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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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»Dann küss mich!«
    »Gerald!«
    Fridrun erstarrte, als sie die Stimme vor der Tür hörte.
    »Das ist Hannes«, sagte Gerald und ließ sie los.
    »Schick ihn weg!«
    Aber Gerald hatte bereits geöffnet. Im Türrahmen stand die massige Gestalt des Wirtes und hinter ihm eine zweite, eine schlanke Frau mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. »Kunigunde!«, rief er.
    Hannes blickte zwischen ihm und der Frau hin und her. »Ach, du kennst sie? Na, das erklärt, warum sie zu dir wollte. Glaube ich jedenfalls.« Er grinste.
    »Zu mir? Warum denn?« Gerald hörte, wie Fridrun näher kam.
    »Hannes, willst du nicht hereinkommen, wir …« Sie brach ab. Gerald wagte nicht, ihr ins Gesicht zu sehen. »Wer ist das?«
    Die beiden Frauen maßen sich.
    »Das … äh … ist Kunigunde«, sagte Gerald.
    »Aha. Und warum wollte sie zu dir?«
    »Das weiß ich auch nicht. Hannes?« Gerald wandte sich beinahe flehend an den Wirt.
    Der grinste noch breiter. »Sie ist mit Dietger aneinandergeraten, als er sie beim Lagerhaus erwischt hat.«
    »Beim Lagerhaus?« Gerald warf der Frau einen raschen Blick zu. Sie erwiderte ihn, ohne zu blinzeln. »Was wolltest du da?«
    »Nichts. Was soll ich da wollen? Ich dachte, es wäre die Schenke. Ich kenne Buchhorn nicht.«
    »Und Dietger hat sich gleich eine Verschwörung eingebildet.« Gerald stöhnte. »Wunderbar! Hannes, sag bitte nicht, dass er jetzt im ganzen Dorf herumerzählt, dass er weiß, wer Wulfhards Freunde sind.«
    »Vielleicht hat er ja recht.«
    »Fridrun!«
    Die junge Frau zuckte die Achseln. Ihr Gesicht war verschlossen. »Und was willst du nun von meinem Mann?«, fragte sie mit einer scharfen Betonung auf den letzten beiden Worten.
    Kunigunde hielt ihrem Blick mit einem winzigen Lächeln in den Mundwinkeln stand. »Er hat gesagt, wir könnten uns auf seinen Schutz berufen. Ist es nicht so?«
    Gerald nickte.
    Fridrun sah erst ihren Mann, dann die Gauklerin an. Auch über ihr Gesicht zog ein Lächeln, das kurz vor ihren Augen halt machte. »Warum bringst du sie nicht zu Gudrun auf das Anwesen des Grafen? Ich hab gehört, denen ist eine Magd weggelaufen. Da kann sie sich doch gleich nützlich machen.«
    Ein Funke blitzte in Kunigundes schwarzen Augen auf, aber Hannes legte ihr schwer die Hand auf die Schulter. »Das ist eine hervorragende Idee. Gudrun ist eine Seele von einem Menschen, Mädchen, die passt auf dich auf. Was ist, Gerald? Warum spannst du nicht gleich den Wagen an und bringst sie hin? Allein kann sie nicht gehen, der Wald ist jetzt unsicherer denn je.«
    »Dann kannst du mich gleich mitnehmen. Ich muss sowieso mit Gudrun sprechen.« Fridrun legte den Kopf schief und bedachte ihren Mann mit einem liebreizenden Augenaufschlag. Eine Sekunde lang hielt der ihrem Blick stand, dann zuckte er die Schultern, nickte und verließ das Haus. Wenig später hörten sie ihn im angrenzenden Schuppen rumoren.
    Hannes beugte sich zu Fridrun und tätschelte freundschaftlich ihren Rücken. »Alle Achtung«, raunte er. »Dich hätte ich in der ›Buche‹ behalten sollen. Du verstehst es, mit Männern umzugehen.«
    Fridruns Lächeln war kläglich. »Vielleicht habe ich eine bessere Schankmagd als Ehefrau abgegeben«, murmelte sie und schaute auf ihre Hände.
    Gerald führte Wildfang aus dem Stall und schirrte ihn vor den Karren, der schon seinem Vater als Fuhrwerk gedient hatte. Der alte Hengst wieherte leise. »Schon gut, Alter«, raunte Gerald und streichelte die warmen Nüstern, »für dich gibt es immer einen Sack Hafer.« Er drehte sich um und stolperte gegen den Karren, weil er dicht hinter sich die Gauklerin stehen sah. Sie musterte ihn aus ihren dunklen Augen, deren Ausdruck er nicht deuten konnte.
    »Warum nehmt Ihr nicht die Stute? Der da«, sie zeigte auf Wildfang, »war einmal ein gutes Pferd, aber jetzt taugt er nichts mehr.«
    »Die Stute gehört mir nicht. Und Wildfang ist treu.« Kunigunde zuckte die Achseln, und wieder scheiterte der Schmied an der fremdartigen Starre ihrer Züge. »Steig auf«, sagte er kurz. »Fridrun, kommst du?«
    Er half seiner Frau auf den schmalen Sitz, während Kunigunde sich auf die Ladefläche hockte. Als er die Zügel auf Wildfangs Rücken schnalzen ließ, tauchte wieder das Bild seines Vaters vor ihm auf. So war er jahrelang mit seiner Mutter gereist. Er wandte den Kopf, wie um sich zu vergewissern, dass es Fridrun war, die neben ihm saß, und drückte ihre Hand. Er ließ sie nicht mehr los, und als sie den Ortsrand hinter sich gelassen

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