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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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das Blatt. Ein leeres Gefühl machte sich in seinem Innern breit. Lakish war der Commander eines Frachters, der zum geheimdienstlichen Zweig der Untergrundflotte gehörte. Sein Schiff, die Derekh, unternahm ganz gewöhnliche Handelsreisen, behielt dabei aber die magistratischen Truppenbewegungen im Orion-Arm der Galaxis im Auge.
    Wenn die Regierung Schiffe sowohl ins Moran- wie ins Tonopah-System geschickt hatte, konnte das nur eines bedeuten:
    Ein Offizier hatte dem Druck nicht standgehalten.
    Jeremiel rieb sich die Stirn und versuchte, Angst und Hoffnung zu unterdrücken, die gleichermaßen in ihm aufstiegen. Jeder, der bei dem Angriff auf Kiskanu in Gefangenschaft geraten war, konnte, ungeachtet seines Ranges, den früheren Aufenthaltsort der Untergrundflotte im Moran-System preisgegeben haben. Doch nur Carey oder Samuals hatten Kenntnis von den Geheimoperationen, mit denen der Untergrund im Tonopah-System Zwietracht unter den von den Magistraten sanktionierten planetaren Regierungen zu säen versuchte.
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Lampe über dem Tisch tauchte alles in ein flackerndes Licht. Auf dem Tisch stand noch immer die Flasche Whiskey, die Tahn mitgebracht hatte, unberührt seit ihrem letzten Treffen in dieser Kabine. Im Hintergrund sang Billie Holliday ›Good Morning, Heartache‹. Der Schmerz in ihrer Stimme drang tief in Jeremiels Seele.
    Carey hatte ihm die Platte zu ihrem ersten Hochzeitstag geschenkt. Sie kannte seine Leidenschaft für Billie und hatte jeden Hafen durchstöbert, in dem sie anlegten, bis sie schließlich dieses seltene Stück aufgetrieben hatte. Er erinnerte sich an das fröhliche Lächeln auf ihrem Gesicht, als er das Geschenk auspackte.
    Jeremiel schob den Becher nervös auf dem Tisch hin und her. »Das bedeutet noch lange nicht, daß Carey lebt«, sagte er zu sich selbst. »Es klingt eher nach Samuals.«
    Er sah sich im Zimmer um. Alles erinnerte ihn an Carey: ihre Bücher, die Schallplatten, das elfenbeinfarbene Nachthemd, das noch immer auf dem Bett lag. Er war noch nicht in der Lage gewesen, es dort wegzunehmen. Und er bezweifelte, es jemals zu können.
    Für Jeremiel war Carey nicht tot. Er spürte jederzeit ihre Gegenwart – bei den Strategiesitzungen, beim Essen und ganz besonders, wenn er sich allein in seiner Kabine befand. Sie war da. Jener Teil von ihr, der sicher in seinem Innern verborgen war, gab ihm immer noch Ratschläge, stritt vehement mit ihm über seine Pläne und betrachtete ihn doch stets voller Liebe. Manchmal tastete er in der Nacht nach ihr, und wenn seine Hand dann das leere kalte Laken berührte, tat er so, als wäre es ihre Hand und umklammerte es fest. Er hatte sich sogar schon dabei erwischt, wie er laut mit ihr sprach, ihre Einwände gegen seine Planungen diskutierte und andere Möglichkeiten erwog.
    Für ihn war sie nicht tot.
    Doch sein Herz schrie, sie sei doch tot, und er solle sich zusammenreißen und lernen, mit der Wahrheit zu leben.
    Doch er hörte nicht auf sein Herz. Zumindest jetzt hatte es keinen großen Einfluß auf ihn, auch wenn das nach der Schlacht um Horeb anders sein würde … und auch für den Rest seines Lebens.
    Er rieb sich die Arme, um sich zu wärmen. Zur Nachtzeit wurden die Temperaturen im Schiff automatisch abgesenkt. Natürlich hätte er mit dem Thermostat die Kabinentemperatur heraufdrehen können, doch üblicherweise verzichtete er darauf, weil er die Kühle als belebend empfand.
    Jeremiel kippte den Sessel nach hinten, lehnte den Kopf gegen die Wand und schaute ziellos nach oben. »Wie läuft es bei dir, Cole?« Wenn Tahn Jossel nicht bei ihrem Antrittsbesuch schnappte, würde es ihm nie gelingen. Und wenn er es schaffte, fing der schwierige Teil erst an.
    Das Warten zerrte an seinen Nerven. Mit äußerster Vorsicht hatten sie die fünf Kreuzer überwacht, die sich im Orbit um Horeb befanden. Nicht einer von ihnen zeigte irgendwelche Aktivitäten. Sie gingen nicht in Formationsflug, unternahmen keinerlei Manöverübungen, gar nichts. Wieso nicht? Wenn ein Offizier unter den Gehirnsonden zusammengebrochen war, würde Palaia die Kreuzer doch sicher vor der bevorstehenden Attacke des Untergrunds warnen. Oder etwa nicht? Und wenn nicht, warum nicht? Wüßte er um die Pläne des Untergrunds, hätte Slothen längst zwanzig weitere Schlachtkreuzer nach Horeb geschickt. Oder hatte der regierende Magistrat seine Schiffe so weit verstreut, daß er sie nicht schnell genug herbeordern konnte?
    Aber darauf konnte

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