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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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auf das drei miteinander verbundene Siegel gemalt worden waren. Die Buchstaben glühten vor meiner Silhouette und wirkten ihre Magie einfach dadurch, dass sie existierten.
    Knochenbieger benutzten hin und wieder ein Siegel. Typischerweise waren das sehr bekannte oder einfach zu zeichnende Siegel. Doch sie benutzten niemals ganze Skripts. So etwas Kompliziertes und Aufwändiges war die Arbeit eines Schreibers. Außerdem kostete es ein Vermögen.
    »Was ist das, Hado?« Ich drehte meinen Kopf, um ihn im Auge zu behalten, als er zu einem Fenster ging. Jetzt, da ich wusste, wonach ich schauen musste, war diese herausstechende Dunkelheit leicht zu sehen. »Wir sind nicht im Haus der Aufgegangenen Sonne. Was geht hier vor? Und Ihr ... was zum Teufel seid Ihr?«
    »Soweit ich weiß, lautet der allgemeine Begriff >Spion<, Lady Oree.«
    Das hatte ich zwar nicht gemeint, aber es lenkte mich ab. »Spion? Ihr?«
    Er stieß ein leises, humorloses Lachen aus. »Das Geheimnis eines guten Spions, Lady Oree, ist, an seine Rolle zu glauben und sie niemals abzulegen.« Er zuckte mit den Schultern. »Mag sein, dass Ihr mich deswegen nicht mögt, aber ich tat, was ich konnte, um Euch und Eure Freunde am Leben zu erhalten.«
    Meine Hände verkrampften sich um die Laken, als ich an Madding dachte. »Ihr habt keine besonders gute Arbeit geleistet.«
    »Alles in allem habe ich hervorragende Arbeit geleistet, aber Ihr dürft mir gerne die Schuld für den Tod an Eurem Geliebten geben, wenn Ihr Euch dann besser fühlt.« Sein Ton machte unmissverständlich klar, dass es ihm egal war, was ich tat oder nicht tat. »Wenn Ihr ein wenig darüber nachdenkt, werdet Ihr zu dem Schluss kommen, dass Dateh ihn so oder so getötet hätte.«
    Das ergab alles keinen Sinn. Ich schlug die Decken zurück und versuchte, aufzustehen. Ich war immer noch schwach. Daran konnte auch die magische Heilung nichts ändern. Aber ich war stärker als vorher. Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass ich mich auf dem Weg der Besserung befand. Zwei Versuche brauchte ich, dann stand ich auf meinen Füßen. Ich schwankte nicht einmal. So schnell wie möglich zog ich mich um, legte das Nachthemd ab und die Kleider, die er mir gegeben hatte, an. Eine Bluse und ein eleganter, langer Rock. Das war weit eher mein Stil als die formlose Kleidung der Lichter. Die Kleidung passte perfekt, sogar die Schuhe. Eine Schlinge für meinen Arm war ebenfalls vorhanden. Nachdem ich erst einmal herausgefunden hatte, wie ich sie anlegen musste, erleichterte sie beträchtlich den ständigen Schmerz.
    »Fertig?«, fragte er. Er nahm meinen Arm, noch bevor ich antworten konnte. »Dann kommt.«
    Wir verließen das Zimmer und gingen durch lange, gebogene Flure. Ich konnte alles sehen. Die eleganten Wände, die gebogenen Decken, den spiegelglatten Boden. Wir stiegen eine breite Treppe mit flachen Stufen hinauf. Ich wurde langsamer und probierte aus, wie ich Höhe nur mit Hilfe meiner Augen und ohne Gehstock einschätzen konnte. Sobald ich die Technik verstanden hatte, war ich nicht länger auf Hados Hand angewiesen, die mich führte. So schüttelte ich ihn schließlich ganz ab und genoss das neue Gefühl, ohne Hilfe meinen Weg zu beschreiten. Mein ganzes Leben lang hatte ich Begriffe wie Tiefenwahrnehmung und Panorama gehört, sie aber nicht völlig verstanden. Jetzt fühlte ich mich wie eine sehende Person — oder so wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Ich konnte alles sehen, außer dem menschlichen Schatten Hado an meiner Seite und den anderen Menschen, die auch als Schatten an uns vorbeigingen. Die meisten davon strebten eilig voran und sprachen nicht. Ich starrte sie ungeniert an, auch, wenn die Schatten ihre Köpfe drehten, um zurückzustarren.
    Dann ging eine Frau dicht an uns vorbei. Ich sah ihre Stirn und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ein Arameri-Blutsiegel.
    Nicht das gleiche wie bei Serymn; dieses hatte eine andere Form. Ihre Bedeutung war mir unbekannt. Man munkelte, dass die Bediensteten der Arameri selbst Arameri waren. Sie hatten nur einen entfernteren Verwandtschaftsgrad. Doch alle trugen das Zeichen. Verstehen konnten das wohl nur andere Familienmitglieder.
    Hado blieb ebenfalls stehen. »Was ist los?«
    In mir keimte ein Verdacht auf. Ich wandte mich von ihm ab, ging zu einer Wand und berührte den grünen Bereich dort. Er fühlte sich rau, kratzig und hart unter meinen Fingern an. Ich beugte mich vor und schnupperte. Der Geruch war schwach, aber unverkennbar: das süße, lebende

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