Die Gebrüder Kip
anzuknüpfen. Er nahm sich vor, gestützt auf die Empfehlungen des Herrn Hawkins die größten Kaufleute der Stadt aufzusuchen. Eine gute Aussaat, die für die Zukunft reiche Ernte versprach.
Die Sache wegen der Meuterer vom »James-Cook« ging inzwischen ihren Gang. Der Referendar des Gerichtes bearbeitete sie nach den besonderen Vorschriften des Seegesetzbuches.
Im Hafengefängnis mit Len Cannon eingeschlossen, wurde Flig Balt doch nicht in Einzelhaft gehalten, er verkehrte vielmehr frei mit den anderen Insassen der Anstalt. Diese diente eigentlich bloß zur Unterbringung von Matrosen, die sich Vergehen gegen die Disziplin oder gegen das gemeine Recht hatten zu schulden kommen lassen, doch wurden dahin für eine Nacht auch betrunkene Seeleute eingeliefert, ebenso wie Raufbolde, die in den Straßen oder Schankstätten dieses Stadtviertels aufgegriffen worden waren, wo es nicht minder lärmend und streitsüchtig zuging als in Dunedin, wo Vin Mod Len Cannon und dessen Genossen angeworben hatte.
Sexton, Kyle und Bryce hatten, so sehr sie es auch wünschten, Hobart-Town noch nicht verlassen. Es widerstrebte ihnen aber, Len Cannon unter einer schweren Anschuldigung der Hand der Justiz ausgeliefert zu wissen. Außerdem aber waren sie in der Angelegenheit des »James-Cook« als Zeugen vorgeladen, und Vin Mod beabsichtigte, ihnen noch im letzten Augenblicke eine möglichst entlastende Aussage in den Mund zu legen. Er traf sie alle Tage, denn sie hatten auch in den Fresh-Fishs, einer elenden Spelunke, Unterkommen gesucht, wo sich Vin Mod, wie wir wissen, unter seinem richtigen Namen eingemietet hatte. Sobald die drei Matrosen den nach der Ankunft der Brigg bezogenen Lohn verzehrt, in der Hauptsache vertrunken hatten, wollte Vin Mod ihnen helfend beispringen und sie aus der Verlegenheit reißen, wie er ja schon dem Wirt des Gasthauses für sie gut gesagt hatte. Sexton, Bryce und Kyle bemühten sich deshalb auch gar nicht, wieder Heuer auf einem Schiffe zu bekommen.
»Wartet nur… geduldet euch nur! hatte Vin Mod ihnen wiederholt zugeredet. Das eilt ja nicht… Was zum Teufel… Freund Balt wird euch ja als Zeugen aufrufen, und dann werden wir denen schon den Schnabel stopfen, die ihn anklagen wollen, ihn und euern Kameraden Len Cannon!… War es denn nicht unser Recht, den verwünschten Holländer als Passagier in seine Kabine zu weisen, die Führung der Brigg wieder dem braven Engländer in die Hand zu geben, der doch einmal der Kapitän des Schiffes war?… Hab’ ich recht?… Nicht wahr? Nun, gerade das hat Flig Balt tun wollen, und deshalb sollte man ihn verurteilen? Dasselbe hat Len Cannon beabsichtigt, und ganz dasselbe wir andern! Glaubt mir nur, liebe Freunde, unser früherer Bootsmann wird freigesprochen und Len Cannon verläßt gleichzeitig mit ihm das Gefängnis!
– Droht uns aber, wendete Bryce ein, nicht auch nach die Gefahr, verhaftet und in dasselbe Loch wie Len Cannon eingesperrt zu werden?
– Nein, versicherte Vin Mod, ihr habt ja als Zeugen aufzutreten… nur als Zeugen… und wenn Len Cannon wieder zu Schiffe geht, um nach Neuseeland oder anderswohin zurückzukehren, so werdet ihr euch ihm anschließen. Für ein Schiff, und zwar ein gutes, sorge ich im Verein mit Freund Balt, und dann haben wir vielleicht mehr Glück, als mit dem ›James-Cook‹!«
Mit solchen Reden wußte Vin Mod die Kameraden Len Cannons in Hobart-Town zurückzuhalten, vielleicht auch mit dem Hintergedanken, daß sie in der bevorstehenden Gerichtsverhandlung eine Rolle spielen sollten, die ihm helfen sollte, für den Bootsmann eine Freisprechung zu erzielen.
Und während er unheimliche Pläne schmiedete, die im Fall des Gelingens die Gebrüder Kip ins Unglück stürzen müßten, ahnten die beiden, von ihren Geschäften in Anspruch genommenen Holländer nicht das geringste von dem, was ihnen drohte.
Unter der Leitung Karl Kips ging die Befrachtung des »Skydnam« in regelrechter Weise vor sich, die Reparaturen wurden mit Unterstützung von Handwerkern des Hafenortes vorschriftsmäßig ausgeführt, so daß die Abfahrt voraussichtlich an dem dafür angesetzten Tage stattfinden konnte.
Die Firma Arnemniden erkannte sehr bald den Pflichteifer und die Intelligenz des von ihr erwählten Schiffsoffiziers. Auch der Kapitän Fork sparte nicht mit seinem Lobe, da er sah, daß Karl Kip mit allen Arbeiten, die dem Obersteuermann auf einem Schiffe zufallen, aufs beste vertraut war. Hawkins erntete deshalb so manchen Glückwunsch und
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