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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wollte ihm die gute Neuigkeit sofort mitteilen, antwortete Karl Kip, doch es war schon spät und er befand sich nicht mehr in seinem Kontor.
    – Dann gehen wir also morgen zu ihm, Karl.
    – Jawohl, so frühzeitig, wie möglich.
    – Und nun gute Nacht, lieber Bruder…
    – Gute Nacht.«
    Wenige Augenblicke später lag das Zimmer in tiefer Finsternis und Vin Mod konnte sich ungefährdet davonschleichen.
    Als er in sein Zimmer eingetreten war, und bevor er nach seiner Gewohnheit den Great Old Man verließ, um sich nach dem Gasthause zu den Fresh-Fishs zu begeben, schloß er sorgfältig seinen Schrank ab, der seine Papiere und verschiedene andere Gegenstände, darunter den Kriß enthielt, den er sich vom Wracke der »Wilhelmina« angeeignet hatte.
    Unterwegs murmelte er noch für sich:
    »Vor dem dreiundzwanzigsten denken sie nicht an Bord des ›Skydnam‹ zu gehen… gut. Am einundzwanzigsten hat Flig Balt vor dem Seegericht zu erscheinen… auch gut. Nun heißt’s, die Tage nicht verwechseln. Am Abend des zwanzigsten muß die Sache ausgeführt sein… freilich ist es notwendig, daß Flig Balt davon Nachricht erhält… doch wie wird das möglich sein?…«
Drittes Kapitel.
Das letzte Mittel.
    Hawkins fühlte sich höchst befriedigt, als er am nächsten Morgen den Besuch Karls und Pieters Kip empfing. Er war glücklich, daß seine Fürsprache bei der Firma Arnemniden Erfolg gehabt hatte. Das war so vielen Dankes gar nicht wert. Er trat ja gern mit all seinem Kredit und persönlichem Einfluß für die beiden Brüder ein, da er sich vielmehr ihnen verpflichtet fühlte. Der vortreffliche Mann beglückwünschte Karl Kip, Obersteuermann des »Skydnam« geworden zu sein, und das mit so herzlicher Wärme, als ob er an dieser Ernennung keinen Anteil gehabt hätte.
    Nat Gibson, der sich eben bei Hawkins befand, konnte sich den Glückwünschen des Reeders nur aufrichtig anschließen. Er hatte seine Stellung als Teilhaber des Handelshauses jetzt schon angetreten; trotz seiner Beschäftigung mit den Angelegenheiten der Firma und trotz seines unermüdlichen Fleißes konnte er die traurige Erinnerung an die Vergangenheit aber nicht überwinden. Immer stand ihm das Bild seines Vaters vor Augen, und er kam niemals nach Hause, ohne diesen mit seiner unglücklichen Mutter zu beweinen. Zu seinem Kummer kam noch der tiefe Abscheu gegen die Mörder, die niemand kannte und die wahrscheinlich nicht entdeckt würden und damit ihrer Bestrafung entgingen.
    Noch am nämlichen Tage meldete sich Karl Kip, den sein Bruder begleitet hatte, zur Übernahme seiner Obliegenheiten als Obersteuermann an Bord des »Skydnam«, wo der Kapitän Fork beide aufs freundlichste empfing.
    Der »Skydnam«, ein Dampfer von zwölfhundert Tonnen, machte regelmäßige Reisen zwischen Hamburg und verschiedenen Häfen der australischen Küste, wobei er Steinkohle brachte und als Rückfracht Getreide einnahm. Seine Ladung war jetzt schon seit einigen Tagen gelöscht. Vorläufig wurden mehrere kleine Ausbesserungen und Einrichtungen im Frachtraume und an dem Deckhause ausgeführt, woneben man die Kessel und die Maschine reinigte und einige Havarien an der Takelage ersetzte.
    »Gewiß wird alles, versicherte der Kapitän Fork, zu Ende dieser Woche fertig sein, so daß wir dann mit der Übernahme der Fracht beginnen können. Das wird Sie schon etwas in Anspruch nehmen, Herr Kip.
    – Ich werde keine Stunde, keine Minute verlieren, Herr Kapitän, antwortete der neue Obersteuermann, ich bedauere nur, meine Kabine nicht sofort beziehen zu können.
    – Das begreif’ ich, meinte Fork. Sie sehen aber, daß wir jetzt den Handwerkern, den Tischlern und Malern, den Platz räumen müssen, und gegen zehn Tage brauchen die Leute bestimmt, ihre Arbeit zu vollenden. Vorläufig ist weder Ihre noch meine Kabine imstande uns aufzunehmen.
    – Nun, das tut nichts, Herr Kapitän, erklärte Karl Kip. Ich werde mit Sonnenaufgang an Bord eintreffen und bis zum Abend dableiben. An mir soll es nicht liegen, daß der ›Skydnam‹ am vierundzwanzigsten oder fünfundzwanzigsten noch nicht zum Auslaufen bereit wäre.
    – Ja ja, das glaub’ ich, Herr Kip, sagte der Kapitän Fork. Ich überlasse das Schiff also Ihrer Obhut, und sollten Sie meiner bedürfen, so finden Sie mich meist in den Bureaux der Firma Arnemniden.«
    Dieser Vereinbarung nach sollte Karl Kip also alle Tagesstunden an Bord des Dampfers zubringen.
    Pieter Kip bemühte sich anderseits, in Hobart-Town Geschäftsverbindungen

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