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Die Gauklerin von Kaltenberg

Titel: Die Gauklerin von Kaltenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Freidank
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Raouls Schildarm prallte hart auf seine Brust, er wurde zur Seite geschleudert. Einen Moment verschlug es ihm den Atem, dann kam er hoch und sah sich um.
    Der Aufprall hatte ein wildes Getümmel ausgelöst. Lanzen splitterten, Pferdeleiber stießen aneinander, Wiehern und Schreie mischten sich in das Toben der Zuschauer. Wer nicht abgeworfen worden war, versuchte brüllend den Gegner mit dem Schild aus dem Sattel zu stoßen. Reiterlose Pferde galoppierten ziellos zwi schen den Kämpfenden und trampelten scheuend und bockend alles nieder. Es roch nach Eisen, Tieren und Schweiß. Verletzte schleppten sich stöhnend aus der Bahn, fluchend versuchten die ge stürzten Ritter in ihren schweren Rüstungen wieder auf die Beine zu kommen. Wer konnte, brachte sich vor den Reitern in Sicher heit, die rücksichtslos gewendet hatten und nun von neuem unter dem dünnen Gefiedel der Gaukler aufeinander zudonnerten. Auch Raoul wendete sein Pferd so abrupt, dass dem Tier der Schaum vom Maul flog. Dann jagte er wieder auf seinen Todfeind zu.
    Die Träger, welche die Verwundeten wegbrachten, hatten kaum Zeit, seitlich davonzulaufen. Mit schrillem Geschrei ritten die Kämpfer alles nieder, was ihnen im Weg stand. Aus dem Augen winkel sah Raoul, wie einer der Träger zu Boden gerissen wurde und stöhnend liegen blieb. Dann blickte er nach vorn auf seinen Gegner, und ein glühend heißer Schauer überlief ihn.
    Ulrich hatte die Lanze nicht mehr gesenkt. In vollem Galopp jagte der Rohrbacher auf ihn zu. Und die Waffe zeigte genau auf sein Gesicht.

13
    Der zweite Aufprall ließ die Lanzen knirschend splittern. Das Pferd neben Raoul glitt aus und prallte gegen seinen Sattel. Er wurde nach links geschleudert, seine Lanze wurde abgelenkt und krachte gegen Ulrichs Schild. Dieser taumelte, kämpfte um sein Gleichgewicht. Haarscharf schoss seine Waffe an Raouls Gesicht vorbei.
    Im letzten Augenblick duckte sich Raoul unter einem messer scharfen Splitter weg, der ihm sonst ins Auge gefahren wäre. In stinktiv riss er die gepanzerten Arme hoch. Er spannte sich an, um sich im Sattel zu halten. Der Schaft, der sein Gesicht getroffen hätte, prellte ihm den Schild aus der Hand. Mit einem Schmer zensschrei ließ er los. Seine Hand war taub, dann prickelte es, und Schmerz pochte darin. Im Bruchteil eines Augenblicks splitterte das eisenverstärkte Holz unter stampfenden Hufen.
    Überall waren die Ritter in Einzelgefechte verstrickt. Pferde wieherten, Männer brüllten, und irgendwo hörte Raoul eine Fan fare. Aus dem Augenwinkel sah er den Ritter mit dem silbernen Turm im Wappen stürzen. Mit einem Aufschrei verfolgten die Zu schauer, wie er hinter seinem Pferd hergeschleift und dumpf ge gen einen der Pfosten geschleudert wurde, welche die Reitbahn begrenzten. Stöhnend blieb er liegen, aber niemand kam ihm zu Hilfe. Der Platz war viel zu eng, fuhr es Raoul durch den Kopf, ein Wunder, dass es noch keine Toten gab.
    Schweiß und Schaum spritzten von den Gebissstangen der Zügel. Pferdedecken flogen um die Knie der Reiter, machten es fast unmöglich, Freund und Feind auseinanderzuhalten. Raoul duckte sich unter einem Schwert, das ihn beinahe versehentlich getroffen hätte.Schnaubend wichen die Pferde auseinander und drehten sich wild scheuend im Kreis. Durch den schmalen Sehschlitz fiel es ihm schwer, sich zurechtzufinden. Die Waffen klirrten ohrenbetäubend, und die Geräusche von den Tribünen verschwammen zu einem erregten Summen. Mit wütender Entschlossenheit hieben sie aufeinander ein, schlugen die gepanzerten Knie schmerzhaft gegeneinander. Er drosch Ulrich den Schwertknauf ins Visier und hörte ihn aufschreien. Raoul wollte mit der Klinge nachsetzen, da wendete Ulrich plötzlich.
    Zu spät begriff Raoul, dass er ihn in die eigene Reihe lockte. Ul richs Mannschaft drang nun von allen Seiten auf ihn ein, versuchte ihn in die Schutzzone zu treiben. Es gelang ihm, einem den Helm vom Kopf zu schlagen. Obwohl der Mann sicher jünger war als Raoul, fehlte ihm schon ein Auge. Brüllend drang er auf Raoul ein, als wären sie im Krieg. Hinter ihm kam ein zweiter Kämpfer in Schwarzweiß auf ihn zu – Hermann von Rohrbach. Seine linke Hand zuckte unruhig. Wütend entschlossen, es zu Ende zu brin gen, dachte Raoul nicht daran, in seine eigene Schutzzone zu flie hen. Er ließ die Klinge vorschnellen, um sich Luft zu verschaffen, und ging wie von Sinnen vor Hass auf Ulrich los.
    Raouls Wange war heiß und pochte, Ulrich musste ihn seitlich am Helm getroffen

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