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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Gesichter, »’s gibt viele Kaufleute aus Italien, die in der Provence Handel treiben. Sie kommen aus Mailand und Turin, Lucca und Asti. Aber keine Stadt ist hierzulande so wichtig wie Florenz.«
    Der Griff um seine Geldbörse wurde fester. »Mein Name ist im übrigen Giacinto Navale. Dürfte ich auch den eines so großen Medicus erfahren, wie Ihr einer seid?«
    Alaïs entging nicht, wie ein leichter Ruck durch Aureis Gestalt fuhr. Bislang hatte er dem Mann ebenso wenig Interesse gezolltwie allen Menschen, die keine Krankheit oder Verletzung aufzuweisen hatten. Doch dessen unerwartetes Lob – es klang aufrichtig, war von keinerlei Spott durchsetzt – ließ ihn nun vortreten und sich seinerseits vorstellen.
    »Dieser Kranke«, fügte er dann rasch hinzu, »muss in den nächsten Tagen die richtige Betreuung erfahren.«
    »Und warum übernehmt Ihr das nicht selbst?«, fragte der Kaufmann. Er wartete die Antwort nicht ab. »Wie es aussieht«, fuhr er fort, »können wir im Moment nicht Weiterreisen, ohne diesem Armen den Tod zu bringen. Wir werden also hier unser Lager aufschlagen, eine Weile rasten, und wie ich schon sagte: Seid mein Gast! Speist mit mir! Schlaft in einem der Zelte! Ich mag Menschen, die wissen, was sie tun und die tun, was sie können.«
    Er wartete Aureis Zustimmung nicht ab, sondern drehte sich um, rief Befehle, knapp und ohne jegliche Höflichkeit. Seine Finger streichelten indessen förmlich den Geldsack.
    »Ach ja«, fiel ihm noch ein. »Seid gewiss, dass ich Euch anständig bezahlen werde! Nicht nur dafür, dass Ihr ihm das Leben gerettet habt, sondern dass Ihr seine Genesung überwacht.«
    Damit schien das Geschäft für ihn besiegelt. Offenbar konnte er sich nicht vorstellen, dass irgendjemand auf der Welt ein Angebot ablehnen könnte, das einen ordentlichen Batzen Geld einbrachte.
     
    Aurel blieb beim Verletzten sitzen, wohingegen Alaïs froh war, dass er ihrer Hilfe nicht länger bedurfte, und rasch aus seiner Nähe floh. Zu viel gab es zu beobachten, zu viel zu erforschen, um freiwillig Zeit mit einem schlafenden Kranken zuzubringen. Sie sah Navales Männer zu, wie sie das Lager aufschlugen, und lauschte den Worten einer fremden Sprache, die sie sich zuriefen, sobald sie unter sich waren. Die einfach gekleideten Lastenträger folgten mit flinken Händen den Befehlen, träge hingegen standen jene herum, die an ihren Gürteln ähnliche Dolche wie Giacinto trugen und sich wohl nur dann zuständig fühlten mit anzupacken, wenn es galt, die Waren gegen Angreifer zu schützen.
    Jene Waren köderten Alaïs’ Neugierde noch mehr als die Menschen, die sie beförderten: Feiner Seidenstoff zählte dazu, wie man ihn Aurel zuvor zum Zwecke eines Verbands gereicht hatte, desgleichen solcher, in den man dünne Fäden Gold eingewoben hatte. Gewürze aus dem Orient entdeckte sie schließlich, sorgfältig bearbeitetes Leder aus den baltischen Ländern und kostbare Metalle aus dem Norden. Die Händler, die sie bislang gesehen hatte, waren entweder einfache Menschen gewesen, die ihre Waren auf Ochsenkarren hinter sich herzogen, oder aber, so denn ihre Güter mehr Luxus verhießen, auf eine bestimmte Ware spezialisiert gewesen. Giacinto Navale hingegen schien mit allem zu handeln, was das Leben der Reichen annehmbarer machte.
    Zuletzt stand sie staunend – wenngleich in sicherem Abstand – vor den prächtigen Pferden, die man um einen Baum gesammelt und dort angebunden hatte.
    Alaïs bemerkte nicht, dass Emy zu ihr getreten war. »Er muss noch reicher sein, als ich auf den ersten Blick dachte«, murmelte er eben. »Hast du die große Geldbörse gesehen, die er mit sich trägt?«
    »Weißt du, wo diese Stadt Florenz ist?«, fragte sie zurück.
    Er zuckte die Schultern, deutete schließlich vage in Richtung Süden. »Muss jenseits der Grenze zum Piémont liegen, ich bin mir nicht sicher. Aber so weit ich weiß, gibt es viele florentinische Kaufleute in der Provence. In manchen Städten haben sie Filialen – Aurel und ich sind einmal an einer solchen vorbeigekommen. He!«, rief er plötzlich einem vorbeischreitenden Mann zu. »Woher kommt ihr gerade? Und wohin wollt ihr?«
    Alaïs war überrascht über Emys forsche Stimme. Bis jetzt hatte sie ihn noch nie derart neugierig erlebt. Der Mann sagte etwas in einer fremden Sprache – vielleicht versuchte er auch, den proven – çalischen Dialekt zu sprechen und vermochte es nicht. Verständlich waren nur die Namen der Orte, die er benannte: Beaucaire,

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