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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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aus ihren Gedanken.
    »Du darfst nicht träumen«, befahl sie sich selbst. »Hör sofort damit auf!«
    Sie hatten die Sonden aus einem bestimmten Grund an Ort und Stelle belassen: Irgendwann mußte sie schlafen. Wenn das geschah, konnte sie keinen Einfluß auf ihre Träume nehmen, die von den Monitoren Bild für Bild aufgezeichnet werden würden. Ihre einzige Abwehr bestand darin, für wenige Minuten in tiefen, traumlosen Schlaf zu fallen und dann wieder hochzuschrecken. Doch diese Methode erschöpfte sie zusehends. Gestern hatte sie dreimal verzweifelte Weinkrämpfe erlitten. Wut und Haß wollten sich nicht mehr einstellen. Diese Emotionen hatten die Giclasianer bereits gründlich ausgeschaltet. Lediglich Kummer und Verzweiflung vermochten jetzt noch die Sonden von den gefährlichen Erinnerungen fernzuhalten.
    Doch wie lange würde es noch dauern, bis ihr Widerstand endgültig zusammenbrach? Samuals hatte viel früher aufgegeben, als Carey erwartet hatte, und das machte ihr Angst.
    Wie lange hältst du noch durch, Schätzchen? Die Mannschaft der Zilpah hält dich für eine hartgesottene Hexe. Bist du das wirklich? Lieber Gott, laß Jeremiel und Cole weit fort sein, wenn ich zusammenbreche.
    Sicher hatten sie inzwischen entsprechende Maßnahmen für den Fall eingeleitet, daß einer der Offiziere den Kampf auf Kiskanu überlebt hatte. Ob sie vermuteten, daß sie noch lebte? Ihr Hände begannen plötzlich zu zittern, und sie umklammerte die Lehnen des Sessels. Wenn Jeremiel oder Cole einen dahingehenden Verdacht hatten, würden sie vor Sorge und Verzweiflung schier durchdrehen. Wenn sie nur eine Möglichkeit fände, sich selbst zu töten, dann wären die beiden …
    »Nein, Lieutenant, das wird nicht nötig sein.«
    Die sanfte Stimme erfüllte den Raum. Verstört blinzelte Carey zur Wand hinüber. Ein mächtiger, monströser Schatten waberte dort.
    In einem plötzlichen Ausbruch gleißenden Lichts erschien ein Mann von kristallener Schönheit. Er trug einen jadefarbenen Mantel aus feinstem Samt. In der übergezogenen Kapuze glühte ein prachtvoll goldenes Gesicht, dessen einzelne Züge wie aus reinem Licht gemeißelt wirkten.
    Und Carey wußte, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte … auf der Brücke eines zum Untergang verurteilten Sternenschiffs, als das Überleben der gamantischen Zivilisation auf des Messers Schneide stand. Careys Herzschlag setzte aus, als er auf sie zukam.
    »Engel«, flüsterte sie. Der rauhe Klang ihrer Stimme erschreckte sie. Hatte sie während der letzten ›Behandlung‹ so viel geschrien?
    »Ja, Lieutenant«, antwortete der Mann aus Licht freundlich.
    Er beugte sich über sie und betrachtete sie mit einem Blick voller Mitgefühl und Besorgnis. Mit einer gleitenden Bewegung strich er die Kapuze zurück und streckte dann zögernd eine Hand aus, um ihre Wange zu streicheln. Die zarte Berührung sandte einen warmen Schauer durch Careys erschöpften Körper.
    »Warum bist du hier?« krächzte sie.
    »Um dir zu helfen.«
    »Kannst du mich von Palaia fortbringen?«
    Er senkte den Blick und betrachtete die Plastikröhren, die mit ihrem Körper verbunden waren. »Zumindest auf die Weise, die wirklich zählt.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Ich kann dich nicht physisch von hier fortschaffen. Es tut mir leid, aber deine Anwesenheit hier verschafft Jeremiel und Cole Zeit. Zeit, die sie dringend brauchen.«
    »Aber wie …«
    »Wenn du mich läßt, kann ich deiner Seele Flügel verleihen.«
    Carey sah ihn ängstlich an. »Wie?«
    Mit zärtlichen Bewegungen nahm er das Mea ab und legte es ihr um. Dann griff er hinter sie und holte Jeremiels Mea aus einer Schublade. Es flammte in seiner Hand auf. Die plötzliche blaue Lichtflut erfüllte den Raum und tanzte wie Elmsfeuer auf allen Gegenständen.
    »Warum?« flüsterte Carey. »Warum brauchst du …«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich es brauche«, erwiderte er leise. »Aber es wäre möglich. Und meines wird dir ebenso gute Dienste leisten, wenn du die sieben Himmel durchschreiten willst.«
    Er strich ihr sanft das herbstfarbene Haar aus dem blassen Gesicht, hob Careys neues Mea und drückte es gegen ihre Stirn.
    »Laß mich dir den Weg zu Gott zeigen«, flüsterte der Engel. »Schließ die Augen.«
    Carey spürte die Wärme seiner Finger auf ihrer Stirn. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er das Leben Tausender Gamanten gerettet. Sie war zwar nicht bereit, irgend jemandem zu vertrauen, doch sie folgte seinen Anweisungen und schloß die

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