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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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sie geworben. Sie würde nicht seine Frau sein, nicht seine Kinder großziehen. Jene Stunde in der Grotte, da die Verzweiflung sie in seine Arme getrieben hatte, würde sich nicht wiederholen. Und wahrscheinlich war es sogar das, womit er sie am meisten reizte und köderte.
    »Ich gehöre zu Aurel«, murmelte sie, und was immer Akil über ihre Entscheidung dachte – er zeigte es ihr nicht.
    »Wie ich schon sagte, wir können euch nach Barcelona bringen«, meinte er lediglich, als sie nach draußen ging. »Und von dort gelangt ihr über das Rossilo und das Languedoc in die Provence.«
    Alaïs senkte den Blick. »Danke«, meinte sie knapp.
    »Aber noch fehlt uns der Wind. Noch müssen wir warten.«
    Am Anfang hatte Alaïs die Enge der kleinen Hütte bedrückend gefunden, nun konnte sie ihr gar nicht eng genug sein, um sich hier vor Sancho zu verkriechen. Sie hörte ihn nach ihr rufen, mit jener neckischen, werbenden Stimme. Nach seinem Prachtweibverlangte er, doch was eben noch wie eine prickelnde Auszeichnung geklungen hatte, schien ihr nun plötzlich aufdringlich und lästig. Sie blieb neben Aurel hocken, als würde sie ihn nicht hören.
    Sie wäre noch länger sitzen geblieben, der Hitze zum Trotz, doch in den Abendstunden klopfte Sancho an die Tür. Seine Stimme klang nicht länger werbend, seine Zähne blitzten nicht schalkhaft. Fast griesgrämig sah er sie an. »Akil hat mir alles berichtet«, erklärte er knapp, drehte sich wieder um und ging.
    Alaïs folgte ihm widerstrebend. Gerne hätte sie es vermieden, sich ihm zu erklären, doch sie wollte ihn nicht unnötig grimmig stimmen, nicht vor der Reise, die ihnen bevorstand, zermürbend und ungewiss genug.
    »Sancho …«, setzte sie an, »Sancho …«
    Ihr ging auf, dass sie fast nie seinen Namen ausgesprochen hatte. Er kam ihr schwer über die Lippen, nicht nur, weil sie verlegen war.
    »Verbringst du nun lieber deine Zeit mit diesem Krüppel als mit mir?«, fauchte er. Arglos hatte sie sein Gesicht stets gedeucht, nun wirkte es dunkel und gewöhnlich. Wenn sie nun die Augen schlösse, würde sie ihn noch beschreiben können? Oder würde von ihm nichts anderes bleiben als die Erinnerung an Sand und Salz – und Lust?
    »Ich kenne ihn schon so viel länger als dich«, erklärte sie, nicht beschwichtigend, wie sie es eigentlich beabsichtigt hatte, sondern trotzig. »Ich … ich gehöre zu ihm.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, als sei er dein Mann. Ich hätte niemals …«
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn, rang nach Worten. »Aber dieses gemeinsame Leben, das du dir ausgedacht hast … in einem armseligen Haus wie diesem, wo ich stets auf dich warte … Dafür bin ich nicht gemacht.«
    »Was ist daran schlimm? Von einer Frau wie dir hätte ich gerne eine Horde Kinder, lebhaft, entschlossen und stark!«
    Raymonda kam ihr in den Sinn, ihre dunklen Arme, ihre speckigen Hände, ihr durchdringendes Gebrüll, wenn sie etwas forderte, und die Bereitschaft, augenblicklich zu verstummen, wenn man es ihr gewährte – wenn Emy es ihr gewährte oder ihr Vater. Sie selbst hatte ihr nie etwas anderes gegeben als die Milch ihrer Brüste.
    »Und siehst du«, sagte sie. »Ich hätte gerne kein Einziges von dieser Horde. Ich … ich möchte ein ganz anderes Leben als die anderen. Ich will keine Frau sein, die irgendwo auf einen Mann wartet und seine Kinder gebiert.«
    Verächtlich spuckte er aus. »Was du willst, Alaïs, kann ich nicht verstehen – eines aber durchaus: Du bist das Feuer. Er hingegen«, er deutete mit dem Kinn auf die Hütte, wo Aurel hockte, »er hingegen ist wie die Luft. In seiner Nähe flackert deine Flamme stets zittrig, niemals wird sie ihr volles Licht und ihren vollen Glanz entfalten. Und irgendwann wird ein kalter Luftzug sie gänzlich zum Erlöschen bringen. Ich bin wie die Erde. Bei mir findest du Holz, um das Feuer prächtig am Leben zu halten, und viele Steine, die man darumherumlegt, auf dass es geschützt bleibt. Du könntest lodern anstatt erbärmlich zu verlöschen.«
    Er wartete nicht ab, was sie dazu zu sagen hatte. Er rammte seine Füße förmlich in den Boden, als er sich abwandte und den Strand hinauflief. Alaïs starrte ihm nach, aber sie rief ihn nicht zurück.
    Die Gefühle, das wusste sie, würden ihr stets deutlich in Erinnerung bleiben. Wann immer sie wollte, würde sie an diese Tage zurückdenken und ihre Haut würde glühen, als sei es gestern gewesen. Die Erinnerung würde kostbar schmecken, aufreizend und ein wenig verboten, und

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