Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Beide waren von respekteinflößender Statur, und im gedämpften Licht des Flurs bemerkte Eberhard ihre hellen Haare.
»Sachsen«, schoss es ihm durch den Kopf. Atemlos sah er zu, wie die beiden das Zimmer des Fürstbischofs betraten.
Eberhard wagte gar nicht, sich vorzustellen, welche Staatsgeheimnisse hinter dieser Tür besprochen werden mochten. »Herr, ich danke Euch, dass Ihr mich empfangen habt, aber ich bringe schlechte Nachrichten …«, flüsterte er. Er klammerte sich an die Worte wie an einen letzten Halt, während er mit wachsender Nervosität darauf wartete, dass der Mönch zurückkehrte.
Wieder erklangen Schritte, eine tiefe Stimme sagte: »Du musst Eberhard sein!«
»Wie?« Eberhard fuhr herum und wurde blass, als er in ein ihm vage bekanntes Gesicht blickte. »Herr? Ja …« Er sank auf ein Knie. »Ich …« Sein Gehirn war wie leergefegt. »Ich … ich …«
Udalrich sah sekundenlang auf den jungen Mann hinunter. »Du dankst mir für den Empfang und bringst schlechte Nachrichten«, sagte er mit einem Anflug von Belustigung. »Ich bin gespannt, was für Nachrichten das sind. Aber nun steh auf. Spar dir den Kniefall für den König. Ich erwarte Haltung von meinen Männern.«
»Ja, Herr!«
»Warum stehst du vor der Tür?«
»Ein Mönch hat mich hierher gebracht. Ich warte auf ihn.« Eberhard dachte an Udalrichs Worte und versuchte, den kläglichen Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. Seine Augen brannten vor Erschöpfung. »Dann sind noch zwei sächsische Edelleute hineingegangen.«
»Sachsen?«
»Ich glaube, einer hat gehinkt, Herr!«
Ein Zucken, das Eberhard nicht deuten konnte, lief über Udalrichs Gesicht. »Und der andere war blond mit grünblauen Augen?«
»Ja, Herr.«
»Du bist eben den beiden mächtigsten Männern des Reiches begegnet. Herzog Burchard.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Und dem König.«
Eberhard fühlte, wie seine Knie weich wurden. Er stammelte eine Rechtfertigung, aber Udalrich brachte ihn mit einer knappen Geste zum Schweigen. »Haben sie dich angesprochen?«
»Nein, Herr.«
»Wenigstens etwas.« Udalrichs weiße Augenbrauen waren gerunzelt. Endlich schien er zu einem Entschluss zu kommen. »Ich lasse dich rufen. Und denk an den Kniefall, wenn du dem König gegenüberstehst.«
Er ging und ließ Eberhard zurück. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Endlich winkte der schweigsame Mönch ihn herein. Haltung!, dachte Eberhard. Er drückte das Kreuz durch, hob das Kinn und folgte der dunklen Kutte.
Licht flutete ihm entgegen, als er das Zimmer des Fürstbischofs betrat. Nach dem Zwielicht musste Eberhard die Augen zusammenkneifen, um überhaupt etwas zu erkennen. Flüchtig sah er Udalrich im Gegenlicht, dann die beiden Sachsen. Er holte tief Luft und fiel auf die Knie. »Vergebt mir, mein Herr und König, dass ich Euch nicht erkannt habe!«, stieß er hervor und senkte den Kopf.
Tiefes Schweigen breitete sich aus. Nach einer Weile wagte Eberhard den Kopf zu heben. Leuchtende grünblaue Augen starrten drohend auf ihn herab. Eberhard schaute hilfeflehend auf Udalrich, aber das Gesicht des Grafen war zu einer Maske erstarrt. Plötzlich erhob sich eine vierte Gestalt, die bisher stumm am Fenster gesessen hatte. Es war ein alter Mann, den Eberhard bislang gar nicht wahrgenommen hatte. Obwohl auch dieses Gesicht ernst war, glaubte Eberhard in den hellen grauen Augen unbändige Belustigung tanzen zu sehen.
»Als Schwabe ist es angemessen, dass du vor diesem Mann kniest, junger Freund, allerdings handelt es sich nicht um den König«, sagte er und nickte milde zu dem Begleiter des Herzogs hinüber.
Eberhard brachte nur ein Krächzen zustande. Das Schweigen dehnte sich unbarmherzig.
»Ich denke, wir sollten dem jungen Mann seinen Fehler verzeihen.« Die ruhige Stimme füllte den Raum bis in die letzte Ecke. Eberhard brauchte einige Sekunden, ehe er begriff, dass er den Herrscher sprechen hörte. Er wagte einen Blick in das bärtige Gesicht und stellte fest, dass ein leichtes Lächeln um den königlichen Mund spielte. »Er ist hier nicht als Hofmann, sondern als Bote. Fürstbischof, ich werde über Eure Worte nachdenken und mit meinem Medicus beraten, wann er die Abreise für unbedenklich hält.« Er lächelte mit feinem Spott. »Natürlich ist mir bewusst, dass der Säckel der Reichskirche nicht bodenlos ist.« Er nickte dem Bischof und Udalrich zu und verließ mit Burchard das Gemach.
Eberhard überlegte, ob er sich erheben sollte. Graf Udalrich
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