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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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im Kerzenlicht und warf Reflexe über den ganzen Raum.
    »Yosef?« hörte sie Mikael murmeln. »Was diese Bücher betrifft, die du gefunden hast … falls mir irgend etwas zustößt, dann versuch, sie Baruch zu geben. Ich habe keine Ahnung, wie du ihn erreichen kannst, aber …«
    »Wir werden dafür sorgen«, versicherte Yosef. Trotz ihrer verschwommenen Sicht konnte Sybil ihn erkennen. Sein kahler Schädel schimmerte im Kerzenlicht.
    Dann spürte Sybil, wie sich eine knochige Hand um ihren Arm legte, und sie hörte Ari flüstern: »Laß dich nicht unterkriegen, Sybil. Wir alle brauchen dich. Und wir lieben dich.«
    Sybil versuchte, ihn zu berühren, doch ihr Arm bewegte sich kaum. Ari beugte sich vor, drückte ihre Hand und küßte sie auf die Stirn. »Schone deine Kräfte«, murmelte er liebevoll.
    »Bitte geh jetzt, Onkel Yosef«, sagte Mikael drängend. »Uns bleibt vielleicht nicht mehr viel Zeit.«
    Inmitten des wabernden Schleiers, der Sybils Blickfeld trübte, schälte sich Mikaels Gesicht heraus. Dann zog eine Bewegung des Arztes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Plutonius beugte sich über sie. Seine Hände verschwanden irgendwo unterhalb ihrer Brust.
    »Wenn ich das Kind rette, verliere ich dabei vielleicht Sybil, Mikael. Ich hoffe, Sie sind darauf vorbereitet.«
    »Retten Sie meine Frau, Doktor. Es ist nicht das Kind, das ich liebe.«
    »Sie lieben dieses Kind vielleicht nicht, Mikael«, knurrte Plutonius, »aber Ihre Anhänger schon. Sie nennen es den Mashiah und singen ständig sein Loblied. Ein Stück von hier entfernt haben sich rund fünfhundert Menschen versammelt, um für das Überleben des Kindes zu beten.«
    »Das ist mir gleich!« rief Mikael wütend. Sybil sah einen Pistolenlauf aufblitzen. »Sie werden meine Frau retten, Doktor!«
    »Ja.« Plutonius seufzte erschöpft. »Ja, natürlich.«
    Schmerzen erfüllten Sybil und nahmen an Intensität zu, bis sie unerträglich wurden. Dann schien es plötzlich still um sie zu werden, und ihr Körper wurde eiskalt.
    Dann hörte sie Stimmengeflüster, und irgendwo in der Ferne heulte ein Gewehrschuß auf. Ihr Körper zuckte, und sie stöhnte unwillkürlich.
    »Mist!« zischte der Doktor. »Das ist der schlimmste Angriff, den Gouverneur Ornias je gegen uns geführt hat, und wir verfügen kaum über genug Betäubungsmittel, um die Verwundeten davon abzuhalten, vom OP-Tisch zu klettern. Aber ich kann es mir nicht leisten, ihr noch mehr zu geben.«
    Explosionen dröhnten durch das Labyrinth, und der Tisch schien unter Sybil zu erzittern, doch sie wußte nicht, ob das alles wirklich oder nur in ihrer Einbildung geschah.
    »Lieber Himmel. Sie kommen näher.«
    »Schweigen Sie!« befahl Mikael. »Arbeiten Sie weiter.«
    Sybil erkannte vage, daß Mikael neben ihr kniete. Er roch durchdringend nach Schweiß und Kampf. Gerüche, die ihr seit ihrer Kindheit vertraut waren und die sie als angenehm empfand. Leise sagte Mikael: »Sybil, hör mir zu. Kannst du mich verstehen? Deine Lunge ist getroffen worden. Dr. Plutonius versucht, sie zu retten. Wenn das nicht gelingt, wird er sie entfernen. Ich weiß, daß du seine Instrumente in deinem Innern spüren kannst, aber du mußt jetzt ganz still liegen.«
    Die Instrumente klirrten. Der Raum um Sybil herum wurde dunkler und dunkler, und plötzlich hatte sie das Gefühl, sie würde in ihren eigenen Körper hinabtauchen. Sie konnte sehen, wie sich ihr Herz zusammenzog und wieder ausdehnte, und sie konnte auch das zerfetzte, blutverkrustete Lungengewebe erkennen. Und genau dort bewegte sich auch eine schimmernde Klinge, als besäße sie ein Eigenleben. Wieder wurde es dunkel um Sybil. Es schien nur noch sie selbst zu geben, nichts anderes mehr. Sie kämpfte darum, in ihren Kopf zurückzukehren. Es war ein furchtbares Gefühl, von sich selbst getrennt zu sein.
    »Halte durch, Sybil. Verlaß mich nicht! Ich brauche dich so sehr. Ich liebe dich … ich liebe dich …«
    Immer wieder sagte Mikael diese Worte und streichelte dabei ihre Wangen und ihr Haar, und schließlich spürte Sybil voller Erleichterung, wie sich ihr Bewußtsein wieder mit ihrem Körper verband. Mikael drückte ihre Hand.
    »Das Baby kommt.«
    Der harte Schritt von Militärstiefeln hallte durch die Gänge.
    »Verschwinden Sie von hier, Mikael!« sagte Plutonius. »Sie müssen sich retten. Die Menschen brauchen Sie. Um Himmels willen, gehen Sie! Ich … ich bin sicher, ich kann die Lunge einen Moment sich selbst überlassen, um Ihren Sohn herauszuholen. Er ist noch

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