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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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noch, wie er es wieder abfangen sollte, als seine Sinne schwanden.
     
    Stunden später schlug Reith blinzelnd ein verquollenes Auge auf. Ein Blick zum Fenster zeigte ihm, dass der Morgen bereits heraufzudämmern begann. Reith schaute an sich herunter. Er lag nackt auf dem Bett, Laken und Decke zu einer Wurst zwischen den Beinen zusammengeknautscht. Als er sich aufsetzte und versuchte, sich den Schlaf aus dem Kopf zu schütteln, sah er, dass Shei neben ihm lag. Die plötzliche Bewegung weckte sie auf. Sie richtete sich auf und fragte:
    »Wie geht es meinem Herrn heute morgen?«
    »Ich verspüre leichte Kopfschmerzen, aber ansonsten bin ich wohlauf. Was … was tut Ihr hier?«
    »Was ich hier tue? Nun, mein lieber Herr, was glaubt Ihr?«
    »Ich nehme an, Ihr sagt es mir.«
    »Ich bin hier, Euch zu Gefallen zu sein. Was auch immer Ihr befehlt, ich stehe Euch zu Diensten.«
    Einen Wimpernschlag lang war Reith versucht, auf Sheis Angebot einzugehen. Doch eine Fülle anderer Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, verscheuchten diese Idee gleich wieder. Er blickte sie scharf an und fragte:
    »Shei, nachdem du mich ins Bett gebracht hattest, bist du da wieder zu der Party zurückgegangen?«
    »Ja, für einen kurzen Moment, um dem Präsidenten Bericht zu erstatten.«
    »Was geschah dann?«
    »Er befahl mir, zu Euch zurückzukehren; und hier bin ich.«
    »Und du weißt nicht zufällig, was die anderen getan haben, als du fort warst?«
    »Nein; wie könnte ich?«
    »War das von Anfang an so geplant? Mich betrunken machen und dann mit mir ins Bett gehen?«
    »Seid Ihr denn nun verärgert, mein Herr? Ich dachte, es würde Euch gefallen.« Sie ließ bekümmert ihre Antennen sinken.
    »Beantworte mir bitte meine Frage.«
    »Nun … eh … der Präsident wies mich an, dafür zu sorgen, dass Euer Kelch stets gut gefüllt sei, und mich, so die Trunkenheit Euch übermanne, weiter um Euer Wohl zu kümmern. Das zu tun war ich bestrebt.« Sie schaute ihn tiefbetrübt an.
    »Ist ja schon gut; du kannst nichts dafür«, besänftigte Reith sie. »Ich frage mich bloß …«
    Er versank in grübelndes Schweigen. Nach einer Weile sagte Shei: »Mein Herr, möchtet Ihr denn keine Liebe mit mir machen? Man sagt, ich sei sehr gut darin.«
    »Nein. Häng dir deine Perlen um und dann geh. Ich habe jetzt andere Dinge im Kopf.«
    »Aber …«
    »Ich sagte, geh!« Reith sprach in so barschem Ton, dass Shei hastig ihre Perlen zusammenraffte und aus dem Zimmer flüchtete.
    Reith stand auf, wobei er unter dem Schmerz zusammenzuckte, der ihm durch den Kopf fuhr, und schloss die Tür hinter ihr. Als er sie wieder öffnete, war er gewaschen, rasiert und angezogen, und außer einer gewissen Blässe um die Nase und Ringen unter den Augen deutete nichts mehr auf seinen Alkoholexzeß vom Vorabend hin.
    Er spähte nach links und rechts und versuchte, sich zu orientieren. Sein Zimmer lag, zusammen mit mehreren anderen, auf einem breiten Flur, Die Wände des Flurs waren mit riesigen Kandelabern geschmückt, die, wie fast die gesamte Straßenbeleuchtung Ghulindes, auf Erdgas umgestellt worden waren. In einer Ecke stand eine antike Rüstung. Am Ende des Flurs standen zwei gepanzerte Palastwächter in scharlachroten Uniformen mit gekreuzten Schwertern vor einer Doppeltür. Diese, so vermutete Reith, führte zu den Privatgemächern des Präsidenten.
    Reith drehte sanft den Knauf der nächsten Tür. Es war Marots Zimmer. Der Paläontologe lag in seinem abgewetzten Unterzeug auf dem Bett und schnarchte vor sich hin.
    Der nächste Raum war, wenn er sich recht erinnerte, der von Alicia. Er war leer, das Bett war unbenutzt. Auf dem Waschtisch standen jedoch ein paar Toilettenartikel von Alicia.
    Reith verließ das Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und starrte auf die Doppeltür am Ende des Flures, vor der die beiden Wachtposten unbeweglich standen. Die Bestätigung seiner düsteren Ahnungen, die er versucht hatte, in den hintersten Winkel seines Bewusstseins zu verdrängen, hatte ihn wie ein Keulenschlag getroffen.
    Eine Minute lang stand er da wie in Trance, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Während er noch versuchte, sich wieder zu sammeln, öffnete sich einer der Türflügel, und Alicia kam heraus. Sie ging mit schnellen Schritten zu ihrer Tür. Als sie die Hand nach dem Türknauf ausstreckte, bemerkte sie Reith. Mit einem scharfen Atemzug hielt sie inne.
    »Guten Morgen, Doktor Dyckman«, sagte Reith mit beherrschter Stimme.
    »Oh!« sagte sie, und ihre

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