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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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so klein, er sollte nicht …«
    »Nein!« Mikaels Stimme klang eisern. Er setzte die Kerze auf dem Boden ab. »Ich bleibe hier. Machen Sie mit Ihrer Arbeit weiter. Sagen Sie mir, was ich tun muß, dann bringe ich mein Kind selbst auf die Welt.«
    Eilig gab Plutonius seine Anweisungen.
    Schmerz. So viel Schmerz. Welle um Welle flutete er über Sybil hinweg.
    Schreie. Laufende Menschen. Vereinzelte Gewehrschüsse.
    »O Gott!« kreischte Plutonius. »Sie sind direkt vor der Tür! Sie sind schon da!«
    Ein leises, ärgerliches Weinen erklang. »Mein Sohn auch, Doktor. Er ist da, Sybil. Heil und gesund.«
    Sybil öffnete die Augen und sah verschwommen, wie Mikael das Baby an seine Brust drückte. Vorsichtig kam er näher und hielt ihr das blutbeschmierte Kind hin, damit sie es sehen konnte. »Da ist er, Sybil. Nathan. Nathan buzina kaddisha. Mein Sohn. Unser Sohn.«
    Mit einem hellen Blitz erwachte das Mea Shearim auf Mikaels Brust zum Leben. Plutonius sog scharf die Luft ein und wich zurück. Der Schimmer rings um das Mea breitete sich aus und hüllte ihren Sohn in einen Ozean aus blauem Licht.
    Für einen winzigen Moment schien Nathan das Mea genau zu erkennen und tastete mit seiner Hand danach.
    »Oh!« flüsterte Plutonius heiser. »Seht euch das Gesicht des Jungen an. Seht sein Gesicht! Es ist wahr! Er ist der verheißene Erlöser!« Er fiel auf die Knie und verneigte sich vor dem Kind.
    »Stehen Sie auf«, befahl Mikael, »und machen Sie mit der Operation weiter.«
    »Nein, nein, sie ist jetzt nicht mehr wichtig. Der Junge …«
    Sybil sah, wie Mikaels Stiefel hochzuckte. Plutonius rollte schreiend über den Boden. Mikael hob seine Pistole und drückte den Lauf gegen den Kopf des Arztes.
    »Stehen Sie auf, Doktor!«
    »Nicht schießen! Ich komme ja schon. Sehen Sie? Ich werde …«
    Gebrüllte Befehle. Noch mehr Gewehrfeuer.
    »Calas! Stop!« rief eine brutal klingende Stimme. »Eine Bewegung, und Sie sind tot!«
    Mikael streckte langsam den Arm mit der Pistole aus und ließ die Waffe zu Boden fallen. Dann drehte er sich langsam um und hielt seinen Sohn hoch. »Ich gehe nirgendwohin, Sergeant. Stehen Sie auf, Plutonius. Verdammt, hoch mit Ihnen!«
    Die Worte wirbelten durch Sybils Verstand. Ein Windhauch ließ die Kerzenflamme flackern. Doch sie sah noch etwas anderes – etwas Großes und Schwarzes, wie ein gigantischer lebender Schatten. Er beugte sich über sie, und sie nahm den Geruch verrottender Pflanzen wahr. Sybil versuchte, sich aufzurichten, doch sie konnte sich nicht bewegen und auch nicht nach Mikael rufen.
    Die Dunkelheit bewegte sich. Sie wich vor Sybil zurück und umhüllte ihren Sohn Nathan wie ein schwarzer Dämon aus den Tiefen der Vergessenheit.
    Ein Schrei erklang und sie sah, wie Mikael vor der Dunkelheit zurückzuckte. Er stürzte auf ihr Bett.
    Dann tauchten Dutzende von Gewehrläufen über ihr auf.

 
KAPITEL 15
     
     
    Rachel Eloel saß am sandigen Ufer des Lake Kinnaret unter einem Granatapfelbaum und hatte die Arme um die hochgezogenen Knie gelegt. Jenseits der glitzernden Wasserfläche erhob sich ein brauner Gebirgszug wie eine undurchdringliche Mauer. Ein Staubteufel wirbelte über die Höhen. Rachel hob ihr Gesicht, um die warme, nach Oliven duftende Brise zu genießen. Ihr schönes, herzförmiges Gesicht mit den großen dunklen Augen wirkte im Sonnenlicht wie aus Alabaster gemeißelt. Ein paar Strähnen des langen schwarzen Haares fielen ihr über die Augen, und sie strich sie zurück. Zorn und Hilflosigkeit vereinten sich in ihrer Brust zu einem lähmenden Gift.
    Sybil, mein Baby, vergib mir.
    Geraume Zeit saß sie schweigend dort und lauschte auf die Geräusche dieses friedvollen Ortes: Vögel, die hoch über ihrem Kopf zwitscherten, das Blöken und Wiehern der Nutztiere, und das gelegentliche Gelächter, das aus den Außenbezirken der eine Viertelmeile entfernten Stadt drang.
    Warum litt sie immer? Sie lachte bitter über diese Frage. Sie hatte nie etwas anderes gekannt als Leid. Aber nein, wies sie sich selbst zurecht. Noch immer gab es manche Nächte, in denen sie zufrieden und glücklich aufwachte und die Hand nach ihrem Ehemann Shadrach ausstreckte. Ihr Körper erinnerte sich noch an seine Wärme – und in jenen kurzen Augenblicken vergaß sie, daß Shadrach bei dem Überfall auf den Tempel von Ornias getötet worden war. Zwölf Jahre war das jetzt her. Zwölf Jahre und eine Ewigkeit.
    Rachel hob eine Handvoll Sand auf und ließ ihn durch die Finger rinnen. Von jenem Moment

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