Die Gefährtin Des Lichts erbin2
höchstpersönlich in dieses Amt erhoben wurde, stellen einige meiner Verwandten — insbesondere die Vollblüter — meine Befähigung in Frage. Dummerweise zählte ich Serymn zu denjenigen, die weniger gefährlich sind. Ich glaubte sogar, sie könne sich als nützlich erweisen, da ihre Organisation den desillusionierten Mitgliedern des itempanischen Glaubens eine Richtung gab.« Ich sah zwar nicht, dass er Sonnenschein einen Blick zuwarf, vermutete es aber. »Ich dachte nicht, dass sie wirklichen Schaden anrichten könnten. Dafür muss ich mich entschuldigen.«
Überrascht hielt ich inne. Ich wusste nichts über Adlige oder die Arameri, aber eins wusste ich: Sie entschuldigten sich nicht. Niemals. Nicht einmal nach der Zerstörung des Marolandes. Sie hatten die Nimaro-Halbinsel meinem Volk als »humanitäre Geste« angeboten, aber nicht als Entschuldigung.
Serymn schüttelte langsam ihren Kopf. »Dekarta hat dich nur unter Zwang ernannt, T'vril. Unter normalen Umständen würdest du deine Sache auch ganz ordentlich machen und mir wäre es egal, ob du ein Halbblut bist oder nicht. Aber in diesen dunklen Zeiten brauchen wir ein Familienoberhaupt, das die alten Werte hochhält und nicht von dem Glauben an unseren Lord abweicht. Dir fehlt der Stolz unseres Erbes.«
Ich spürte, wie der Lord Arameri lächelte. Es war ein brüchiges, gefährliches Lächeln, und jeder im Raum fühlte sich dadurch verunsichert.
»Hast du noch etwas zu sagen?«, fragte er. »Etwas, das meine Zeit wert ist?«
»Nein«, antwortete sie. »Das bist du nicht wert.«
»Wie du willst«, erwiderte der Lord Arameri. Er schnippte mit den Fingern, und ein Diener tauchte durch einen Vorhang hinter T'vrils Stuhl auf. Er kauerte sich neben T'vrils Stuhl und hielt etwas in der Hand. Ein leises, metallisches Klirren ertönte. T'vril nahm es nicht entgegen. Ich konnte nicht sehen, um was es sich handelte. Allerdings sah ich, wie Serymn zusammenzuckte.
»Dieser Mann«, sagte der Lord Arameri und zeigte auf Sonnenschein. »Kennst du ihn?«
Serymn warf Sonnenschein einen Blick zu und sah dann wieder fort. »Wir waren nie in der Lage, herauszufinden, was er ist«, sagte sie. »Aber er ist Lady Orees Begleiter und vielleicht Geliebter. Er war wertlos für uns und diente nur als Geisel, damit sie sich gut benahm.«
»Schau noch einmal hin.«
Sie sah ihn an und strahlte Missfallen aus. »Gibt es etwas, das ich sehen sollte?«
Ich nahm Sonnenscheins Hand. Er hatte sich nicht bewegt und schien vollkommen unbeeindruckt.
Der Lord Arameri erhob sich und schritt die Stufen hinunter. Am unteren Ende der Treppe drehte er sich plötzlich ruckartig zu uns herum. Sein Umhang und seine Haare umwehten ihn. Dann fiel er mit einer Anmut auf ein Knie, die ich von einem so mächtigen Mann nie erwartet hätte. In dieser Haltung sprach er mit donnernder Stimme: »Siehe, denn dies ist unser Lord, Serymn. Begrüße Itempas, den Herrn des Tages, den Lord des Lichtes und der Ordnung.«
Serymn starrte ihn an. Dann sah sie Sonnenschein an. In T'vrils Stimme schwang kein Sarkasmus, kein Hinweis auf etwas anderes als Ehrerbietung. Doch ich konnte mir vorstellen, was sie sah, als sie Sonnenschein anschaute: die abgrundtiefe Müdigkeit in seinen Augen, die Trauer hinter seiner Teilnahmslosigkeit. Er trug geliehene Kleidung, genau wie ich, und sagte nichts zu T'vrils Verbeugung.
»Er ist ein Maroneh«, sagte Serymn nach einem langen, prüfenden Blick.
T'vril stand auf und warf seinen langen Haarzopf gekonnt über die Schulter zurück. »Das ist eine Überraschung, nicht wahr? Es wäre allerdings nicht die erste Lüge, die unsere Familie so lange erzählt hat, bis sie die Wahrheit vergaß.« Er drehte sich um und ging zu ihr. Direkt vor ihr blieb er stehen. Sie wich vor seiner Nähe nicht zurück. Ich hätte das getan. Der Lord Arameri strahlte in dem Moment etwas aus, das mich ängstigte.
»Du hast im Namen von Bright Itempas gehandelt, Serymn«, sagte er. »Du wusstest, dass er gestürzt worden war. Du hast gesehen, dass viele Götter eine sterbliche Form annehmen, obwohl du in diesem Fall nicht anwesend warst. Warum ist es dir niemals in den Sinn gekommen, dass dein eigener Gott auch einer davon sein könnte? Hado hat mir erzählt, dass deine Neuen Lichter nicht sehr freundlich mit ihm umgesprungen sind.«
»Nein«, sagte Serymn. Ihre starke, volle Stimme schwankte unsicher. Das war das erste Mal, seit ich sie kennengelernt hatte. »Das ist unmöglich. Ich hätte ... Dateh
Weitere Kostenlose Bücher