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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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mich recht gut in seine Situation hineinversetzen.«
    Eckhard unterdrückte ein Lächeln. »Du denkst, Ottmar von Altdorf steckt hinter alledem?«
    »Ich würde ihm das zumindest zutrauen.«
    »Demzufolge kennst du ihn gut?«
    »Nein!« Wulfhard spuckte ins Wasser. »Nein, verdammt! Ich kenne nur seinen Gaul.«
    »Und was hat der dir erzählt?«
    Wulfhard blickte den Mönch verständnislos an. »Ein Pferd redet nicht.«
    »Sicher?«
    »Ach so«, machte Wulfhard langsam. »Ihr meint den Dreck unter den Hufen.«
    »Zum Beispiel.«
    »Warum fragt Ihr danach?«
    »Berichte einfach, was dir aufgefallen ist.«
    »Er ist viel herumgeritten«, sagte Wulfhard. »Und sein Pferd war oft genug schweißgebadet. Dieser Ottmar ist niemand, den es lange an einem Fleck hält. Ein Abenteurer, einer aus einer adligen Familie, aber trotzdem ein Abenteurer.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht auch ein Unruhestifter.«
    »Ich dachte es mir: Du bist ein guter Beobachter.«
    »Ah ja?«
    Eckhard nickte. »Ich brauche einen guten Beobachter. Die nötigen Schlüsse ziehe ich, aber ich kann nicht überall sein und alles sehen. Kann ich auf dich zählen?«
    »Fragt Ihr mich oder meinen Lebensretter?«, erkundigte sich Wulfhard ironisch. »Die Antwort könnte sehr unterschiedlich ausfallen.«
    »Ich frage dich.«
    Die beiden Männer maßen sich mit Blicken. Endlich zuckte Wulfhard die Achseln. »Ich hab nichts mehr zu verlieren, also nehme ich an, dass Ihr mir vertrauen könnt.«
    »Ist das dein Bild von Treue?« Eckhard musterte sein Gegenüber von Kopf bis Fuß. »Du dienst dem Herrn, von dem du am meisten zu erwarten hast?«
    Wieder hob Wulfhard die Schultern. Sein Kiefer wirkte plötzlich verspannt. »Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die hohen Herren letztlich nur eins wollen: Unterwerfung. Sollen sie haben, ich bin mir nicht zu gut, ein bisschen Staub zu fressen. Aber ich habe ein gutes Gedächtnis. Eurem Herrn verdanke ich mein Leben, er kann auf mich zählen.«
    »Das freut mich zu hören. Ich erwarte jedoch mehr Gottesfurcht von dir.«
    Wulfhard schaute wieder auf den See hinaus. Das Wasser hatte einen rötlichen Schimmer angenommen. »Glaubt mir, Mönch, einen gottesfürchtigeren Mann als mich findet Ihr nicht! Ich habe im Verlies geschworen, nach Rom zu pilgern, wenn er mir hilft.«
    »Sogar mit Gott willst du handeln?«, fragte Eckhard ernst. »Du solltest ihm danken!«
    Wulfhard drehte das Gesicht noch weiter in den Schatten. »Denkt, was Ihr wollt.«
    Eckhard legte ihm seine Hand auf die Schulter. »Gott hat dich auserkoren, ihm zu dienen. Wie sonst erklärst du dir, dass er deine Gebete erhört hat? Er stellt die Bedingungen, nicht du! Wir sind alle seine Diener.«
    Wulfhard schwieg.
    »Bist du anderer Ansicht?«
    »Nein, aber …« Wulfhard zögerte. »Ich mag nur das Gefühl nicht, in der Schuld von jemandem zu stehen, dessen Gnade ich nicht verdiene.«
    Eckhard lächelte wissend. »Wenn du dir das klarmachst, bist auf dem rechten Weg, Gott zu dienen.«
    Wulfhard versteifte seine Schultern. »Ich meinte eigentlich König Heinrich.«
    Eckhard zog die Hand zurück.
    »Verzeiht! Ich weiß, dass ich Glück gehabt habe, unverdientes Glück. Ich werde mich auch sicher nicht darüber beschweren, wie alles gekommen ist, aber … nun, ich werde eben von vorne anfangen müssen.«
    »Dass du überhaupt die Gelegenheit zu einem Neuanfang erhalten hast, ist eine Gnade. Also beschwer dich nicht. Gott liebt dich.«
    »Ach?«
    »Dieser König«, Eckhard faltete die Hände, »hat auf die Salbung der Kirche verzichtet, und dennoch findet Gott Zugang zu ihm, damit er dich begnadigt. Offenbar hat der Herr mit euch beiden, jedem in seinen Möglichkeiten, Großes vor!«
    »Mit mir?« Wulfhard stieß ein humorloses Lachen aus. »In Buchhorn wollten sie mich verbrennen, weil ich mit dem Teufel im Bunde sein soll. Ich bezweifle, dass Gott mehr als diesen einen Gedanken an mich verschwendet.«
    Eckhard schüttelte den Kopf. »Alles ist vorherbestimmt, demnach auch, dass dein und des Königs Weg sich kreuzten. Glaub mir, alles, was du von jetzt an tust, wird von unserem Herrn genau beobachtet.«
    Wulfhard setzte wieder sein Grinsen auf. »Und ich soll Euer Beobachter sein. Dann sagt mir doch, wie ein Mönch an so etwas kommt.« Er zeigte auf den Beutel, den Eckhard an die Kordel seiner Kutte gebunden hatte. »Ein blutbefleckter Lederbeutel. Was der wohl enthalten mag?«
    »Nichts, was dich angeht.« Eckhard legte die Hand auf die Tasche und ließ ihn

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