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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Abermilliarden alternativer Universen. Solche Veränderungen können sich wie ein Lauffeuer über die Leere hin ausbreiten – und das gesamte Gewebe in Brand setzen.«
    Gelassen nahm Rachel einen Kiesel auf und schleuderte ihn in Richtung des Sees, wo er mit einem Aufspritzen versank. Sie kannte die Risiken. »Wie stehen die Dinge in meinem Universum?«
    »Es wird mit jedem Moment schlimmer. Cole Tahn hat soeben Amirah Jossel gefangengenommen. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Wir …«
    »Wird Tahn überleben?« Rachel drehte sich um und blickte ihn an.
    Aktariels Miene verhärtete sich. Er strich mit seiner Sandale den Sand glatt. »Schwer zu sagen.«
    Er machte ein paar Schritte und blieb vor Rachel stehen. Sie hielt Aktariels machtvollem Blick stand, und all ihr Elend wuchs zu einer unerträglichen Last. Schließlich schloß sie die Augen und legte die Stirn auf ihre Knie.
    Beide schwiegen. Rachel lauschte auf das Blöken der Schafe, mit dem sie Yeshwah begrüßten; dann drehte sie den Kopf und betrachtete die Sandkörner, die langsam in die Kuhle rieselten, die sein Körper hinterlassen hatte.
    »Rachel, du quälst dich nur selbst, wenn du hierher kommst. Ich wünschte, ich hätte dir diesen Ort nie gezeigt.«
    Rachel rieb ihre Stirn gegen die Knie und nahm allen Mut zusammen, um jene Frage zu stellen, die schmerzlich in ihr nagte. »Ich nehme an, daß Nathan geboren wurde?«
    Aktariel ließ sich neben ihr nieder. »Ja.«
    Ein Schluchzen drang aus Rachels Kehle. »Ich kann es nicht tun, Aktariel! Verstehst du? Ich kann nicht! Sie ist meine Tochter. Und er ist mein Schwiegersohn.«
    Aktariel strich seine Ärmel glatt und mied ihren Blick, doch seine Geste war so eindeutig wie der Schlag des Hammers, mit dem ein Richter sein Urteil unterstreicht. Schließlich schaute er wieder auf und sagte sanft: »Das liegt bei dir. Du kennst den Einsatz. Und du weißt, daß das Schicksal einzelner vor der Gesamtheit der Dinge bedeutungslos ist.«
    »Ja, aber … Sybil ist so schwer verwundet worden. Können wir nicht einfach …«
    »Nein. Ich wünschte, wir könnten es. Aber wir haben nicht die Möglichkeit, das Leiden für ein paar Auserwählte in jenem Universum zu beenden. Es heißt alles oder nichts.«
    »Allein der Gedanke bricht mir das Herz.«
    »Wenn wir uns in das Muster des Schicksals von Sybil oder Nathan einmischen, könnte dies das Ende all unserer Pläne bedeuten. Um das zu ändern, was Epagael niedergeschrieben hat, müssen wir uns präzise bewegen und einen Schritt nach dem anderen machen, oder all unsere Arbeit wird vergeblich sein. Was wir hier errichten, ist ein Kartenhaus, Rachel. Jeder Windstoß könnte es zusammenbrechen lassen. Aber es tut mir leid, daß es auf diese Weise geschehen muß.«
    Er strich sanft über Rachels langes schwarzes Haar. Sie wich vor ihm zurück und rutschte ein Stück nach hinten, um den Rücken gegen den kühlen Stamm des Granatapfelbaums zu lehnen. Aktariel ließ die Hand sinken und wühlte mit den Fingern durch den Sand, ohne jedoch den ruhig abwägenden Blick von ihr zu nehmen.
    »Aktariel, ich habe eine Frage.«
    »Worum geht es?«
    »Um Epagael und den Schatz des Lichtes.«
    »Epagael ist der Schatz des Lichtes.« Aktariels Augenbrauen zogen sich zusammen. »Zumindest, soweit der Schatz uns betrifft.«
    »Was bedeutet das? Verhält es sich vielleicht so wie mit den beiden Seiten ein und derselben Münze? Ha Notzri hat mir gerade erzählt, die Mystiker in Qumran …«
    »Ah, ich verstehe.« Aktariel lehnte sich zurück und stützte sich auf die Ellbogen. »Das ist das andere Problem, das durch deine Anwesenheit hier entsteht. Laß uns eines klarstellen, Rachel. Yeshwah mag in deinem Universum einer der Vorväter des gamantischen Volkes gewesen sein, doch in diesem hier ist er das nicht. Er weiß nichts über die Natur der Leere. Allerdings muß ich zugeben, daß die Lehren dieser Zeitepoche durchaus faszinierend sind. Insbesondere die Mystiker in Qumran haben gewissermaßen an der Rinde gekratzt. Aber echtes Verständnis für die wahren Grundlagen der Realität besitzen sie nicht.«
    »Was meinst du damit, sie haben an der Rinde gekratzt?«
    »Das reshimu, jener Rückstand des Lichts, das im Universum verblieb, als Gott einen Teil von sich abtrennte, um den Samen der Schöpfung in die Leere zu pflanzen. Einige dieser Mystiker können die Grenzen ihres eigenen Bewußtseins überschreiten und mit der Hintergrundstrahlung verschmelzen. Diese seltenen Individuen erspüren das

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