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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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an die Möglichkeiten, die es zu schützen galt. Und vielleicht auf Rettung zu sinnen.
    Er brauchte eine Geschichte, eine glaubwürdige – eine, die der Wirklichkeit so nahe wie möglich kam, damit er sich nicht in Widersprüche verwickelte.
    Würden sie herausfinden, dass er mit den Vaganten von Konstanz hergezogen war?
    Besser ja, denn damit konnte er Piet ins Spiel bringen. Eine Laune eines gelangweilten Magisters, dem sein Schreiberamt bei dem Bischof Raban von Helmstatt in Speyer zu eintönig geworden war.
    Warum hatte er die krause Geschichte von dem schuldbeladenen Pelzhändler erfunden, die so viel Ähnlichkeit mit der von seinem Vetter Stephan hatte?
    Nun, weil er unterwegs von dem Mumienhändler gehört hatte. An der Stelle konnte er ehrlich sein. Von den besonderen Leistungen der Töchter der Nacht hatte er im Badehaus gehört, auch das stimmte. Die Neugier hatte ihn dazu gebracht, der Hure diese Geschichte aufzutischen.
    Auch von den Grabtuchreliquien hatte er an verschiedenen Stellen gehört. Darüber konnte er faseln, ohne jemanden zu nennen. Aber die Mater Dolorosa gäbe sich damit sicher nicht zufrieden, fürchtete er. Sie würde weitere Namen wissen wollen, um seine Angaben zu überprüfen.
    Wenn er Piet nannte, musste er den Gasthof nennen.
    Plötzlich fiel ihm eine weitere häss­liche Kleinigkeit ein.
    Der Wagner hatte diese Dirne, die Nys, in die »Bischofsmütze« mitgebracht, und Laure hatte sie als Magd dabehalten. Just an dem Tag, als der Ritter von Hane Goswin nach Hemma ausgefragt hatte, war sie verschwunden. Sie hatte ihn dort gesehen.
    Heilige Mutter Gottes!
    Er würde nicht darum kommen, auch von dem Gasthof zu berichten. Wenn die Teufelin, die diesem Konvent vorstand, durch Nys und den Ritter von den Vaganten hörte, dann kamen sie schnell genug darauf, wo er die vergangenen Wochen verbracht hatte.
    Schritte näherten sich seinem Verlies.
    Hagan betete um Kraft.
    Melle hatte sich bei dem Streit mit Goswin aus dem Hof gestohlen und war dem abenteuerlustigen Matti gefolgt, der jetzt am Wiesenrain ein Mauseloch belauerte.
    Goswin war ein Widerling, und Frau Laure tat ihr herzlich leid. Manchmal sogar die essigsaure Elseken.
    Aber das war eigentlich nicht das, was sie derzeit am meisten beschäftigte. Seit sie von Janna noch mehr über ihren Vater gehört hatte, kreisten ihre Gedanken beständig um ihn. Wie Frau Laure es gesagt hatte – er war ein mächtiger Mann. Und ein anderer trachtete ihm nach dem Leben. Und dann hatte sie am vergangenen Freitag ein Gespräch belauscht. ­Eigentlich hatte sie es nicht gewollt, aber es hatte sich eben so ergeben. Stephan, der noch immer an einem scheuß­lichen Husten litt, hatte einige wackelige Schritte durch die Scheune gemacht, in der sie ihren Schlafplatz hatten. Sie selbst hatte sich oben auf dem Heuboden mit den Frettchen der Rattenfängerin vergnügt und zugesehen, wie die beiden Jäger nach ihrer Beute schnüffelten, als ihr Vater zu Stephan gekommen war und angefangen hatte, ihm Fragen zu stellen.
    Erst hatte sie nicht besonders interessiert zugehört, sondern weiter mit den Frettchen gespielt, aber dann war ihr aufgefallen, dass Stephan recht vehement protestierte.
    Danach hatte sie die Ohren gespitzt.
    Wie es schien, wollte ihr Vater sehr genau wissen, was Stephan in diesem Konvent der verschleierten Damen erlebt hatte. Der aber druckste ziemlich herum, gab dann aber eine Schilderung eines düsteren Hauses mit einer tiefen Gruft, in der schauer­liche Zeremonien abgehalten wurden.
    Und jetzt war Magister Hagan seit Samstag fort.
    Sie war sich ziemlich sicher, dass er zu diesen Frauen wollte, um herauszufinden, was die da in ihrem Keller versteckten. Warum hatte er sich nur alleine auf den Weg gemacht? Er hätte auf Piet warten sollen.
    Und warum war er nicht zurückgekommen? Sonst blieb er doch immer nur einen Tag fort. Wo er doch viel lieber bei Frau Laure im Gasthaus übernachtete als in einem anderen.
    Hinter Stephan waren die Söldner her gewesen.
    Was, wenn die auch ihn erwischt hatten?
    Melle gestand sich ein, dass sie tatsächlich Angst um ihren Vater hatte. Und das nur, weil sie angefangen hatte, ihn gern zu haben.
    Matti hatte eine Maus aufgestöbert und spielte mit ihr Haschen. Er hatte sich gut mit dem Verlust seines Beines abgefunden, und dass er manchmal auf den Hintern fiel, schien ihm nicht viel auszumachen.
    Doch heute lenkten Melle seine Kapriolen nicht ab. Sie saß auf einem Grenzstein, kaute an der Unterlippe und

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