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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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unterdurchschnittlich klein waren, vermutete ich, dass sie aus Hochnord stammten. Außerdem verriet sie ihr langes Haar, dessen Schwung ich ausmachen konnte, weil es lang herunterhing. Ich sah keine Waffen; allerdings war es möglich, dass sie diese unter der Kleidung eng am Körper trugen. Auf den ersten Blick wirkten sie also nicht wie Wachen. Dennoch verriet irgendetwas an der Haltung ihrer Schultern mir, dass sie genau das waren. Sie waren keine Arameri. Sie waren noch nicht einmal Amn. Waren sie also hier, um den Lord vor seiner eigenen Familie zu beschützen? Oder war ihre Gegenwart Zeichen für etwas anderes?
    Eine der Frauen ging hinein, um uns anzukündigen. Kurz darauf kam ein Knäuel Menschen durch die Tür und defilierte an uns vorbei. Sie starrten mich voller Neugier offen an. Ich bemerkte, dass sie auch Hado anschauten — besonders die beiden Vollblüter, die gemeinsam herauskamen und unverzüglich begannen, miteinander zu flüstern. Ich warf Hado einen Blick zu, der sie nicht einmal zu bemerken schien. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, sein Gesicht zu berühren, weil er eine gewisse Zufriedenheit ausstrahlte, die ich nicht deuten konnte.
    Die Wache trat aus dem Gemach und hielt uns wortlos die Türe auf. Ich folgte Hado hinein.
    Das Audienzzimmer war offen und luftig. Zwei riesige Fenster, die mehrere Schritte breit und zweimal so hoch waren wie Sonnenschein, beherrschten die Wände rechts und links der Tür. Als wir gingen, hallten unsere Schritte weit oben wider. Ich war zu aufgeregt, um hochzuschauen. Das einzige Möbelstück im Zimmer war ein großer Stuhl, der wie ein Block aussah und gegenüber der Tür auf einer mehrstufigen Plattform stand. Diese Plattform befand sich so weit wie möglich von der Tür entfernt am anderen Ende des Zimmers. Obwohl ich nicht sehen konnte, wer auf dem Stuhl saß, hörte ich, wie er etwas auf ein Stück
    Papier schrieb. Das Kratzen seines Stiftes war in der Stille des Raums überdeutlich zu hören.
    Sein Blutsiegel konnte ich allerdings sehen. Das Zeichen war noch seltsamer als die, die ich bisher gesehen hatte. Es war ein Halbmond, der nach unten offen war und auf beiden Seiten von schimmernden Winkeln eingerahmt wurde.
    Wir warteten schweigend, bis er mit seinem Tun fertig war. Als er seinen Stift zur Seite legte, fiel Hado plötzlich mit gebeugtem Kopf auf ein Knie. Ich tat es ihm eilig nach.
    Nach einer Weile sagte LordT'vril: »Ich glaube, Ihr beide werdet erfreut sein, zu hören, dass es das Haus der Aufgegangenen Sonne nicht mehr gibt. Die Bedrohung wurde beseitigt.«
    Ich blinzelte überrascht. Die Stimme des Lord Arameri war sanft, tief und beinahe melodisch, obwohl die Worte, die er sprach, alles andere als das waren. Ich hätte zu gerne gewusst, was beseitigt hieß, vermutete aber, dass es sehr töricht wäre, diese Frage zu stellen. Ich hatte gehört, dass die Adligen gerne um den heißen Brei herumredeten, damit die schrecklichsten Dinge freundlicher klangen.
    »Was ist mit Serymn?«, fragte Hado. »Wenn ich fragen darf.«
    »Sie wird hierhergebracht. Ihr Mann wurde noch nicht gefangen, aber die Schreiber versichern mir, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Schließlich sind wir nicht die Einzigen, die nach ihm suchen.«
    Zunächst verstand ich nicht, aber dann dämmerte es mir - natürlich informierten ihn die Gottkinder der Stadt. Ich räusperte mich und wusste nicht, wie ich eine Frage formulieren sollte, ohne dem mächtigsten aller Männer zu nahe zu treten.
    »Ihr habt das Wort, Eru Shoth.«
    Ich zögerte kurz, als mir klar wurde, dass dies ein weiterer Hinweis war, den ich übersehen hatte: Hados Geste, die Maro- neh-Höflichkeitsform zu benutzen. So etwas tat man, um diplomatisch zu sein, wenn man es mit Bewohnern anderer Länder zu tun hatte. Das war eine Angewohnheit der Arameri.
    Ich atmete tief ein. »Was ist mit den Gottkindern, die von den Neuen Lichtern gefangengehalten wurden, äh, Lord Arameri? Wurden sie gerettet?«
    »Einige Leichen wurden gefunden. Sowohl in der Stadt, wo die Lichter sie einfach abgelegt hatten, als auch im Haus. Die hiesigen Gottkinder nehmen sich der Uberreste an.«
    Leichen. Ich vergaß meine guten Manieren und starrte den Mann mit weit offenem Mund geschockt an. Mehr als die vier, von denen ich wusste? Dateh war fleißig gewesen. »Wer waren sie?« Im Geiste hörte ich die Antwort auf diese Frage bereits: Paitya, Kitr, Messie, Lil.
    Madding.
    »Man hat mir ihre Namen bisher nicht genannt. Obwohl man mir

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