Bein verhakte und sie zurückstieß. Amirah rollte sich ab und kam in geduckter Haltung wieder hoch. Der Mann hob seine Pistole. Seine blauvioletten Augen glänzten hart. Er beugte sich leicht vor, und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Erst jetzt bemerkte Amirah, daß sein schwarzer Kampfanzug unterhalb der rechten Hüfte blutgetränkt war. Außerdem kam er ihr irgendwie bekannt vor. Wo hatte sie dieses Gesicht schon einmal gesehen?
    »Ganz ruhig, Captain«, sagte er leise. »Stehen Sie auf, aber langsam.«
    Amirah erhob sich.
    »Verschränken Sie die Hände hinter dem Kopf«, befahl er. »Und jetzt vorwärts.«
    Langsam drehte Amirah sich um und marschierte den schmalen Korridor entlang. Als sie einen Quergang erreichten, befahl der Fremde: »Stop. Lassen Sie sich auf Hände und Knie nieder. Sehen Sie den Marmorblock? Gut, dann schieben Sie ihn nach rechts.«
    Amirah drückte mit aller Kraft, um den großen Block zu bewegen. Ein dumpfes Knirschen erklang; dann öffnete sich vor ihr ein dunkles Loch, aus dem fauliger Gestank drang.
    »Hinein mit Ihnen, Captain. Rasch. Und kommen Sie nicht auf dumme Gedanken. Ich bin direkt hinter Ihnen und werde Sie auf zwei Schritte Entfernung wohl kaum verfehlen.«
    Amirah rutschte auf dem Bauch durch die Öffnung und spürte, wie der Fremde ihr folgte. Ihre Hände tauchten in Wasser. Sie drückte sich gegen die kalte Wand und sah, wie ihr Gegner eine kleine Taschenlampe einschaltete. Das Licht beleuchtete die glatten grauen Wände des unterirdischen Gangs. Ohne Amirah aus den Augen zu lassen, streckte der Fremde die Hand aus und schob den Block an seinen alten Platz zurück.
    Unangenehme Gerüche stiegen von dem gurgelnden Wasser auf. Amirah erkannte, daß man sie in einen Abwasserkanal gebracht hatte. Zweifellos durchzogen Dutzende dieser Kanäle die Felsen unterhalb des Palastes. Und wo endeten sie? Hatte Gouverneur Ornias – dumm genug war er ja – etwa versäumt, die Ausgänge bewachen zu lassen? Oder hatte ihr Entführer sie alle getötet?
    Der Mann bedeutete ihr mit einem Wink des Pistolenlaufs, weiterzukriechen. »Beeilung, Captain, und immer geradeaus. Es ist noch ein langer Weg bis zu den verlassenen Höhlen der legendären Wüstenväter.«
    Amirah kroch durch den modrigen Schlamm. Nur der schwache Schein der kleinen Lampe erhellte ihren Weg. In regelmäßigen Abständen schaute sie nach hinten, in der Hoffnung, ihr Entführer würde in seiner Wachsamkeit nachlassen. Wenn er seinen Blick auch nur für eine Sekunde von ihr abwendete, könnte sie ihn erwischen.
    Rund fünfzehn Minuten lang platschten sie durch den Tunnel; dann drückte der Fremde sie plötzlich gegen die Wand und befahl: »Ganz ruhig jetzt.«
    Amirah behielt die Pistole im Auge, doch der Lauf blieb ständig auf sie gerichtet, als der Mann ein Stück vorwärts kroch und einen anderen Steinquader einen Spalt weit aufdrückte. Ein Rechteck aus fahlem Sonnenlicht fiel über seinen abgetragenen schwarzen Kampfanzug und zeigte deutlich die Wunde an seinem Schenkel, aus der noch immer das Blut hervorquoll. Der Mann berührte kurz das Funkgerät an seiner Hüfte und packte dann die Pistole wieder mit beiden Händen. Wem hatte er gerade ein Signal gegeben?
    »Also los, Captain, hinaus mit Ihnen. Aber schön langsam.«
    Amirah kroch vorwärts und zwängte sich durch die Öffnung. Draußen empfing sie diesiger Nieselregen. Der Mann folgte ihr, packte plötzlich ihren Ärmel und riß sie heftig zurück, so daß ihr Kopf hart gegen die Palastwand stieß.
    Dann zog er sie ebenso rauh vor sich, als wolle er sie als Schild benutzen. »Sehen Sie die Kluft dort vorn in dem Hügelkamm?« fragte er. »Diejenige, die den Sandstein wie ein gezackter Blitz durchschneidet?«
    »Ja.«
    »Wenn ich bis drei zähle, laufen Sie so schnell Sie können dorthin. Klar?«
    »Ja.«
    »Eins, zwei, drei …«
    Amirah rannte los. Hinter sich hörte sie den Sand unter den Schritten des Mannes knirschen, als sie die Kluft erreichten. Ein heftiger Stoß warf sie bäuchlings zu Boden. Sie landete im nassen Sand und spürte einen Moment später den Lauf der Pistole im Nacken.
    »Verdammt!« platzte sie heraus. »Wer sind Sie eigentlich? Und was wollen Sie von mir?«
    »Für’s erste will ich, daß Sie so tun, als befänden Sie sich wieder in einem Manöver auf der Akademie. Sie werden ungefähr eine halbe Meile auf dem Bauch kriechen – und zwar schnell.

Weitere Kostenlose Bücher