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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Muster im Irrgarten des Chaos. Doch was sie dabei berühren, ist nicht der Schatz selbst, sondern eine Fälschung.«
    Rachel betrachtete stirnrunzelnd die Granatäpfel an den Ästen über ihrem Kopf. »Ich bin mir nicht mehr so sicher, daß du recht hast«, erklärte sie. »Weißt du, ich habe darüber nachgedacht, ob ihr, du und Epagael, nicht einfach einer besonders fremdartigen Alien-Rasse angehört. Bei meinen Sprüngen in alternative Universen habe ich gesehen …«
    Aktariel lachte leise. »Aliens? Das ist gar keine so schlechte Beschreibung. Insbesondere, wenn man Gott so bezeichnet. Er ist in Bezug auf alles in diesem Universum tatsächlich ein Alien, ein Fremdwesen.«
    In einer gleitenden Bewegung streckte er sich lang aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Aber reden wir ruhig darüber. Nach der letzten Woche käme mir eine gute intellektuelle Diskussion gerade recht.«
    Rachel betrachtete ihn argwöhnisch. Üblicherweise ließ er sich nur dann auf derartige Gespräche ein, wenn er sie schon lange vorher geplant hatte. »Am Anfang war alles, was existierte, reines Licht, richtig?«
    »Richtig.«
    »Das Licht trennte einen Teil von sich selbst ab, um die dunkle Leere zu säen. Doch in der Leere verblieb ein Rückstand des Lichtes, das reshimu – so wie Parfum, das immer noch die Flasche mit seinem Duft erfüllt, auch wenn der Inhalt selbst schon längst verschwunden ist.«
    »Ganz recht. Obwohl man vielleicht besser sagen sollte, daß Epagael einen Teil von sich abtrennte. Aber sprich weiter.«
    »Epagael schickte einen unbedeutenden Teil seiner selbst in die Leere, und die Schöpfung begann.«
    »Nicht ganz«, meinte Aktariel nachdenklich. »Die Schöpfung begann erst, als die Hüllen des Lichtes barsten. Erinnerst du dich, warum sie zerbrachen?«
    »Sie wurden vom reshimu verdorben.«
    »Genau.« Aktariel zog Yeshwahs Stöckchen aus dem Sand und gestikulierte damit. »Ohne die Vollständigkeit Gottes verdarb das Licht, das in der Leere gefangen war, und wurde zu einem düsteren Überbleibsel der ursprünglichen Substanz. Als Epagael die mit reinem Licht gefüllten Hüllen in die Leere schleuderte, wurden sie ebenfalls verdorben, zerbarsten und verstreuten sich über die Leere.«
    »Und entwickelten ein eigenes Bewußtsein?«
    »Aber ja. Das Bewußtsein dieses Universums, das die Vollständigkeit der Realität leugnet, unterscheidet sich stark vom Bewußtsein Gottes. Es ist chaotisch und gewalttätig. Und deshalb ist Epagael so sehr davon fasziniert.«
    »Und wir erleben das Chaos als Leid.«
    »So ist es.«
    »Adom hat mir einmal erzählt, mit jedem Moment, den die Schöpfung weiter andauert, würde das Chaos weitere Fühler ausstrecken, die sich wie ein Krebsgeschwür durch den Körper des Universums winden. Er meinte, nicht einmal die Entropie könne das Leiden beenden.«
    Aktariels Blick verdüsterte sich, als er Adoms unschuldiges Gesicht vor sich sah. Rachel bohrte einen Finger in den Sand und zeichnete eine Spirale. Kreise innerhalb von Kreisen. So arbeitet der Stoff der Leere.
    »Die Kulmination der Entropie wird das Universum nur frei machen für eine weitere Zuführung göttlichen Lichtes«, erwiderte Aktariel. »Und da das reshimu am Ende der Zeit noch stärker verdorben sein wird, zerplatzen die frischen Hüllen des Lichtes sofort. Und ich fürchte, die neuen Wesen, die zu einem Leben in einem derart verdorbenen Universum verdammt sind, werden noch schrecklicher leiden als wir.«
    »Noch mehr?«
    Aktariel atmete langsam und tief ein. »Ja. Wir müssen Epagael zwingen, all die gequälten Bewußtheiten zu reabsorbieren, damit er das Leid wirklich fühlen und verstehen kann, wie schrecklich es ist.«
    »Besitzt er denn das Mitleid, das nötig ist, um zu verstehen?« Als Rachel Gott von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden hatte, war er ihr keineswegs mitfühlend erschienen.
    Aktariel senkte den Kopf. »Ich glaube schon. Und vielleicht wird seine Persönlichkeit wachsen und sich verändern – wie die eines Kindes, wenn es den Schrecknissen des Lebens begegnet.«
    »Du klingst so, als würdest du erwarten, daß Gott zu jemand anderem wird.«
    Aktariel sah Rachel voller Trauer an. »Gott ist Gott – ungeachtet, wie er ist, Rachel.«
    Rachel empfand eine plötzliche Leere in ihrem Innern. »Du meinst, Gottes Persönlichkeit ist irrelevant für seinen … Status oder … für was?«
    Aktariel lächelte leise. »Für seine Essenz. Die Essenz des reinen Lichtes bleibt die gleiche,

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