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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Jeremiel sich auch nicht verlassen.
    Methodisch strich er mit dem Daumen an der Tischkante entlang. Er biß die Zähne zusammen und versuchte, die Fragen zu verdrängen, die sich vor ihm auftürmten. Zu viele Dinge ergaben keinen Sinn.
    So fragte Jeremiel sich schon seit Jahren, warum Slothen nicht einfach einen der großen Schlachtkreuzer anwies, Mikaels und Sybils Streitkräfte vom All aus anzugreifen und zu vernichten. Die beiden hatten bei vielen ihrer Angriffe auf Ornias’ Truppen Brillanz und Dreistigkeit bewiesen – doch um sie durchzuführen, mußten sie die Sicherheit der polaren Kammern verlassen. Und jeder Kreuzer im Orbit könnte präzise feststellen, wann, wo und wie viele Gamanten Ornias’ Truppen einen Hinterhalt legten.
    Warum hatte Slothen sich immer geweigert, seinen Kreuzerkapitänen die Weitergabe derartiger Informationen an den Militärgouverneur des Planeten zu gestatten? Ornias war ein Idiot, das stimmte schon, aber keineswegs inkompetent. Fraglos hätte er dank derartiger Mitteilungen erstaunliche Erfolge erzielt, Mikaels und Sybils Operationen im Keim erstickt und die beiden vermutlich schon vor Jahren getötet. Wollte Slothen, daß die Familie Calas am Leben blieb?
    Eine weitere ungeklärte Frage war, weshalb Slothen Jossel überhaupt hergeschickt hatte. Nachdem bereits vier Kreuzer als ›Friedensbewahrer‹ über dem Planeten schwebten, hätte ein Funkspruch an Abitha Stein, die Kommandantin der Hammadi, doch völlig ausgereicht. Sie hatte das Oberkommando über die militärischen Aktionen auf Horeb. Stein besaß vielleicht nicht den strahlenden Ruhm Jossels, doch sie war für kühle Pflichterfüllung bekannt.
    Ganz gleich, was Slothen vorhatte, ob er mehr Truppen auf dem Planeten absetzen lassen oder die Feuerkraft der Schiffe in die Kämpfe einbeziehen wollte – Stein und auch jeder andere der über Horeb stationierten Captains wäre problemlos mit dieser Aufgabe fertig geworden. Schließlich waren es kaum tausend Gamanten, die dort unten um ihr Leben kämpften – selbst die Truppen eines einzigen Kreuzers würden, mit mobilen Geschützen ausgerüstet, völlig ausreichen, um jedes einzelne Versteck auszuräuchern.
    »Was für ein Spiel treibst du hier, Slothen?«
    Irgend etwas Geheimnisvolles, Undurchschaubares. Etwas mit einem hohen Einsatz.
    »Es ist fast so, als würde Slothen auf ein bestimmtes Ereignis warten, in dem Jossel eine Schlüsselrolle spielen soll – eine Rolle, die niemand außer ihr ausfüllen kann.«
    Und wie es aussah, besaß Jossel keine Vergangenheit. Er hatte jede verfügbare Quelle angezapft, um etwas über ihr Vorleben zu erfahren, doch ohne Ergebnis. Natürlich, die reinen Fakten waren durchaus zugänglich: Geboren auf Rusel 3. Die Eltern wurden getötet, als sie dreizehn war. Lebte danach bei der Großmutter. Die Großmutter verschwand auf mysteriöse Weise. Man fand nicht die geringsten Spuren oder sonstige Hinweise. Der Vater war Angestellter in der Personalabteilung der Regierung gewesen. Jossel war mit sechzehn in die Akademie eingetreten – sehr jung, aber auch sehr brillant. Slothen hatte ihr seine persönliche Aufmerksamkeit geschenkt. Mehr als anderen jungen, brillanten Kadetten, wie es schien. Der Magistrat hatte jede ihrer Prüfungsarbeiten eingesehen und darauf bestanden, bei der alljährlichen psychologischen Untersuchung stets anwesend zu sein, um ›ihre Fortschritte zu beobachten‹. Was immer das auch bedeuten mochte.
    Merkwürdig, in der Tat. Jeremiel wußte von keinem anderen Kadetten, der so jung aufgenommen und eine derartige Sonderbehandlung genossen hatte.
    »Hat Slothen dich auf eine spezielle Mission vorbereitet, Jossel? Und gegen wen? Gegen gamantische Führer wie Mikael und Sybil? Den Untergrund? Die Gamanten ganz allgemein? Gegen wen?«
    Allerdings mußte er auch die Möglichkeit einräumen, daß die Frau diese Sonderbehandlung nur aufgrund ihrer tatsächlich außergewöhnlichen Fähigkeiten erhalten und Slothen ihr Talent schon frühzeitig erkannt hatte.
    Jeremiels Sprechanlage summte. Er drückte auf den Knopf. »Baruch.«
    »Commander?« Shira Gaza, seine neue Stellvertreterin, meldete sich. »Wir haben gerade eine Geheimmeldung höchster Priorität von Captain Kopal erhalten. Soll ich sie über die Aura schicken oder auf Ihren Schirm legen?«
    »Auf den Schirm. Baruch Ende.«
    Jeremiel erhob sich und ging eilig zur Interkomanlage hinüber. Höchste Priorität bedeutete, daß Rudy die Nachricht gebündelt und gerafft

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