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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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Schatten, während die Farben am Himmel langsam einem weichen Blau Platz machten. Gerald sah sich unbehaglich um. »Hoffentlich erreichen wir Buchhorn noch vor Einbruch der Dunkelheit.«
    Statt einer Antwort faltete Fridrun die Hände im Schoß. »Gott ist mit uns«, sagte sie, während sie an Gudruns Worte dachte.
    »Das ist er. Aber hier läuft ein Mörder frei herum. Mir war eben schon so, als ob ich einen Mann durch den Wald hätte rennen sehen.« Er lachte verlegen. »Ich sehe wohl schon Geister.«
    Fridrun schauderte. Mit einem Mal schienen die Bäume noch schwärzer in den Himmel zu ragen. Sie schob ihren Arm unter Geralds und rückte näher zu ihm. Eine Weile begleiteten sie nur die Geräusche des Waldes, das Rauschen und Krachen der Zweige, der leiser werdende Gesang der Vögel. Plötzlich hob Fridrun den Kopf. »Gerald, was ist das?«
    Er fragte nicht, was sie meinte. Er schlug Wildfang die Zügel auf den Rücken, bis der alte Hengst eine schnellere Gangart anschlug. Der Karren ächzte und schwankte.
    »Gerald?«, rief Fridrun ängstlich.
    Seine Antwort kam flüsternd. »Feuer, Fridrun! Es brennt!«
    Wie durch ein Wunder erreichten sie ohne Radbruch die Schmiede. Gerald sprang vom Wagen. »Das kommt vom See! Ich muss nachsehen, was los ist.«
    »Ich komme mit!«
    »Nein!« Er fasste ihre Hände und schloss sie fest um die Zügel. »Ich brauche dich hier.«
    »Sei vorsichtig!«
    Ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen, hob er die Hand und rannte in die Dunkelheit.
     
    Der Schuppen stand in Flammen. Keuchend stützte Gerald die Hände auf die Oberschenkel und rang nach Atem, während er versuchte, zu begreifen, was da vor seinen Augen geschah. Wie Dämonen kamen ihm die Menschen vor, die sich vor dem Schuppen versammelt hatten. Gerald war nicht sicher, wie viele es waren, vielleicht zehn, vielleicht aber auch 30. Gierig sahen sie zu, wie die Flammen das Holz Stück für Stück verschlangen. Der Rauch biss in seinen Augen, die Hitze wurde unerträglich.
    »Eberhard!«, schrie er, obwohl er keine Hoffnung hatte, sich über das Brüllen des Feuers hinweg Gehör zu verschaffen.
    Fackeln flogen wie riesige Glühwürmchen durch die Luft und vereinigten sich mit der Feuersbrunst.
    »Eberhard!« Endlich entdeckte er den jungen Mann mit rußgeschwärztem Gesicht in der Menge. Er stürzte auf ihn zu und schüttelte ihn. »Wir müssen das Feuer löschen! Jetzt gleich!«
    »Zu spät!« Der Feuerschein spiegelte sich in Eberhards Augen, während er zu dem brennenden Schuppen blickte. »Zum Glück ist es windstill, das Feuer wird sich nicht ausbreiten. Die Narren! Natürlich war es Dietger, der die anderen aufgehetzt hat. Und der will Fronbote werden!« Sein Mund war zu trocken, sonst hätte er ausgespuckt.
    »Aber wir müssen löschen!«, schrie Gerald fassungslos.
    »Das da? Es hat keinen Sinn! Bleib hier!« Eberhard packte Gerald am Arm, ehe der Schmied zum See rennen konnte. Der Abglanz des Feuers brach sich in den schwarzen Wellen.
    Gerald riss sich los. »Aber da verbrennt ein Mensch!«
    »Komm mit!«
    Widerstrebend ließ Gerald sich aus der Menge ziehen. Ganz allmählich gelang es ihm, seine Gedanken zu ordnen. Der Mensch, der dort verbrannte, war Wulfhard. Er hatte es verdient. Gerald schauderte. »Wohin bringst du mich?«, fragte er heiser.
    Eberhard riss zwei Männern ihre Fackeln aus der Hand und reichte eine davon Gerald, sodass sie notdürftig den Weg beleuchten konnten. Sein Gesicht zuckte unruhig. »Ich habe keine Angst vor Geistern«, sagte er zusammenhangslos und bekreuzigte sich.
    »Das mag ja sein. Aber wohin gehen wir?«
    »Warte! Ich muss auf den Weg achten.« Ein paar Minuten stapften sie am Waldrand entlang, ehe Eberhard einen Seufzer der Erleichterung ausstieß. Er hob die Fackel, und endlich flackerte auch das jungenhafte Grinsen wieder auf. »Das wollte ich dir zeigen.«
    Geralds Mund klappte auf. Im unsicheren Feuerschein sah er einen Mann, der aufrecht an einen Baumstamm gebunden war. »Wulfhard?«, stieß er hervor. »Aber ich dachte …« Er hielt seine Fackel näher an das Gesicht des Gefangenen. Nachdem er gesehen hatte, dass Wulfhard geknebelt war, nickte er grimmig. »Du glaubst also auch, dass er seine Kumpane gerufen hätte!«
    Die Züge des jungen Kriegsknechtes nahmen einen verlegenen Ausdruck an. »Vielleicht. Aber vielleicht steht er wirklich mit dem Teufel im Bunde.« Er zog Wulfhard den Stofffetzen aus dem Mund. »Ich dachte, so ist es sicherer.«
    Wulfhard machte ein

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