Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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Vater sagte:
Und womit werden sich die Damen und Mädchen währenddessen amüsieren?
Wodurch er zu verstehen gab, dass Bärenkämpfe reine Männersache seien und das schwache Geschlecht beim Anblick des … spritzenden Blutes nur in Ohnmacht fallen und den Männern den Spaß verderben würde.»
    Ich stand auf und goss ihm noch einmal von dem Wasser ein. Er warf mir einen bösen Blick zu.
    «Obwohl manche Männer – wenn man sie überhaupt so nennen mag – ja durchaus nicht erkennen können oder wollen, was daran … Nun ja, ich erinnere mich jedenfalls, wie ich Bess beobachtet habe, als wir dort im Gebüsch kauerten. Du darfst nicht vergessen, dass sie damals erst elf Jahre alt war. Ich habe noch niemals einen entschlosseneren Ausdruck gesehen als den ihren in diesem Moment, die Lippen so fest aufeinandergepresst, dass sie nur noch ein schmaler Strich waren. Sie hat dann so lange mit dem Fuß aufgestampft, bis die Erwachsenen nachgaben. Also durfte sie beim Bärenkampf dabei sein … und obwohl sie das eine oder andere Mal mit den Tränen rang, hat sie nicht ein einziges Mal weggesehen. Als es vorbei war, klatschte sie lauter und länger als jeder Mann im Publikum.»
    «Verstehe.»
    «Ich dachte mir, das würde dich interessieren», gab Dudley zurück.
    «Das erklärt einiges.»
    «Ich glaube», sagte Dudley sanft, «sie ahnte damals schon, dass das Schicksal ihr das Leben eines Mannes bescheren würde. Für ein kleines Mädchen hatte sie ganz schön Eier in der Hose.»
    Ich fragte mich, warum er mir das nicht schon früher einmal erzählt hatte. Vielleicht dachte er nun, er wäre mir etwas schuldig, weil ich ihn – erneut – vor einem frühen Tod bewahrt hatte. Diesmal aber gebührte die Ehre dafür allein Eleanor Borrow. Der Hexe.
    «Gott, warum fühle ich mich noch so schwach, John? Ich kann meinen Hintern kaum zum Pisspott bewegen.»
    «Bilde dir jetzt aber nicht ein, dass ich ihn dir hochhalte.»
    In meinem Kopf blitzte plötzlich das Bild von Benlow auf und ließ mich erschauern.
    «Nein, nein, schon in Ordnung.» Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. «Wer ist sie wirklich?»
    «Die Ärztin?»
    «Ärzte haben nicht so tolle Titten. Das sind blasse, griesgrämige Bastarde, die … ist sie noch hier im Gasthof?»
    «Keine Ahnung, wo sie steckt. Ich … habe vorhin schon versucht, sie zu finden.»
    Ich hatte Cowdray danach gefragt, wo sie wohnte, und er hatte einen Burschen zu ihr geschickt. Aber der kam zurück und berichtete nur, dass er dort niemand angetroffen habe. Auch nach Martin Lythgoe hatte ich gesucht, weil ich wissen wollte, ob er schon mit dem Hufschmied sprechen konnte. Doch er war ebenfalls nirgends zu entdecken gewesen. Und so hatte ich allein ein spärliches Mahl in der Schankstube eingenommen, umgeben von Bauern, die sich mit Cider volllaufen ließen.
    «Was zur Hölle machen wir eigentlich in diesem Scheißloch, John? Sag es mir noch einmal.»
    «Wir suchen die Gebeine von Artus.»
    «Und? Haben wir sie gefunden?»
    «Noch nicht. Ich … bin, Cowdrays Rat folgend –»
    «Du hast Cowdray von unserem Auftrag erzählt? Warum?»
    «Das habe ich nicht. Nichts Genaues jedenfalls.»
    «Herrgott, John!»
    «Ich bin bei einem Reliquienhändler gewesen. Er besitzt eine Menge alter Knochen … alles, was das Herz begehrt …»
    «Woher hat er die?»
    «Ich weiß es nicht. Aus Kirchengrüften und Gräbern gestohlen, vermute ich. Die Leute bringen sie ihm, um ein paar Pennys zu verdienen. Er verscherbelt sie dann als heilige Reliquien an leichtgläubige Pilger.»
    «Dann könnte er uns bestimmt noch nützlich sein», überlegte Dudley laut. «Falls wir die echten Gebeine nicht finden. Wahrscheinlich müssten wir ihn dann aber hinterher umbringen.»
    Ich starrte ihn an und wusste nicht, ob wieder das Fieber aus ihm sprach oder ob er das ernst meinte. Wie dem auch sein mochte, dies war jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt, Dudley von meiner Vermutung zu erzählen, dass Benlow tatsächlich etwas über den Verbleib der echten Gebeine wusste. Es war nicht zu übersehen gewesen, dass meine Fragen nach Artus den Mann ernsthaft in Angst und Schrecken versetzt hatten.
    «
Ich
würde sie finden», sagte Dudley. «Wenn ich nur aus diesem Loch herauskäme.»
    «Warte noch einen Tag. Wenn du dich nicht richtig auskurierst, erleidest du nur einen Rückfall, und dann geht es dir dreimal so schlecht wie jetzt. Robbie …»
    «Besorgst du mir morgen ein neues Nachtgewand? Dieses hier