Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Freundin geliebt, nicht wahr?« Wieder kam aus Gudruns Richtung ein Schnauben, aber er überhörte es. Seine dunklen Augen waren fest auf Anna gerichtet. In ihren Wangen entstanden Grübchen.
»Ja, Herr!«, rief sie mit einem eifrigen Nicken. »Ein so stattlicher Herr. Aber sie war ja auch wunderschön. Er war nicht der Einzige, der …« Sie schlug sich die Hand vor den Mund und verstummte.
Eckhard musste sich Mühe geben, sie nicht zu schütteln. »Was wolltest du sagen? Es gab andere?«
Sie verneinte mit fest geschlossenen Lippen.
»Aber es gab andere, die sich für sie interessiert haben? Wen?«
»Ich … ich weiß nichts!«
Eckhard verdrehte die Augen zum Himmel. »Nun gut. Weißt du, wo die beiden sich getroffen haben?«
Anna warf ihrer Mutter einen scheuen Blick zu. »Meistens am See. Es durfte ja niemand wissen. Er hätt sie schon geheiratet, aber nicht jetzt gleich. Er hat es ihr doch versprochen!« Ihre Unterlippe bebte.
»Natürlich, Kind. Wusste außer dir jemand von ihrem geheimen Treffpunkt?«
»Dann wär er doch nicht mehr geheim gewesen.«
Eckhard unterdrückte ein Lachen. »Da hast du natürlich recht. Und jetzt erzähl mir etwas von ihrem letzten Abend. Hat sie irgendetwas gesagt? Oder ist dir etwas aufgefallen?«
»Ihr fragt das alles, weil Ihr den Mörder finden wollt, nicht wahr?«, fragte Anna flehend. »Nicht wahr?«
»So wahr mir Gott helfe.«
Das Mädchen nickte. »Hilde hat mir von einem Streit erzählt. Zwei Männer. Einer davon war Reinmar. Wer der andere war, hat sie mir nicht gesagt. Sie schien Angst zu haben. Hilde hatte selten Angst.«
»Hat sie dir auch gesagt, worum es dabei ging?«
»Nein, ehrlich nicht. Sie ist zum See gegangen, um Reinmar zu treffen. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.« Über Annas Wangen kullerten die Tränen. »Ihr findet den Mann, bitte?«
»Das werde ich. Lauf jetzt, du hast sicher noch Arbeit.«
»Ja, Herr. Sind alle Mönche wie Ihr?«
Er lächelte milde. »Du meinst, ob wir alle so viele Fragen stellen? Aber ja. Wir alle sind auf der Suche nach der Wahrheit. Doch jeder hat seinen eigenen Weg. Gott ist die Antwort, allein der Pfad zu ihm ist steinig.«
Sie dachte mit schief gelegtem Kopf über seine Worte nach. »Betet doch!«
Sein Lächeln wurde breiter. »Das tue ich, Anna.«
Nachdem das Mädchen gegangen war, herrschte eine Weile nachdenkliche Stille in der Küche, die erst unterbrochen wurde, als Rigbert ankündigte, sich um das kranke Pferd kümmern zu müssen. Eckhard wollte ihm folgen, aber der Ausdruck auf dem Gesicht der Köchin ließ ihn zögern. »Weißt du noch etwas?«
Die Frau schnaufte. »Anna ist ein gutes Kind«, sagte sie endlich zögernd.
Er lächelte. »Daran habe ich keinen Zweifel.«
»Sie ist ein gutes Kind, aber die Hellste ist sie nicht, Herr. Da kommt sie nach meinem Mann, Gott hab ihn selig. Der Reinmar, der hätte die Hilde nie genommen. Und sie war auch nicht die Erste, das könnt Ihr mir glauben.«
»Hat sie daran geglaubt?«
Gudruns massige Schultern hoben sich. »Dumm war die Hilde nicht, eher das Gegenteil, aber wer weiß, was die jungen Dinger glauben wollen.« Sie schüttelte den Kopf. »Und die Männer nutzen das aus. Da sind sie alle gleich. So wie dieser rote Fuchs, den Ihr uns in den Hühnerstall gesetzt habt.«
»Wulfhard?«
»Alle gleich! Ich bin froh, wenn die Anna einen guten Mann gefunden hat.« Ihre Gedanken schienen abzugleiten.
Eckhard musterte sie eingehend. »Hat Reinmar …?«
»Nein!« Als Gudrun Eckhards Blick sah, blitzte unerwarteter Humor in ihren Augen auf. »Ihr denkt jetzt natürlich, ich bin auch nur eine törichte Mutter, die sich nicht vorstellen kann, dass ihr Küken erwachsen wird, aber glaubt mir, hier auf dem Anwesen ist es schwer, ein Geheimnis zu bewahren.«
»Glaubt Ihr demnach auch nicht, dass der Täter einer aus der Burg war?«, fragte Eckhard rasch.
Gudrun schwieg.
Eckhard legte ihr die Hand auf den Arm und drückte ihn leicht. »War Hilde schwanger?«
Die alte Frau blinzelte überrascht. »Davon weiß ich nichts, aber …«
»Ja?«
Gudrun sah Eckhard fest an. »Aber ich weiß, wer noch hinter der Hilde her war.«
Eckhard hielt den Atem an.
»Der Herr Stallmeister, der Rigbert.«
H
Die Funken stoben, während Gerald die letzte Messerklinge bearbeitete. Das glühende Eisen bog sich unter seinen Hammerschlägen, und der Amboss fing jeden Schlag mit eherner Ruhe ab. Auf dem Markt sollten diese Messerklingen gutes Geld
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