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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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an, als Shadrach getötet worden war und sie und Sybil aus Seir, der Hauptstadt Horebs, flüchteten und nach einem Unterschlupf suchten, der ihnen Schutz vor dem Mashiah bot, hatte sie nichts als Leid erlebt. Jeremiel war nach Horeb gekommen, um den Kampf gegen den Mashiah zu organisieren. Rachel war zu Adoms Palast geschickt worden, wo sie sein Vertrauen erringen sollte, damit sie ihn töten konnte, sobald Jeremiel seinen Angriff begann. Und sie hatte es getan … sie hatte Adom ermordet. Wenn Rachel die Augen schloß, konnte sie ihn immer noch vor sich sehen, wie er zu ihr aufschaute. Langes blondes Haar, das über seine breiten Schultern fiel, Blutblasen auf seinen Lippen, eine klaffende Messerwunde in der Brust. In seinen Augen erblickte sie all die kindliche Unschuld, die Sanftmut und die Liebe, die ihr das Herz zerrissen hatte, und seine letzten Worte drangen wie Donnerhall in seine Seele: »Es … ist schon gut, Rachel. Ich weiß, daß du … auch nur das Leiden … beenden wolltest.«
    Und wozu war all dieser Schmerz gut gewesen? Hatte er ihr geholfen, als sie vor dem Thron Gottes stand und voller Angst auf den schwarzen Wirbelwind jenseits des Flusses aus Feuer starrte? Hatte er ihr Mut oder Wissen verliehen, als sie seine unendliche Weisheit herausforderte mit ihrer Anklage, er sei entweder nicht gut, nicht allmächtig oder nicht allwissend?
    Nein. Epagael hatte sie aus dem Himmel geschleudert. Sie war durch die ewige Dunkelheit der Leere gestürzt, um sich schließlich in einer Eishöhle in der Nähe der polaren Kammern wiederzufinden – wo sie langsam erfror. Und dann kam Aktariel und hatte sie gerettet. Sie erinnerte sich daran, wie sein goldenes Licht diamantengleich von den eisverkrusteten Wänden zurückgeworfen wurde. Er hatte sie in die Arme genommen, mit seinem Körper gewärmt und sanft ihr Haar gestreichelt. »Schlaf, Rachel … Und mach dir keine Sorgen. Ich werde nicht zulassen, daß dir jemand etwas tut. Nicht einmal Gott.«
    Unwillkürlich erschauerte Rachel. Sie fühlte sich so allein und verängstigt. Selbst das Rauschen des warmen Windes, der durch die Baumkrone über ihr strich, schien einen bösartigen Unterton zu haben. Nachdem sie mit Cole Tahn auf Tikkun gelandet war und dort die Schrecken von Block 10 gesehen hatte – Babys, die in Müllbehältern gesammelt wurden; Kinder, von lachenden Soldaten kaltblütig niedergemetzelt; zu Skeletten abgemagerte Männer und Frauen, die Schwerstarbeit leisten mußten – nachdem sie all das gesehen hatte, fragte sie sich, ob es in diesem Universum überhaupt so etwas wie Güte gab.
    Grauenvolle Szenen stoben durch ihr Bewußtsein wie Funken, die der Wind von einem Lagerfeuer emporsteigen läßt. Tief in ihrem Innern sehnte sie sich danach, daß in diesem Universum das Glück triumphierte, so wie Gott es ihren Vorfahren versprochen hatte, wenn sie gut und gerecht wären und dem Weg seiner Wahrheit folgten.
    Doch das würde niemals geschehen. Wieder und wieder hatte sie die multiplen Universen nach einer Möglichkeit durchforscht, es geschehen zu lassen.
    Und vielleicht hatte sie ja eine solche Möglichkeit gefunden … obwohl sie betete, daß Aktariel noch nichts davon ahnte. Es gab noch zu viele Details, um die sie sich kümmern mußte. Wenn er herausfand, was sie tat, würde er sie mit Sicherheit aufhalten.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte sie einen großen Mann, der auf sie zukam. Braunes Haar fiel über die Schultern seiner grobgewebten Robe, und der lange Bart wurde vom Wind gegen seinen Hals gedrückt. Er hatte eine gerade Nase und große dunkle Augen. Der Mann ließ sich Zeit, spazierte gemächlich am Ufer entlang und streichelte sanft jede einzelne Ziege, an der er vorbeikam, als wolle er sie durch seine Anwesenheit beruhigen.
    Der Anblick belebte Rachel ein wenig. Als der Mann näherkam, schenkte er ihr ein schwaches, entschuldigendes Lächeln, setzte sich neben sie in den Sand und schaute über das Wasser, über dem die Vögel mit in der Sonne golden aufblitzenden Schwingen dahinschwebten.
    »Ha Notzri«, fragte Rachel, »warum folgst du mir?«
    Der Mann zuckte die Achseln, hob ein Stück Treibholz auf und drehte es zwischen den Fingern. »Tut mir leid«, meinte er.
    »Wartest du auf mich?«
    Er nickte ein wenig beschämt. »Ja.« Er deutete zu einer Gruppe von drei Bäumen am Seeufer hinüber. »An zwei Tagen in jeder Woche sitze ich dort, beobachte diesen Platz und hoffe, daß du zurückkehrst.«
    Rachel schüttelte den Kopf. Sie hatte

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